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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Eigenes mitnehmen.
    Ich drehe das Foto um und lese: »Dearest Ariadne! Closest forever. Deine Phädra.«
    Forever.
    Closest forever.
    Kümmere Dich um Deine Familie, liebste Phädra. Versuche, ein gutes Leben zu leben.
    Es ist an der Zeit.
    Küsschen von Deiner
    Ariadne

Phädra
London, 13. April
    Die Blicke der drei Anwesenden irrten im Büro von New Scotland Yard umher. Keinem gelang es, irgendetwas zu fixieren. Ihre Gedanken schossen ziellos in alle erdenklichen Richtungen.
    Da hielt Paul Hjelm inne. Verordnete seinem Gehirn eine Vollbremsung. Irgendwo in seinem Inneren hatte eine Liste mit Prioritäten begonnen, Form anzunehmen. Was war am wichtigsten?
    Â»Berlin«, sagte er. »Wer ist am dichtesten dran?«
    Â»Von London aus kommen wir schnell hin«, meinte Corine Bouhaddi.
    Â»Obgleich es sowohl von Den Haag als auch von Riga aus näher ist«, wandte Miriam Hershey ein.
    Â»Riga«, entschied Hjelm und wählte eine Nummer.
    Â»Ja?«, meldete sich eine Stimme am Telefon.
    Â»Jorge«, sagte Paul. »Wichtig. Laima und du, ihr müsst sofort nach Berlin. Lass von dir hören, sobald du weißt, wann ihr ankommt.«
    Â»Und worum geht’s?«
    Â»Um die Rettung Lettlands und die Rettung der europäischen Wirtschaft.«
    Â»Wir sind bereits unterwegs«, erklärte Jorge Chavez und beendete abrupt das Telefonat.
    Â»Weitere Hinweise?«, fragte Hjelm in den Raum hinein.
    Â»Minotaurus«, antwortete Miriam Hershey, die bereits vollauf damit beschäftigt war, Stichworte in ihren Computer einzugeben. »Hinweise: Makrofondsexperte, im selben Stockwerk wie Antebellum im Nordturm, Sekretärin Bella.«
    Â»B«, fuhr Corine Bouhaddi fort und begann ebenfalls zu tippen. »Ich glaube, wir sind in einem früheren Stadium schon einmal auf ihn gestoßen. Ein Bankdirektor namens Colin B. Barnworth. Ich schau mal nach. Er war auf den Bahamas, als die Twin Towers einstürzten.«
    Â»Gut«, sagte Hjelm. »Aber noch wichtiger ist Phädra. Wer zum Teufel ist Phädra? War Phädra ebenfalls auf diesem Foto von dem Sarkophag in der Getty Villa abgebildet, das Rianna Tinsley bei sich trug, als sie sich auf den Weg durch die Straßen von London machte, und das Asterion für die Folter offenbar inspiriert hat? In dem Fall hätte Asterion einen großen Vorsprung. Phädra weiß, um welche Kontonummern es sich handelt. Rianna Tinsley hat ihr in ihrer vorletzten Mail eine Art mathematische Verschlüsselung übermittelt. Wer ist sie? Hinweise!«
    Bouhaddi schob mit Daumen und Zeigefinger ihre Stirn in Falten.
    Â»Ich glaube nicht, dass Phädra mit auf dem Foto war. Es klingt, als handele es sich lediglich um ein Bild des Sarkophags, auf dem ein Kreis um Ariadne gezogen wurde. Die Fotografie war das einzig Persönliche, was Tinsley bei sich hatte, also auch der einzige Anhaltspunkt, den Asterion hat. Als sie das Foto sahen, wussten sie, dass es eine Phädra gibt, die Tinsley/Ariadne nahestand. Auf der Rückseite stand ausdrücklich: »Dearest Ariadne! Closest forever. Deine Phädra.« Sie mussten Tinsley verhören und dann unschädlich machen – das war ihr Hauptanliegen. Da sie aber nichts sagte, mussten sie die andere Person, die eventuell reden würde, verwarnen, nämlich Phädra. Denn es ist immerhin möglich, dass Tinsley mit dieser Phädra über die krummen Geschäfte von Antebellum gesprochen hat, da sie offenbar eine Vertraute war, die ihr so nahestand, dass sie die Fotografie bei ihrer Selbstmordmission in London bei sich trug. Also kamen sie auf die Idee, Tinsleys Leiche in Übereinstimmung mit dem Bild zu arrangieren, damit Phädra sich an das Foto mit dem römischen Sarkophag in der Getty Villa erinnert fühlen würde. Also gestalteten sie die Folter so, dass ihr Gesicht letztlich dem von Ariadne auf dem Sarcophagus Maconiana Severiana glich. Wenn Phädra daraufhin ihre ehemalige Freundin wiedererkannte, deren Gesicht ebenso aufgequollen war wie das der mythologischen Ariadne, würde sie sich hoffentlich zu Tode erschrecken und schweigen.«
    Hjelm und Hershey starrten Bouhaddi so intensiv an, bis sie sich zu winden begann. Schließlich sagte Hershey: »Verdammt, wie smart du doch bist, Corine.«
    Â»Obwohl«, warf Hjelm schulmeisterlich ein, »es uns keinen Zentimeter näher an Phädra heranbringt. Aber rede weiter.«
    Bouhaddi holte Luft

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