Gier
und fuhr fort: »Also weiter: Es gibt den Ehemann Scott mit Sex-Appeal, zwei Söhne, die auf eine Schule namens Riverdale gehen, und die Familie wohnt mit Aussicht auf das Metropolitan Museum of Art in New York, also Upper East Side. Phädra war bei Antebellum bis zum 11. September 2001 angestellt, der Tag, an dem sie ihre beste Freundin Rianna als Unterstützung mitnahm, um eine Abtreibung durchführen zu lassen. Doch sie änderte ihre Meinung. Und dann kamen die Flugzeuge. Okay. Nächster Punkt: Listen über die Angestellten bei Antebellum in der Zeit vor Nine-Eleven.«
»Vergleich sie mit dem Register von Harvard«, forderte Hjelm sie auf. »Sie haben zusammen studiert. Da muss sie doch zu finden sein. Zuerst Studienkollegin von Rianna Tinsley, danach Kollegin bei Antebellum bis zum 11. September 2001. Leg los.«
Corine Bouhaddi legte los. Sie beugte sich kämpferisch über ihren Computer.
»Ich habe hier etwas«, sagte Miriam Hershey. »Im selben Stockwerk von Antebellum Invest Inc. befand sich ein kleines Finanzunternehmen. Die Sekretärin Isabella Grant â eine mögliche Bella, oder? â starb bei Nine-Eleven. Wie auch der Direktor.«
»Verdammt«, sagte Hjelm. »Und wie hieà der Direktor?«
Hershey atmete tief durch und antwortete: »Nathaniel D. Winthrop.«
»Finde alles über ihn heraus«, forderte Hjelm sie auf und startete auf seinem Computer ebenfalls eine Suche. »Denn dieser Nathaniel D. Winthrop ist doch wohl Minotaurus.«
»Hier ist ein Foto von ihm«, sagte Hershey. »Aber es ist alt. Aus den Achtzigern.«
Hjelm machte einige schnelle Schritte zu Hersheys Computer hinüber. Vom Bildschirm aus strahlte sie ein perfekt gekleideter Gentleman der alten Schule mit Frack, Fliege und allem, was dazugehörte, an. Etwa fünfunddreiÃig Jahre alt, blendend weiÃe Zähne, akkurat gezogener Mittelscheitel im hellen Haar. Das Sinnbild der absoluten Zuverlässigkeit einer früheren Ãra.
»Wir brauchen neuere Fotos«, meinte Hjelm. »Winthrop starb offiziell 2001. Bitte das MI5, ein entsprechend gealtertes Porträt herzustellen. Geboren 1954, also 55 Jahre alt. Corine?«
»Noch keine Treffer bei der Suche âºAntebellum â Harvardâ¹Â«, antwortete Bouhaddi. »Stattdessen eine Ãberlegung. Phädra weiÃ, dass Ariadne versuchen wird, Kontakt zu uns â dem âºgroÃen europäischen FBIâ¹ â aufzunehmen, aber sie weià nicht, ob es ihr gelingt. Was sie weiÃ, ist, dass es nicht zum Kontakt mit Barack Obama kam und dass Ariadne tot ist. Phädra war acht Jahre lang Hausfrau, ihr Ehemann Scott arbeitet an der Wall Street. Den E-Mails nach zu urteilen, hat sie positiv reagiert, Ariadne und Phädra stehen miteinander in Verbindung, aber Phädra hat auch gewisse Bedenken, sie warnt Ariadne vor den Risiken. Wie reagiert sie also, wenn sie mit Rianna in der furchtbaren Rolle der Ariadne auf dem Sarkophag in der Getty-Villa konfrontiert wird? Das Foto war in einer Reihe von Zeitungen abgedruckt, auch in New York. Was tut sie, als sie kurz nachdem sie die letzte Mail von Rianna aus London erhalten hat ihre tote Freundin in dieser völlig absonderlichen Pose in Hampstead Heath erblickt? Hat Rianna sie davon überzeugen können, wie grotesk die Situation ist? Wird Phädra, die Luxushausfrau von der Upper East Side, etwas unternehmen? Oder ist es Asterion schon gelungen, durch ihre Warnung Phädra zum Schweigen zu bringen? Das ist die grundsätzliche Frage.«
»Gut«, sagte Hjelm. »Wird sie etwas unternehmen? Was sagt dir deine weibliche Intuition?«
»Die Intuition, männlich oder weiblich oder menschlich, sagt mir, dass sie etwas unternehmen wird. Sie haben sich einander wieder angenähert, an alte Zeiten angeknüpft, als sie jung waren, es findet ein Austausch statt, den Phädra nicht ignorieren wird. Auch wenn sie eine Luxushausfrau und somit hochprivilegiert ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Phädra Ariadnes Anstrengungen kaltlassen. Ich glaube, dass ihre Beziehung zu Ariadne stärker ist als die Einschüchterungstaktik von Asterion. Sie wird versuchen, ihre beste Freundin zu rächen.«
»Und wie wird sie es tun? Indem sie Kontakt zu Barack Obama aufnimmt?«
Corine Bouhaddi stutzte kurz. »Ja, zum Teufel, warum nicht? SchlieÃlich hat Ariadne genau das versucht. Da erscheint es nur logisch,
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