Gier
aus Fünfen zusammen. »Das dürfte ein hochrangiger Finanzexperte von der LOL Offshore Asset Management Ltd. auf den Caymaninseln sein.«
»Das Konto, von dem die Gelder an Endymion ausbezahlt wurden«, verdeutlichte Jutta Beyer flüsternd.
»Yes«, sagte Söderstedt ins Mikrofon.
Dann sagte er: »Yes.«
Und eine halbe Minute später sagte er: »Yes.«
Da begannen die Mitglieder der Opcop-Gruppe skeptische Blicke auszutauschen und mit den Augen zu rollen.
SchlieÃlich sagte Arto Söderstedt: »I am well aware of your Confidential Relationships Law and I fuck it in the ass.«
Woraufhin die Gruppe nicht mehr mit den Augen rollte, sondern stattdessen amüsierte prustende Laute ausstieÃ.
Söderstedt fuhr im selben zurückhaltenden Tonfall fort: »Sie leben wohl immer noch in der Zeit, als kolumbianische Drogenmaschinen, die sich unter der Last der mit Blut bespritzten Geldbündel bogen, Georgetown anflogen. Damals gab es sogar einen regulären Abflugplan für Drogenflüge von Miami. Aber das ist jetzt nicht mehr der Fall. Selbst die Caymaninseln sind inzwischen angehalten, eine gewisse Transparenz bei internationalen Transaktionen zu gewährleisten. Das bedeutet, dass Sie, Mr More, zwischen zwei Alternativen wählen können. Entweder versehen Sie mich mit der simplen Information, um die ich gebeten habe, oder ich werde die gesamte juristische Muskelmasse der EU bündeln und mit maximaler Intensität gegen LOL Offshore Asset Management Ltd. vorgehen. Sie kennen ja sicher die Präzedenzfälle. Denken Sie nur an Sanchez oder an Corsini. Ich erwarte, vor Ende der Woche wieder von Ihnen zu hören, Mr More. Sie haben meine Nummer. Adiós.«
Eine zu gleichen Teilen gespannte wie respektvolle Stille legte sich über die offene Bürolandschaft.
»Hieà er tatsächlich More?«, rief Fabio Tebaldi schlieÃlich aus.
»Keine Ahnung«, antwortete Söderstedt und legte seine Lesebrille zur Seite.
»Und wer sind Sanchez und Corsini?«, fragte Jutta Beyer.
»Ein Drogenkönig und ein Mafioso«, antwortete Angelos Sifakis.
»An und für sich ein recht unbedeutender Mafioso«, ergänzte Tebaldi. »Aus einem zweitrangigen Camorra-Clan.«
»Der Drogenkönig ist auch nicht gerade erste Liga«, meinte Felipe Navarro. »Bolivianer. Aber es stimmt schon, dass man die geheimen Konten der beiden auf den Caymaninseln durchleuchtet hat, dank gemeinsamer Beschlüsse der UN und der EU.«
»Das Bankgeheimnis ist doch eine GeiÃel«, war alles, was Söderstedt sagte.
»Die Alternative lautet wie immer Ãberwachungsstaat«, wandte Lavinia Potorac ein. »Ich habe in einem solchen Land gelebt. Und ich möchte nicht dorthin zurück.«
»Aber du möchtest sicher auch nicht in einer von der Mafia regierten Gesellschaft leben«, entgegnete Tebaldi.
»Nenn es einen Balanceakt«, sagte Potorac knapp. »Die offene Gesellschaft ist der schmale Pfad hin zur Entwicklung der Gesellschaft. Alle anderen sind breiter.«
»Apropos schmale und breite Pfade«, sagte Navarro und lächelte säuerlich. »Wie läuftâs eigentlich mit Mara?«
Kowalewski verzog das Gesicht kurz zu einer Grimasse und antwortete: »Noch keinen Treffer gelandet. Es hat erst mal eine Weile gedauert, bis wir überhaupt ein halbwegs vernünftiges Phantombild zustande gebracht haben, denn Europol hat nicht gerade die besten Verbindungen zu guten Polizeizeichnern. SchlieÃlich habe ich das Bild ans Hotel gemailt, aber keiner erkannte sie wieder. Ich fahre allerdings übers Wochenende nach Krakau.«
»Dann nimmst du also Hjelms Anspielung auf Ãberstunden ernst«, stellte Navarro fest. »Tüchtiger Junge.«
»Je intensiver ich mich mit der Sache befasse, desto mehr habe ich das Gefühl, dass sie nicht im Hotel gewohnt hat. Ich kann mich vage daran erinnern, dass sie das Hotel in Begleitung von ein paar Freundinnen betreten hat. Also wohnt sie höchstwahrscheinlich in Krakau.«
»Und ist höchstwahrscheinlich Hure«, ergänzte Navarro schonungslos.
In dem Moment tönte zur sichtlichen Erleichterung aller ein eigentümliches elektronisches Alarmsignal durch die Bürolandschaft. Nicht besonders laut, aber umso durchdringender. Die Mitglieder der Opcop-Gruppe sahen einander mit mehr oder weniger stark hochgezogenen Augenbrauen an.
»Sagt nicht,
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