Gier
im Spa im The Breakers, Palm Beach, Florida eingeschrieben, und der Spa-Chef behauptet auch ausdrücklich, dass sie dort sei, aber gerade eine Behandlung bekäme. Deswegen könne ich nicht mit ihr sprechen. Sie soll nicht gestört werden.«
Paul Hjelm schüttelte den Kopf und fragte: »Haben wir die Beziehung zwischen Ariadne und Phädra doch falsch eingeschätzt?«
»Zum Teufel auch«, sagte Bouhaddi und hämmerte wie wild auf ihre Tastatur ein. »Der Spa-Chef Roger Venice in Palm Beach hat bis vor zwei Jahren noch in New York gelebt. Lasst mich ein paar weitere Nachforschungen über ihn anstellen. Ich glaube nämlich, dass es irgendwo in der Vergangenheit eine Verbindung zwischen Jane Bennings und ihm gibt. Sie hat ihn bestimmt gebeten, sie zu decken. Ist doch klar wie KloÃbrühe, dass sie nicht in Palm Beach ist.«
»Wenn nicht ...«, wandte Hjelm ein.
Die beiden Frauen hielten mit dem Tippen inne und musterten ihren Chef.
»Wenn nicht ...?«, wiederholte Hershey.
»Wenn Barack Obama nicht einen Besuch in Florida eingeplant hat.«
Miriam Hershey tippte etwas in ihren Computer ein. Auf dem Bildschirm erschien das unverwechselbare Logo des WeiÃen Hauses. Dann hielt sie inne. Paul Hjelm meinte, eine versonnene Miene durch den dreckigen Verband hindurch erkennen zu können. Sie sagte: »Doch.«
»Doch?«, fragte Paul Hjelm.
»Ja, Präsident Barack Obama fliegt am morgigen Dienstag nach Palm Beach.«
Konsequenzen
Den Haag â Stockholm â Nacka, 14. April
Die Morgendämmerung in Den Haag setzte um 6: 48 Uhr ein, und im selben Augenblick, als die aufgehende Sonne ihre allerersten Strahlen in die offene Bürolandschaft warf, trat Felipe Navarro einen Schritt zurück, rückte seinen Krawattenknoten zurecht, der während der langen Nacht etwas aus der Fasson geraten war, und sagte: »Na ja, so einigermaÃen.«
Angelos Sifakis stellte sich neben ihn. Sie betrachteten das eigenartige Muster, das sich über das elektronische Whiteboard ausbreitete. Alles war dort zu finden. Sie hatten die ganze Nacht dafür gebraucht. Die Anzahl der Fotos war bedeutend gröÃer geworden, und die vielen Pfeile und Verbindungslinien waren nun derart verwirrend, dass das Ganze einem Kunstwerk aus der wildesten Phase der Postmoderne zu ähneln begann.
»Na ja, so einigermaÃen«, entgegnete Sifakis und warf einen letzten Blick auf das Whiteboard, auf dem sie nun wirklich alles zusammengetragen hatten, was alle Opcop-Mitglieder, wo auch immer sie sich gerade befanden, herausgefunden hatten.
»Okay«, meinte Navarro. »Wann ist es gekommen?«
»Gerade eben«, antwortete Sifakis. »Miriam hat die ganze Nacht mit Mark Payne und dem Phantombildprogramm von Europol in einem Safe House in London gesessen. Sie sind gerade erst fertig geworden.«
Sie betrachteten beide das gealterte Phantombild von Christopher James Huntington. Ein profilloses Gesicht mit kräftiger Kinnpartie und einem stechenden Blick aus braunen Augen.
»Sollen wir ihn die Spinne im Netz nennen?«, fragte Sifakis.
»In welchem Netz denn?«, fragte Navarro zurück.
»Was hältst du von einem Kaffee?«, meinte Angelos Sifakis.
»Wenn du versprichst, dass es kein griechischer ist«, antwortete Felipe Navarro.
Knapp hundertfünfzig schwedische Meilen weiter nordöstlich starrten zwei Frauen auf eine Wand. Die Wand war der Versuch, das elektronische Whiteboard in Den Haag nachzubilden, doch anstelle von präzise verlaufenden LED-Pfeilen und beliebig verschiebbaren multifunktionellen elektronischen Elementen gab es hier nur Computerausdrucke, Post-it-Zettel und breite Filzstiftstriche auf zusammengeklebten DIN-A4-Seiten. Dennoch ähnelten sich beide Gemälde.
»Tja«, sagte Kerstin Holm. »Es ist zwar noch nicht ganz fertig, aber so weit scheint alles komplett zu sein.«
»Ist es das?«, fragte Sara Svenhagen. »Ich habe irgendwie das Gefühl, dass etwas Zentrales fehlt.«
»Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass du noch ein wenig down bist«, meinte Kerstin. »Ich hole Jon.«
»Jon Anderson?«
»Er muss doch in Augenschein nehmen, was er zustande gebracht hat.«
Kerstin Holm verschwand, während Sara Svenhagen das Muster an der Wand betrachtete. Es war irgendwie ziemlich Angst einflöÃend. Das Abbild einer zunehmend perversen Welt. Eine
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