Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
nichts über Marek gesagt ...«
    Angelos Sifakis hielt seinen Blick weiterhin auf das Schema an der digitalen Wand gerichtet. Irgendetwas daran hatte seine Widerhaken in ihn gebohrt und ließ ihn nun nicht mehr los. Er fragte sich, was es war.
    Â»Es ist das Beste, wenn er so unbelastet wie möglich in seine Hypnose gehen kann«, erklärte er leicht abwesend und wählte wieder eine Nummer auf seinem Handy.
    Â»Wie rücksichtsvoll von dir«, brummte Navarro und wandte sich erneut dem Cyberspace zu.
    Auf dem Handy in Sifakis’ Hand meldete sich jemand. Er meldete sich einmal, zweimal, und erst als er zum dritten Mal brüllte: »Ja, zum Teufel, hier ist Hjelm!«, hielt Angelos Sifakis, immer noch leicht abwesend, den Apparat ans Ohr und fragte: »Wie sieht’s aus, Chef?«
    Â»Ich lasse wie immer von mir hören, wenn sich irgendetwas Neues ergibt«, antwortete Hjelm. »Und da du gerade von dir hören lässt, ist wahrscheinlich auf deiner Seite irgendetwas Neues passiert.«
    Â»Stimmt, Chef. Kowalewski wurde schwer verletzt in New York aufgefunden.«
    Dieses Mal ließ sich Sifakis von dem vielsagenden Schweigen seines Gesprächspartners nicht beeinflussen. Sein Blick war wie in Trance auf die digitale Wand geheftet. Schließlich reagierte Paul Hjelm in London: »Verdammt. Wie schwer?«
    Â»Im Moment noch unklar. Er hat giftige Gase eingeatmet und hängt am Respirator. Aber er ist klar im Kopf und konnte mit uns sprechen.«
    Â»War das denn unter diesen Umständen wirklich so wichtig?«
    Â»Ja«, antwortete Sifakis. »Marek hat nämlich Ariadnes Identität herausgefunden. Sie war eine Finanzanalytikerin aus New York und hieß Rianna Tinsley. Navarro sammelt gerade jede Menge Material über sie und schickt es dir gleich per Anlage nach London.«
    Â»Meine Güte«, rief Paul Hjelm aus. »Phantastischer Job von Marek.«
    Â»Allerdings wurden drei Menschen ermordet«, fügte Sifakis hinzu, und im selben Augenblick blieb sein Blick an dem hängen, wonach er so lange gesucht hatte.
    Â»Und Marek hat sie gefunden?«
    Â»Ja«, antwortete Sifakis. »Die gesamte Familie Ritchie in Queens. Alle drei wurden mit Stacheldraht erwürgt. Und gerade werfe ich einen Blick auf das Logo von Asterion Security ...«
    Â»Aha«, sagte Paul Hjelm. »Mit dem Stacheldraht, der quer über das A verläuft.«
    Es wurde einen Moment lang still. Dann fuhr Hjelm fort: »Immer noch kein Kontakt mit Potorac und Tebaldi in Italien?«
    Â»Nein«, antwortete Angelos Sifakis. »Noch immer kein Kontakt.«

Hypnoticon
Breda, 12. April
    Ein eiskalter Februarwind bläst durch das verlassene Tal. Als der Beobachter ihn spürt, wird ihm unmissverständlich klar, dass es der Wind des Vertrauensbruchs ist. Der Wind des Verrats. Daher stellt der Beobachter zu diesem Zeitpunkt fest, dass er eigentlich gar nicht existiert, dass er keinen Körper hat und lediglich aus einem einzigen großen beobachtenden Auge besteht. Dennoch schärft der Wind den Blick des Beobachters. Überall um ihn herum stehen Menschen, und er sieht sie alle, nimmt ihre Gesichtszüge bis ins kleinste Detail wahr. Sein Blick hat etwas ziemlich Eigentümliches. Das, was er gerade nicht ansieht, ist lediglich eine graue diffuse Masse, aber das, was er fixiert, ist absolut deutlich. Wie merkwürdig es sich anfühlt, lediglich ein Blick zu sein. Ein reines Sehen. Aber nicht nur. Er beobachtet zwar, aber zum Beobachten gehört auch das Hören. Genau wie sein Blick hat sich auch sein Hörvermögen verändert. Er nimmt keine Hintergrundgeräusche wahr. So wie er nur genau das sieht, worauf er blickt, hört er auch nur genau das, was er sieht. Es gibt keinen Zusammenhang. Er nimmt alles einzeln wahr. Es gibt einen Polizisten, aber der hat kein Gesicht. Anstelle eines Gesichts ist da eine schwarz verspiegelte Oberfläche. Eigentlich müsste sich das Gesicht des Beobachters in der Fläche vor dem Gesicht des Polizisten spiegeln, doch da ist niemand zu sehen. Es gibt ihn nicht. Durch die verspiegelte Oberfläche dringen zwei sehr deutliche Worte: »Mister Sadestatt?« In dem Moment gleitet ein großer schwarzer Wagen vorbei. Der Beobachter wirft einen Blick durch die schwarz getönte Seitenscheibe. Er sieht, dass sich dahinter ein dunkelhäutiges Profil abzeichnet. Es ist Barack Obama. Die Szene ist festgefroren wie

Weitere Kostenlose Bücher