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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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antwortete Kowalewski unerwartet deutlich. Daraufhin buchstabierte er sogar den Namen.
    Sifakis ging ein paar Schritte auf das elektronische Whiteboard zu, wischte rasch den Namen Ariadne weg und ersetzte ihn Buchstabe für Buchstabe durch »Rianna Tinsley«.
    Â»Danke«, sagte er. »Wir nehmen Kontakt zu Hjelm auf und verfolgen das Ganze sofort. Gute Besserung, Marek.«
    Kowalewski hustete so stark, dass es klang, als würden ihm die Lungen jeden Moment herausfliegen. Dann sagte er: »Ich habe die Familie Ritchie ermordet, Angelos. Ich habe etwas in ein Ohr geflüstert, und das, was am Ende dabei herauskam, war ein abgrundtiefes Gebrüll. Bei der Stillen Post ist nichts vorhersehbar. Ich will dieses Spiel nie wieder spielen.«
    Dann war das Gespräch beendet. Sifakis legte auf, nachdenklich. Er wechselte einen Blick mit Navarro, der umgehend eine Schnellsuche im Computer startete.
    Â»Rianna Tinsley, New York«, sagte Navarro. »Ich kann nur eine finden. Bankangestellte im Finanzdistrikt bei einer Firma namens Antebellum Invest Inc. Kein Strafregister.«
    Â»Foto, Foto«, drängte Sifakis, er hing regelrecht über Navarros Bildschirm.
    Schließlich tauchte ein Foto auf. Eine stilvolle Frau um die fünfunddreißig mit ziemlich langem mittelblonden Haar und einem breiten Lächeln. Mit einer raschen Mausbewegung beförderte Navarro das Bild durch den Äther direkt auf das elektronische Whiteboard. Dann folgte er dem Foto zum Whiteboard und zog es neben das Bild, auf dem Ariadnes totes Gesicht zu sehen war. Die beiden südeuropäischen Polizisten legten die Köpfe schief, Navarro nach rechts und Sifakis nach links, als würde das helfen, die Übereinstimmung der Bilder zu beurteilen. Als beide Fotos auf dem digitalen Bildschirm nebeneinanderschwebten, war ihr Kontrast geradezu gespenstisch. Jane Does grotesk angeschwollenes Gesicht ließ Rianna Tinsleys zierliche Züge erscheinen, als wären sie förmlich nach innen gesogen worden. Aber die Kopfform, das Haar, sogar die Ohren waren dieselben. Es bestand kein Zweifel daran, dass die unidentifizierte Frau, die, mit einem Laken drapiert, an einem Baum in Hampstead Heath in London festgeklebt worden war, Rianna Tinsley hieß und aus New York stammte.
    Â»Finanzanalytikerin«, las Sifakis von dem auf den Bildschirm importierten Text ab. »Geboren 1973. Hat in Harvard Wirtschaftswissenschaften studiert, unmittelbar nach Abschluss des Studiums eine Anstellung bei Antebellum Invest bekommen und arbeitet noch immer dort.«
    Â»Arbeitete«, korrigierte Navarro.
    Â»Stell so viel Material wie möglich über sie zusammen und schick es nach London«, wies Sifakis ihn an und ergriff erneut den Telefonhörer. »Ich rufe Paul Hjelm an.«
    Doch dann hielt er inne und fragte: »Wollte ich nicht gerade etwas anderes erledigen?«
    Â»Söderstedt anrufen«, erinnerte ihn Navarro, ohne von seinem Bildschirm aufzuschauen. »Wegen Mr More.«
    Â»Ach ja«, sagte Sifakis und wählte eine Nummer.
    Arto Söderstedt meldete sich nach fünfmaligem Klingeln. Er klang schlecht gelaunt. »Ja, ja, was gibt es denn nun schon wieder?«, murrte er.
    Â»Seid ihr schon in Breda angekommen?«
    Â»Wir gehen gerade eine Straße namens Oude Vest entlang«, antwortete er gereizt. »Und jetzt kommen wir an einem Gebäude vorbei, das wie ein kleiner Buchverlag aussieht, ein sehr schönes altes Haus. Möchte der Kommissar noch mehr wissen?«
    Â»Ob LOL Offshore Asset Management Ltd. auf den Caymaninseln schon von sich hat hören lassen«, antwortete Angelos Sifakis klar und deutlich.
    In der Leitung wurde es still. Schon wieder eine Stille, die Bände zu sprechen schien. Allerdings war es noch nicht lange her, dass Angelos Sifakis ein Schweigen falsch gedeutet hatte. Er wartete ab.
    Â»Aha«, meinte Arto Söderstedt. »Nein, ich habe noch nicht mit Mr More gesprochen. Ich habe gerade anderes zu tun.«
    Â»Also ein Faden, der gewissermaßen lose hängen geblieben ist«, meinte Sifakis und betrachtete das immer komplexer werdende Muster auf dem elektronischen Whiteboard.
    Â»Lass ihn ruhig noch eine Weile hängen«, meinte Söderstedt. »Ich werde jetzt für eine Weile ein paralleles Universum besuchen. Wir hören voneinander.«
    Â»Okay«, sagte Sifakis und legte auf.
    Felipe Navarro sah ihn an. Schließlich sagte er: »Du hast ihm gar

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