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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Mythologie auskennen«, bemerkte Sara Svenhagen.
    Stiernmarck lachte auf und sagte: »Ich muss zugeben, dass mein Wissen extrem begrenzt ist.«
    Kerstin Holm lachte nicht, sondern fragte: »Aber das Konzept basiert in jedem Fall darauf, dass die Gottheit, also Schwedens stetig wachsende Oberklasse, Endymion aufsucht. Und vor einem halben Jahr stellte sich dann heraus, dass alles doch nur ein Traum war, oder?«
    Stiernmarck hatte keine Probleme, mit dem raschen Wechsel des Tons umzugehen. »Wenn Sie so wollen«, antwortete er. »Die Finanzkrise hat viele Branchen getroffen, aber wir waren bereits schwer angeschlagen, nicht zuletzt aufgrund der Kopien.«
    Â»Der Kopien?«, wiederholte Sara Svenhagen.
    Â»Davon haben Sie doch bestimmt gehört«, antwortete Stiernmarck und machte eine resignierte Geste mit den Armen. »Die schwedische Möbeldesignbranche geht aufgrund von schlecht gemachten Produktkopien in die Knie. Schweden hat ein viel schwächeres Urheberrecht als beispielsweise Deutschland, Frankreich oder Holland. Die Chinesen brauchen sich doch nur unser Design abzugucken, drastisch die Qualität zu vermindern und miserable Kopien von unseren Möbeln anzufertigen. Die Polizei kümmert das nicht im Geringsten. Von den Politikern ganz zu schweigen.«
    Â»Und dennoch haben Sie eine chinesische Putzfrau«, warf Kerstin Holm ein.
    Carl-Henric Stiernmarck verlor nicht gerade die Fassung, aber er hielt doch in seinen Ausführungen inne, fuhr sich sachte mit der Zunge über die Lippen, schaute mit starrem Blick in den schonungslos erhellten Raum und fragte schließlich: »Um was geht es hier eigentlich? Ich kenne mich mit den Regeln ziemlich gut aus. Wenn Sie bereits eine Voruntersuchung eingeleitet haben, muss die polizeiliche Vernehmung im Polizeipräsidium durchgeführt werden, ganz formal und in Anwesenheit eines Rechtsanwalts. Bei einer sogenannten Primärermittlung dürfen Polizisten nur so lange Vernehmungen an einem Tatort vornehmen, bis eine formale Voruntersuchung eingeleitet wird. Aber das hier ist kein Tatort.«
    Â»Oder eben doch«, entgegnete Kerstin Holm.
    Â»Es gibt noch eine dritte Alternative«, sagte Sara Svenhagen freundlich. »Sie wird Vorermittlung genannt. Das bedeutet, dass wir das Terrain sondieren und uns informell mit Ihnen unterhalten. Wie gerade jetzt.«
    Â»Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich informell unterhalten will, bevor ich nicht weiß, worum es geht.«
    Â»Und ich bin mir nicht sicher, ob Sie wirklich die formale Variante bevorzugen«, entgegnete Kerstin Holm. »In dem Fall wird nämlich früher oder später alles für die Medien zugänglich.«
    Â»Was bedeutet ›alles‹? Ich habe bereits zugegeben, dass ich im betrunkenen Zustand diverse Hassmails an eine Gruppe von Politikerinnen geschickt habe. Ich habe die betreffenden Politikerinnen um Entschuldigung gebeten. Die polizeilichen Ermittlungen waren damit abgeschlossen. Das Ganze ist also vergeben und vergessen. Und was soll das jetzt bitte mit meiner Putzfrau zu tun haben, der ich im Übrigen noch nie begegnet bin?«
    Â»Ich habe die Putzfrau nur erwähnt, um Ihnen zu signalisieren, dass wir etwas mehr über Sie wissen, als Sie glauben«, sagte Kerstin Holm ruhig. »Wir wissen zum Beispiel, dass Sie sich ab einem bestimmten Zeitpunkt keinesfalls mehr mit ›diversen Hassmails‹ zufriedengegeben haben. Nach dem zu urteilen, müssten Sie allerdings oft in ›betrunkenem Zustand‹ gewesen sein, denn wir haben Ihre Kommentare in öffentlichen Blogs auf Internetseiten verfolgt, beispielsweise von Expressen , Newsmill und Flashback , Websites, auf denen eine unverblümte Sprache durchaus erwünscht ist.«
    Â»Hassen Sie denn Frauen wirklich so?«, fragte Sara sanft und schaute ihm dabei direkt in die Augen.
    Stiernmarck wich ihrem Blick aus und wand sich in seinem Sessel. »Haben Sie mich etwa überwachen lassen?«, fragte er nun mit einer völlig veränderten Stimme. »Was zum Teufel heißt das? Haben Sie die RaV eingeschaltet? Ich habe nichts Gesetzwidriges getan.«
    Â»Die RaV hat damit nichts zu tun«, antwortete Kerstin Holm ruhig. »Hier geht es um gewöhnliche polizeiliche Ermittlungen. Und ich würde doch behaupten, dass Morddrohungen in gewisser Weise gesetzeswidrig sind. Momentan jedenfalls noch.«
    Sara Svenhagen hielt plötzlich einen Papierstoß in

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