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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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rechten Wand des Saals entlang, vollkommen lautlos. Dennoch konnte sie seine Angst regelrecht hören. Sie pflanzte sich in ihr fort, während sie sich selbst in geduckter Haltung mit schussbereitem Maschinengewehr ebenfalls in Bewegung setzte. Sie ließ ihn keine Sekunde lang aus den Augen.
    Er bewegte sich durch den Saal. Es gab keine Tür, die in den hinteren Raum führte. Alles stimmte mit den Plänen überein. Sie hatten nichts verändert. Jedenfalls nichts am Bau des Erdgeschosses. Anstatt einer Tür verjüngte sich der Saal auf Höhe einer Zwischenwand zu einem relativ engen Gewölbe, über dem die Empore weiterverlief. Von der Empore aus müsste man also freie Sicht in den hinteren Raum haben.
    Sie wachte über ihn wie eine Mutter über ihren Sohn.
    Wie eine Mutter über ihren Sohn wachen müsste.
    Der Gedanke daran stärkte ihn und spornte ihn zugleich an. Adrenalin. Er bemühte sich, das Zittern des grünlich schimmernden Maschinengewehrs zu unterbinden, und zwang sich weiter an der rechten Wand des großen Saals entlang. Er blickte sich immer wieder in alle Richtungen um, während er zugleich unablässig den Boden inspizierte. Der kleinste Splitter, das geringste Sandkorn konnte ein tödliches Geräusch auslösen.
    Er war jetzt halbwegs durch den Saal hindurch.
    Ein plötzliches Geräusch. Ein Klatschen. Danach ein Pfeifen. Ein Tierkörper schoss durch den Raum.
    Gurrend.
    Eine Waldtaube rauschte durch den Saal, vom hinteren Raum aus in Richtung Korridor. Er schluckte schwer. Hielt inne. Horchte.
    Kein Laut zu hören. Noch immer keinerlei Hinweis auf die Anwesenheit eines Menschen.
    Die andere Hälfte des Saals. Er näherte sich langsam dem Gewölbe. Dem hinteren Raum. Seine Schritte waren immer noch lautlos. Er spürte seine Beine extrem deutlich. Fühlte das Blut durch seine Adern strömen. Hob einen Fuß, setzte ihn auf. Die Bewegung erschien ihm plötzlich völlig unnatürlich.
    Immer noch kein Laut.
    Er erreichte die Zwischenwand, folgte ihr mit dem Blick zurück in Richtung Saal. Das Licht des Portals im Korridor war intensiv hellgrün. Aus dem Gewölbe, dem er von der rechten Seite her immer näher kam, drang kein Lichtschimmer. Es schien eher so, dass alles Licht dort hingezogen und verschluckt wurde.
    Jetzt stand er neben der Öffnung zum Gewölbe. Gerne hätte er sich mit dem Rücken an die Wand gedrückt, sich gegen ein Stück spürbare Wirklichkeit gestemmt. Aber dabei hätte er mit Sicherheit Geräusche verursacht. Tödliche Geräusche. Fabio Tebaldi schloss für zwei lange Sekunden die Augen.
    In seinem Kopf sah er Bilder vorbeiziehen. Szenen aus einem kleinen Dorf. Einen in Flammen aufgehenden Vater. Eine Mutter, die gezwungen wird, sich zwischen ihren beiden Söhnen zu entscheiden. Gesprengte Familienbande. Eine Zeit, in der ein jahrhundertelang währendes heiliges Versprechen gebrochen wurde.
    Er öffnete die Augen wieder und atmete verhalten einmal tief durch. Dann warf er rasch einen Blick um die Ecke, in das Gewölbe hinein. Schnell zog er den Kopf wieder zurück.
    Keine Menschen. Hingegen ein Tisch. Auf dem Tisch ein Computer.
    Jesus, dachte er. Ein Computer? Hatte er wirklich einen Computer gesehen? Darin konnte alles nur Erdenkliche sein ...
    Das Maschinengewehr angehoben, schussbereit, schob er sich erneut um die Ecke, diesmal mit dem ganzen Körper.
    Lavinia Potorac war angekommen. Die Empore endete über dem hinteren Raum. Sie sah den Tisch und den Computer, allerdings nur am Rande ihres Blickfelds. Ihr Fokus ruhte auf Fabio Tebaldi und ausschließlich auf ihm. Er betrat gerade das Gewölbe, den hinteren Raum.
    Er scannte den Raum mit seinem grünlich gefärbten Blick. Kein Mensch. Keine verborgenen Ecken, keine Nische, in der sich jemand verstecken konnte. Er richtete den Blick auf den Schreibtisch. Auf den Computer.
    Den Blick, der etwas aufmerksamer hätte sein sollen.
    Sie hob das Maschinengewehr an und richtete es über die Balustrade. Da sah sie den Computer auf dem Schreibtisch in einem neuen Licht. Als den Lockvogel, der er war. Folgte mit dem Blick Tebaldis Schritten, die sich plötzlich veränderten. Unachtsamer wurden. Sie wollte ihm etwas zurufen, ihn warnen, aber sie brachte keinen Ton heraus.
    Aus ihrer Kehle drang kein Laut.
    Er hörte das Klicken zu spät. Schaute hinunter und sah, dass er auf eine Platte getreten

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