Gier
sagte Sifakis und deutete auf verschiedene Bereiche auf dem Bildschirm. »Eine geht von Carl-Henric Stiernmarck in Stockholm aus und die andere von Ariadne in London. Wir nennen sie provisorisch die Mafia-Linie und die Hampstead-Linie. Dazu kommt noch der Fall Zhang Sang in London. Die China-Linie. Bei der Mafia-Linie geht es um die âNdrangheta. Bei der Hampstead-Linie um einen unbekannten Mörder. Bei der China-Linie um eine Sicherheitsfirma, die sich Asterion Security Ltd. nennt. So weit sind wir uns einig, oder?«
»Absolut.« Navarro nickte und begann nun seinerseits auf den Bildschirm zu zeigen. »Dass die Hampstead-Linie und die China-Linie beide mit dem London Summit zu tun haben, führt sie zusammen. Allerdings nur theoretisch, und wenn dem so ist, dürften beide mit Asterion zu tun haben. Hingegen gab es bisher nichts, was die Mafia-Linie und die Hampstead-Linie zusammenführt. Aber nun hat Chavez in Riga bei unserem Telefonat vorhin plötzlich Asterion in Verbindung mit der Mafia-Linie gebracht. So wie es im Moment aussieht, ist dieses mysteriöse Sicherheitsunternehmen in die Mafia-Linie, die Hampstead-Linie und die China-Linie verwickelt, das heiÃt in alle Fälle, in denen wir im Augenblick ermitteln.«
Felipe Navarro schob das bildlose Fenster mit der Aufschrift »Asterion« ins Zentrum des gigantischen Musters.
»Hat also die âNdrangheta Asterion beauftragt?«, fragte Sifakis. »Aber was hat die âNdrangheta mit der Hampstead-Linie und der China-Linie zu tun? Wenn die etwas wackelige Hypothese stimmt, hat Asterion sowohl Ariadne als auch Zhang Sang ermordet, um zu verhindern, dass sie Kontakt zu Barack Obama aufnehmen, wozu sie allerdings gar nicht die Möglichkeit hatten, da man sie an die falsche Stelle gelockt hatte. Aber aus welchem Grund sollte die âNdrangheta diese beiden unbedeutenden Personen daran hindern wollen, mit dem amerikanischen Präsidenten zu sprechen? Das erscheint doch völlig sinnlos. Vorausgesetzt, Asterion hat nicht noch einen weiteren Auftraggeber.«
»Oder auch zwei«, merkte Navarro an und zog eine Verbindungslinie von Asterion zu einem neuen leeren Fenster, das er mit einem Fragezeichen versah. »Es scheint, dass Zhang Sang getötet wurde, um eine Giftmüllentsorgung oder dergleichen irgendwo in China, höchstwahrscheinlich in Tibet, zu vertuschen. Ariadnes Leiche hingegen wurde in Anlehnung an ein europäisches Kunstwerk arrangiert, höchstwahrscheinlich als Warnung an eine weitere Person, an jemanden, der in Verbindung mit dieser mythologischen Gestalt Severiana steht. AuÃer über Asterion gibt es keinerlei Berührungspunkte zwischen den beiden. Es kann also durchaus sein, dass Asterion drei völlig verschiedene Auftraggeber hat.«
»Outsourcing ...«, meinte Sifakis, trat einen Schritt zurück und betrachtete das eigentümliche Schema. Der Bildschirm zeigte Fotos von Ariadne mit aufgequollenem Gesicht, von Carl-Henric Stiernmarck mit blauen Flecken, von Zhang Sang mit digital wiederhergestelltem Gesicht, von Wang Yunli mit bekümmerter Miene, neutrale Passfotos von Mark Payne und David Coleman, Videostandbilder der Italiener Il Sorridente und Il Ricurvo, ein offizielles Politikerfoto von Kristaps Bergmanis sowie eine leere Silhouette betitelt mit »Ray Hammett, Sicherheitschef von Asterion Security«.
Angelos Sifakis klickte das Logo von Asterion an, das fette goldene A, dessen quer verlaufender Strich aus einem Stück schwarzen Stacheldraht bestand, das an beiden Enden herausragte, und verschob es neben die Silhouette. Er blieb einen Augenblick stehen und dachte nach. Er war es von Athen her gewohnt, Schemata zur Darstellung der verschlungenen Wege der Korruption zu erstellen, aber hier handelte es sich um eine völlig andere Sparte von Verbrechen. Am Rand des groÃen Bildschirms öffnete er ein neues Fenster. Seine Finger zeichneten einen weiteren Strich von der Mafialinie aus dorthin und setzten ein Fragezeichen ins Fenster. Darüber schrieb er: »Mr More«.
»Beziehungsweise LOL Offshore Asset Management Ltd.«, verdeutlichte er. »Das Konto auf den Caymaninseln, von dem die Mafiagelder an Endymion möbelsystem ausbezahlt wurden.«
»Immer noch kein Kontakt mit ihnen?«, fragte Navarro.
»Es ist Söderstedts Kontakt«, antwortete Sifakis. »Wir müssen ihn fragen.«
»Mach es am besten gleich«, sagte
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