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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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groß, ziemlich klotzig, unsicher, sonderbar. Wenn wir uns die Pläne hier genauer anschauen, gibt es eigentlich nur einen einzigen großen Saal, der intakt ist. Der Rest ist verfallen und geradezu gefährlich zu betreten. Aber der große Saal ist irgendwie anders.«
    Â»Deine Frage lautet also: Wofür brauchen sie verdammt noch mal einen einzigen großen Saal?«
    Â»Lass uns das, was wir wissen, einmal genauer betrachten – es ist nicht gerade viel, aber mehr, als wir vielleicht gedacht haben. Viermal sind hier oben E-Mails empfangen worden, von eurem Stiernmarck abgeschickt.«
    Â»Unserem?«, rief Potorac aus.
    Â»Whatever. Hör mir genau zu. In den ersten drei Fällen, im September, November und Februar wissen wir nicht genau, wann die Mails empfangen wurden. Aber beim vierten Mal, das wir ja neulich mitbekommen haben, als euer Stiernmarck von eurem Kulturzentrum aus gemailt hat, haben sie unmittelbar geantwortet. Mit üblen Drohungen und so weiter haben sie eurem armen Geschäftsführer Angst eingejagt, und zwar unmittelbar . Das ist das Wichtige. Die erste Möglichkeit haben wir noch nicht einmal vernünftig durchdacht – nämlich dass Stiernmarck genau wusste, wann er ihnen mailen sollte, wann jemand vor Ort sein würde, und damit bedeutend mehr weiß, als er bisher gesagt hat – aber die zweite Möglichkeit ist die interessantere. Und die wahrscheinlichere. Nämlich, dass sich immer jemand dort aufhält. Und da denke ich keineswegs an ein schwer bewaffnetes Hauptquartier, das von Carabinieri eingenommen werden müsste. Sondern ich glaube, dass es einen Wächter gibt, allerdings einen, der die Macht hat, eigenständig mit einem unbedeutenden Klienten wie Stiernmarck zu verhandeln.«
    Â»Aber was bewacht er?«
    Â»Einen großen Saal, in dem es genügend Platz für große Zusammenkünfte gibt. Ein ständig anwesender Verwalter, der regelmäßig wiederkehrende, sogenannte Gipfeltreffen organisiert.«
    Â»Also eine Einzelperson?«
    Â»Die sich bestimmt auch noch anderen Aufgaben widmet, administrativen zum Beispiel, zur Organisation von Gifttransporten entlang der Küste Westeuropas.«
    Potorac nickte langsam, aber immer bestimmter. »Also ist es nicht nur ein Verwalter, sondern es sind zwei?«
    Â»Unbestätigten Aussagen zufolge ist der Sorridente ins Abseits geraten, da er zu viel von sich preisgegeben hat. Die ’Ndrangheta ist eine extrem geheime Organisation. Dass Sorridentes rechte Hand, Il Ricurvo, gefilmt wurde, ist nicht gut für ihn. Sie haben sich vielleicht nicht genügend danebenbenommen, um ausgeschaltet zu werden, aber man hat ihnen andere Aufgaben zugeteilt. Sie sind aus dem Zentrum, dem Kokainhandel in Kalabrien, entfernt worden. Außerdem ist diese Position hier auch sehr wichtig, zwar einsam, aber wichtig.«
    Â»Weshalb?«
    Â»Die gesamte ’Ndrangheta ist wie gesagt eine extrem geheime Organisation. Aber es gibt eine noch verdecktere Organisation in dieser geheimen Organisation, La Santa .«
    Â»Wie? Der Weihnachtsmann?«
    Â»Nicht ganz«, antwortete Tebaldi. »Es ist wahrscheinlich eine Abkürzung von ›Mamma santissima‹, der heiligsten aller Mütter. Im Mafiosi-Slang bedeutet das Mafiaboss. La Santa wurde allem Anschein nach in den Siebzigerjahren gegründet, als die uralten Machtstrukturen modernisiert werden mussten. Sie ist derart anonym, dass nur ihre Mitglieder selbst, die Santisti , alles Mafiabosse, wissen, wer noch dazugehört. Wir wissen nicht, wie viele es aktuell sind, aber wahrscheinlich um die fünfzig. Sie müssen ihre geheimen großen Zusammenkünfte an einem neutralen Ort abhalten, den keines der Mitglieder geografisch kontrollieren kann.«
    Â»Und du meinst, dass dieses Schloss ein Ort ist, an dem sich La Santa trifft? Koordiniert vom Sorridente?«
    Fabio Tebaldi beugte sich über den Tisch, sodass die kleinen Öllampen Lichtflecken auf sein Gesicht warfen. Er leerte sein Weinglas und antwortete: »Wenn wir Glück haben, einer von mehreren solcher Orte. Und mit etwas mehr Glück werden wir da drinnen jede Menge DNA-Spuren sichern können.«
    Â»Die DNA von sämtlichen supergeheimen Bossen der ’Ndrangheta«, sagte Lavinia Potorac atemlos.
    Â»Mit etwas Glück«, bemerkte Tebaldi und gestattete sich ein schwaches Lächeln.
    Â»Deshalb ist auch eine kleine Einheit besser dafür

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