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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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schicken«, sagte Sifakis. »Ich vermute, ich muss nicht extra betonen, dass höchste Geheimhaltungspflicht besteht?«
    Â»Unsere nationale Gruppe ist sich über die Voraussetzungen für unsere Zusammenarbeit ebenso im Klaren wie alle anderen auch«, entgegnete Bendiks trocken.
    Â»Die beiden kommen natürlich inkognito, es sind Laima Balodis aus Litauen und Jorge Chavez aus Schweden.«
    Â»Schweden«, brummte Bendiks. »Im Moment sind wir hier in Lettland nicht gerade gut auf Schweden zu sprechen.«
    Â»Hier spricht Chavez«, meldete sich der. »Ich höre.«
    Â»Ich rede nur ungern über Politik«, sagte Bendiks.
    Â»Aber selbst hier gilt wie immer die goldene Regel. Wer A sagt, muss auch B sagen«, wandte Chavez ein.
    Bendiks in Riga war nicht gerade um Worte verlegen, als er entgegnete: »Die schwedischen Kreditinstitute haben unerhörte Summen daran verdient, jedem noch kaum mit dem Kapitalismus vertrauten Letten unfassbar hohe Kredite zu gewähren, der auch nur die Hand hob. Man spricht davon, dass fünfundzwanzig Milliarden schwedische Kronen Reingewinn geradewegs in die Taschen der Banken geflossen sind. Dann schlug die Krise zu, aus ebendiesem Grund, und jetzt fordert der schwedische Staat gigantische Senkungen der Budgets von Lettland, um die Notdarlehen zu gewähren, damit die Letten ihre Kredite an die schwedischen Geschäftsbanken zurückzahlen können. Lasst euch das einen Moment lang auf der Zunge zergehen, und spürt, wonach es schmeckt.«
    Â»Es schmeckt in der Tat ein wenig nach Kolonialismus«, sagte Chavez.
    Auf dem Bildschirm war deutlich zu erkennen, wie Bendiks die Zähne zusammenbiss, bevor er knurrte:
    Â»Marx hätte möglicherweise Folgendes dazu gesagt, allerdings ohne selbst richtig daran zu glauben: Der Staat sponsert das Kapital, damit das Kapital ein kleines armes Land ordentlich aussaugen kann. Und das im 21. Jahrhundert. Wo wir doch möglicherweise aus dem 20. etwas hätten lernen können.«
    Â»Ziemlich ungewöhnlich, dass ein Balte Marx zitiert«, sagte Fabio Tebaldi. »Eigentlich bezeichne ich mich selbst immer als den letzten Marxisten.«
    Â»Die Zeiten sind sehr speziell«, entgegnete Bendiks in Riga. »Der Kapitalismus hätte auch ein wenig innehalten und sich auf die ihm eigenen Werbeslogans beschränken können. Man hätte denken können: Wir haben gewonnen, überall auf dem Erdball. Keiner zweifelt noch daran, dass eine Gesellschaftsform, die sich auf Angebot und Nachfrage gründet, die beste ist. Und wenn wir es vermeiden, das Ganze bis zum Äußersten zu treiben, werden wir auch alle Menschen weltweit auf unserer Seite haben. Der Kapitalismus hat eine schreckliche Seite, eine absolut unmenschliche – wir wissen das, und wir wollen vermeiden, uns von dieser Seite zu zeigen. Dann werden die Menschen auch hinter uns stehen.
    Stattdessen ist genau das Gegenteil passiert. Der Kapitalismus hat alle und jeden regelrecht überrannt, und das wird er nicht überleben. Die Erde wird Feuer fangen, und ich werde der Erste sein, der es bedauert.«
    Â»Und du wolltest also nicht über Politik reden?«, fragte Chavez.
    Â»Es tut mir leid«, entschuldigte sich Bendiks mit steinerner Miene.
    Â»Aber du hast recht«, pflichtete ihm Tebaldi bei. »Ich habe den reinen Kapitalismus aus nächster Nähe gesehen. Die Mafia.«
    Â»Beziehungsweise die schwedischen Banken«, ergänzte Bendiks. »Für uns ist es ein und dasselbe.«
    Â»Ich werde euch dennoch besuchen«, sagte Chavez. »Es scheint, als hätten wir uns eine Menge zu sagen, während du uns auf den besten Wodka in Riga einlädst.«
    Man konnte nicht gerade behaupten, dass Bendiks lächelte, aber seine Gesichtszüge schienen für einen kurzen Augenblick etwas weicher zu werden, als er sagte: »Es scheint mir eher angebracht, dass du eine Runde ausgibst, Chavez.«
    Chavez lachte und antwortete: »Versprochen.«
    Â»Und wie steht’s mit bella Roma?«, fragte Tebaldi. »Jetzt möchte ich aber zum Teufel noch mal eine genaue Adresse von dir bekommen, Donatella.«
    Â»Das hängt davon ab, ob du vorhast, in Süditalien eine marxistische Revolution anzuzetteln«, entgegnete Donatella.
    Â»Versprochen«, sagte Tebaldi.
    Â»Ich habe in der Tat eine Adresse«, meinte Donatella. »Sie liegt in einem kleinen Bergdorf oben im Hochland der

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