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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Basilikata, und zwar nördlich von Potenza. Meinen Unterlagen zufolge handelt es sich um eine heruntergekommene Renaissancevilla. Nahezu ein kleines Schloss, allerdings mit eingestürztem Dach. Dennoch ist dort ein Internetanschluss registriert, und zwar mit der IP-Adresse, die ihr angegeben habt, und auf den Namen, den ihr angegeben habt, Ottavio Mascaro. Ich maile euch die GPS-Koordinaten.«
    Tebaldi sank auf seinem Stuhl zusammen.
    Â»Schade, dass ich dich von hier aus nicht sehen kann, Fabio«, bedauerte Donatella. »So wie ich die Sache verstanden habe, wirst du dich auf geheimen Wegen ins Land schleusen, nicht wahr?«
    Da Tebaldi offenbar nicht in der Lage war zu antworten, tat Sifakis es: »Das stimmt, Donatella. Aber es kann durchaus sein, dass wir deine Hilfe benötigen. Und vermutlich muss ich nicht extra betonen, dass die Sache höchster Geheimhaltung unterliegt?«
    Â»Nein, das brauchst du nicht«, erklärte Donatella.
    Â»Perfekt«, sagte Sifakis. »Mailt mir alle nötigen Informationen aus Rom und Riga, dann werdet ihr in Kürze Besuch bekommen.«
    Â»Selbstverständlich«, antwortete Donatella.
    Â»Selbstverständlich«, antwortete Bendiks.
    Das Ende des Cybermeetings war der Auftakt zur Vorbereitung der physischen Begegnung. Sifakis fasste die Aufgaben noch einmal knapp zusammen: »Fabio und Lavinia wissen, was sie zu tun haben, wie auch Laima und Jorge. Die anderen kehren an ihre Plätze zurück und arbeiten weiter. In England ist schließlich eine Menge passiert. Der chinesische Fall ist nun in der Tat ebenfalls ein Teil unserer Arbeit. Dank Jutta Beyer.«
    Â»Der tibetische«, korrigierte ihn Arto Söderstedt. »Wenn ich bitten darf.«
    Â»Das wird sich noch zeigen«, entgegnete Angelos Sifakis. »Dann also an die Arbeit.«
    Jutta Beyer lächelte schwach. Söderstedt sagte: »Lächle nicht so komisch. An die Arbeit.«
    Â»Ich kann arbeiten und lächeln«, entgegnete Jutta Beyer, während sie zu ihren Plätzen in der Bürolandschaft schlenderten.
    Â»Und dabei auch noch gehen«, lobte Söderstedt. »Phantastische Simultankapazität.«
    Â»Im Gegensatz zu dir«, konterte Beyer. »Zumindest dein Erinnerungsvermögen ist miserabel. Deine Silbenreihe hat uns ja nicht gerade weit gebracht. Wir müssen uns wohl oder übel an einen Hypnotiseur wenden, auch wenn dir das albern vorkommt. Ich habe übrigens mit einem in Amsterdam telefoniert, der wiederum eine Kollegin in Breda empfohlen hat. Speziell auf deine Bedürfnisse zugeschnitten.«
    Â»Ach hör doch auf«, protestierte Söderstedt und erweckte seinen Computer mit einer raschen Mausbewegung zum Leben. »Wir haben immerhin den Fluss herauslesen können.«
    Â»Aber viel mehr auch nicht«, entgegnete Beyer, die einige Male ins Stocken geriet, während sie den Text von dem bereits ziemlich abgenutzten Post-it-Zettel abzulesen versuchte: »Ksangpudygrgymongultjudygnialkridingyljiang. Das Erste, was du ›ksangpu‹ nennst, heißt zweifellos ›gtsang po‹. Es ist das tibetische Wort für Fluss. Dann wird es allerdings schwieriger. Wir entfernen also das tibetische Wort für Fluss am Anfang und das chinesische am Ende. Dann bleibt noch ›dygrgymongultjudygnialkridingyl‹. Damit sind wir nicht viel weiter.«
    Â»Ich habe es jedenfalls, so gut ich konnte, auf Band gesprochen und an diverse Experten geschickt«, erklärte Söderstedt. »Wenigstens wissen wir jetzt, dass es sich um Tibetisch handelt. Zumindest teilweise.«
    Â»Ich musste gerade über dieses ›mongul‹ ungefähr in der Mitte nachdenken«, sagte Jutta Beyer. »Und dann über das ›dyg‹, das immerhin zweimal aufzutauchen scheint. Bist du dir sicher, dass es vorne und hinten gleich klang?«
    Â»Ich bin mir überhaupt nicht mehr sicher«, antwortete Söderstedt. »Aber wenn wir davon ausgehen, dass die Grundvoraussetzung gegeben ist, nämlich dass ich mit dem Fluss am Anfang und am Schluss richtig lag, dann gibt die Ähnlichkeit zwischen ›ksangpu‹, was ich gehört zu haben glaube, und ›gtsang po‹, was korrekt zu sein scheint, vielleicht einen ungefähren Aufschluss darüber, wie nahe meine Version an der echten Sprache ist.«
    Â»Es gibt weder ›mongul‹ noch ›dyg‹«, sagte Jutta Beyer und fuhr ihren Computer ebenfalls hoch.

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