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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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jemals dort hineinpassen würde, ob es seinen Genen wirklich gelingen würde, die Ordnung aufrechtzuerhalten.
    Â»Es war nicht beabsichtigt, dass du das hören solltest«, begann sie.
    Â»Kinderpornografie?«, fragte der Junge leise in Richtung Wand.
    Â»Das Ganze war ein Gespräch, Johannes, keine Anklage.«
    Â»Ich wusste ja noch nicht mal, dass ihr Bullen seid«, sagte er und drehte sich zu ihr um. Sara war sich nicht sicher, ob sie Tränen in seinen Augen sah.
    Â»Hat dein Vater es dir denn nicht erzählt?«
    Â»Er erzählt mir rein gar nichts. Wenn wir miteinander reden, dann nur über meine schlechten Noten.«
    Â»Gehst du aufs Gymnasium?«
    Â»In die Zehnte aufs Sam. Ich finde das Sam aber verdammt beschissen. Das Saltsjö-Järla fucking Gymnasium ist das beschissenste, was es gibt.«
    Â»Und was würdest du lieber tun?«
    Â»Musik hören. Aber das kann Ihnen ja egal sein.«
    Â»Heute war gar keine Lehrerfortbildung, nicht wahr?«
    Â»Ist Carl-Henric wirklich pädophil? Sind Sie deswegen hier?«
    Johannes hatte sich aufgerichtet und saß auf der Bettkante, den Blick auf seine durchlöcherten Strümpfe gerichtet.
    Sara trat in dem von Teenagerausdünstungen durchdrungenen Zimmer ein paar Schritte näher. Sie ging neben ihm in die Hocke. »Gibt es denn einen Grund, das zu glauben?«, fragte sie vorsichtig, während sie ihm ihre Hand aufs Knie legte.
    Er zuckte leicht zusammen, machte jedoch keine Anstalten, sich zurückzuziehen oder die Hand wegzuschieben. Nach einer Weile schaute er mit klaren blauen Augen auf und sagte: »Nein. Aber ich kenne ihn überhaupt nicht. Wir wohnen nur im selben Haus.«
    Â»Möchtest du mir etwas sagen?«, fragte Sara und legte ihm eine Visitenkarte auf den Oberschenkel. »Lass dir Zeit. Denk drüber nach. Und ruf mich an, wenn du magst.«
    Johannes Stiernmarck nahm die Karte in die Hand und betrachtete sie. »Sara?«, fragte er.
    Sie nickte und erwiderte: »Aber wie gesagt, wir klagen deinen Vater nicht an. Das Thema war lediglich ein Teil unseres Gesprächs.«
    Â»Klar, Bullengespräch«, entgegnete Johannes und stand abrupt auf.
    Sie nickte ihm zu und lächelte, was er mit einem Blick unter seiner Haarmähne hervor beantwortete, der eher neugierig als aggressiv war. Dann ging sie in den Korridor hinaus und schloss Johannes’ Tür hinter sich.
    Nur ein paar Sekunden später wurde die Haustür geöffnet, und Wictoria kam hereingestolpert und blieb, die Hände auf die Knie gestützt und den Blick auf den Boden gerichtet, im Flur stehen. Ihre heftigen Atemzüge wurden von einem starken Keuchen begleitet. Nach einigen weiteren Sekunden kam Kerstin Holm mit gerunzelter Stirn aus dem Arbeitszimmer. Die Blicke der drei Frauen begegneten sich. Carl-Henric Stiernmarck tauchte nicht auf.
    Wictoria trat zur Seite und war bemüht, ihre rasselnde Atmung zu unterdrücken, obwohl sie merkte, dass sie bereits enttarnt war. Sie nickten ihr zum Abschied wortlos zu und traten in den Vorgarten hinaus.
    Erst als Kerstin Holm den Wagen aus dem Villenviertel von Hästhagen wieder herausgelenkt hatte, wechselten sie ein paar Worte.
    Sara fragte: »Und, was wollte er?«
    Â»Seine Unschuld beteuern, mich nach Informationen ausquetschen und mir mitteilen, dass der Vizechef der Reichskriminalpolizei ein Jugendfreund von ihm ist.«
    Sara konnte nicht umhin, kurz aufzulachen.
    Â»Ach wirklich, unser Freund Waldemar Mörner«, sagte sie. »Und sonst?«
    Â»Das Ausquetschen meiner Person funktionierte schlecht, das Beteuern seiner Unschuld möglicherweise etwas besser«, antwortete Kerstin Holm.
    Â»In welcher Hinsicht?«
    Â»Er hat behauptet, eine Therapie zu machen, um seine Angst vor Frauen behandeln zu lassen. Er sagt, er sei zu der Einsicht gelangt, dass Angst und Begierde für ihn ein und dasselbe sind. Aber seine ›komplizierte‹ Begierde sei ausschließlich gegen erwachsene Frauen gerichtet.«
    Â»Und das musste er unbedingt unter vier Augen mit dir besprechen?«
    Â»Er liebt es, sich wichtig zu machen ...«
    Â»Uns ist ein Fehler passiert«, sagte Sara und ließ ihren Blick über das Einkaufszentrum von Sickla schweifen, dessen Gebäudeteile wie überdimensionale Lego-Bausteine vor dem Fenster an ihnen vorbeizogen.
    Â»Weshalb?«, rief Kerstin aus und drehte sich so abrupt zu Sara, dass der Wagen

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