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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Navarro. »Es wäre ja ein Ding, wenn der Alte eine derart wichtige Angelegenheit vergessen hätte.«
    Angelos Sifakis streckte sich nach dem Telefon. Seine Hand zuckte zusammen, als es genau im selben Augenblick zu klingeln begann, als er den Hörer ergriff. Für Felipe Navarro sah es aus, als hätte Sifakis einen elektrischen Schlag bekommen. Also nahm er ihm den Hörer aus der Hand und meldete sich: »Felipe Navarro, Europol.«
    Eine männliche Stimme sagte in einwandfreiem Amerikanisch:
    Â»This is Doctor Michael K. Barnes from New York Hospital Medical Center of Queens.«
    Â»Yes?«, entgegnete Navarro und machte eine fragende Geste in Richtung Sifakis, der angesichts von Navarros Übergriff immer noch etwas irritiert wirkte.
    Â»Sind Sie der Kollege eines Polizisten namens Marek Kowalewski?«, fragte Doktor Michael K. Barnes.
    In dem Moment ging Navarro ein Licht auf. Er fragte: »Ist er verletzt?«
    In der Leitung war es etwas zu lange still. Sowohl Felipe Navarro als auch Angelos Sifakis waren zu erfahrene Polizisten, um nicht zu spüren, wie ihre Unruhe mit jeder Zehntelsekunde, die verging, immer begründeter wurde.
    Â»Marek Kowalewski ...«, begann der Arzt, verstummte dann aber.
    Wenn man in so einer Situation einen Satz anfing, ohne ihn zu Ende zu bringen, konnte das nur eines bedeuten: Etwas Schlimmes war vorgefallen.
    Â»Yes?«, fragte Navarro schließlich.
    Doktor Michael K. Barnes vom New York Hospital Medical Center of Queens schien regelrecht Anlauf zu nehmen, bevor er antwortete: »Er war so gut wie tot, als er gestern Abend bei uns eingeliefert wurde. Es geht ihm immer noch schlecht, aber er ist gerade aufgewacht. Seine Lungen sind von einem Gas verätzt worden, über dessen Langzeitwirkung wir noch nichts wissen. Er atmet mithilfe eines Respirators.«
    Â»Ein Gas?«
    Â»Wir wissen nichts über diese Art von Gas«, erklärte Doktor Barnes. »Wir haben zwar festgestellt, dass es die Lungenkapazität von Kowalewski in bedenklichem Maße beeinträchtigt hat, aber wir wissen nicht, wie beständig seine Wirkung ist. Was wir hingegen definitiv wissen, ist, dass er all seine verbliebenen Kräfte und sogar noch mehr darauf verwendet, um jeden Preis mit jemandem unter dieser Telefonnummer sprechen zu können. Ich stehe gerade neben seinem Bett. Es erscheint mir wichtig, dass er mit der richtigen Person spricht.«
    Felipe Navarro betrachtete seinen Kollegen und Vorgesetzten. Dann reichte er ihm den Hörer. Sifakis schaltete den Lautsprecher an und meldete sich: »Hier ist Kommissar Angelos Sifakis. Ich bin der Chef von Marek Kowalewski. Lassen Sie mich bitte mit ihm reden. Unter vier Augen.«
    Â»Wieso das denn?«, hörte man die Stimme des Arztes durch die offene Bürolandschaft in Den Haag hallen.
    Â»Es handelt sich um eine polizeiliche Angelegenheit«, erklärte Sifakis. »Das verstehen Sie doch bestimmt, Doktor Barnes.«
    Von Barnes kam kein weiteres Wort. Stattdessen hörte man ein krächzendes Husten und schwer rasselndes Atmen.
    Â»Angelos?«, keuchte Kowalewski.
    Â»Du lieber Himmel!«, rief Sifakis aus. »Du klingst wirklich nicht gesund, Marek.«
    Â»Hab gestern drei Leichen gefunden«, stieß Kowalewski hervor. Es klang, als brächte er gerade seine allerletzten Worte heraus.
    Â»Drei Leichen?«, fragte Sifakis so beherrscht wie möglich. »Drei Leichen in New York?«
    Â»Ja, in Queens«, flüsterte Kowalewski. »Vater, Mutter und Sohn Ritchie. Mit Stacheldraht erwürgt. Kyle, der Sohn, ist wohl mit dem Stacheldraht gefoltert und dann vergast worden, zur Sicherheit. Aber er hat einen Namen auf einen Zettel geschrieben. Einen Frauennamen. Ich bin mir sicher, dass es die Tote von Hampstead ist. Die Idioten spielen auch Stille Post. Aber andersherum.«
    Sifakis und Navarro wechselten rasch einen Blick. Navarro machte die klassische Geste mit der Handkante quer über den Hals. Sifakis nickte leicht und erklärte: »Was auch immer du tust, Marek, kein Wort darüber an die amerikanische Polizei. Du bist ohne Befugnis dort gewesen.«
    Â»Ich glaube, ich konnte alle Spuren verwischen«, entgegnete Kowalewski. »Weiß nicht, ob die Familie schon gefunden wurde. Hier ist es gerade Nacht.«
    Â»Und hier ist es Morgen«, sagte Sifakis. »Wir legen sofort los. Welcher Name stand auf dem Zettel, Marek?«
    Â»Rianna Tinsley«,

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