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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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saßen und genervt Gender Studies betrieben.
    Mit einem flüchtigen Lächeln ging er zurück ins Badezimmer. Er legte das Handtuch ab und betrachtete seinen nackten Körper. Er gestattete sich, mit dem Anblick zufrieden zu sein, auch wenn sein Bauch zum ersten Mal in seinem Leben eine wenn auch sehr schwache Rundung zeigte. Der Preis für zu viel Schreibtischarbeit und zu wenig Joggen. Immerhin hatte er sich mittlerweile eine attraktive Joggingrunde von seinem Den Haager Apartment durch die Außenbezirke bis hinunter ans Meer ausgeguckt. Allerdings nur ausgeguckt.
    Als er seine angespannten Bauchmuskeln im Spiegel betrachtete, befand er sich plötzlich in einem anderen Hotelzimmer, drüben im Hoteldistrikt in Bayswater. Es war vor gut einem halben Jahr mit Kerstin. Ermattet nach ihrem nahezu hysterischen Kulturkonsum, betrachtete er sich frisch geduscht und nackt im Spiegel – und wie sie sich zu ihm hinunterbeugte.
    Wie erstaunlich scharf es ihn machte, im Spiegel zu sehen, wie sie sich langsam hinunterbeugte und ihren Mund auf sein Glied zubewegte.
    In diesem Moment hallte ein durchdringendes Klopfen durch den Raum, und sein Blick fiel erneut auf sein Spiegelbild. Er betrachtete seinen halb erigierten Penis und wurde von einem vagen Déjà-vu befallen. Das hier hatte er schon einmal erlebt.
    Er räusperte sich, damit seine Stimme einigermaßen Respekt einflößend klang, und rief: »Ja?«
    Er überlegte, wer von beiden die Wortführerin sein würde. Es gäbe ihm möglicherweise einen kleinen Hinweis für die nächsten Tage.
    Â»Hallo?«, rief Miriam Hershey in ihrem unverwechselbaren Hochbritisch.
    Interessant, dachte Paul Hjelm, und rief zurück: »Waren wir nicht unten in der Lobby verabredet?«
    Â»Ich habe einen Anruf aus Den Haag bekommen«, erwiderte Hershey.
    Warum hat man dich angerufen?, fragte sich Hjelm und dachte im selben Augenblick: Ich fange schon an zu denken wie ein Bürokrat.
    Â»Etwas Wichtiges?«, rief er und betrachtete sich im Spiegel. Ein alter Mann. Und doch auch gar nicht.
    Â»Nichts Akutes«, antwortete Hershey. »Aber es gab wieder einen Mailkontakt von Stockholm zur Mafia. Und offenbar haben sie eine Theorie.«
    Und warum erfahre ich das nicht als Erster?, fragte sich Hjelm. Und dachte dann: Bin ich nun schon auf Hierarchien fixiert? Werde ich jetzt ernstlich zum Chef?
    Schließlich fanden seine Gedanken den richtigen Weg: Muss man das denn unbedingt lautstark durch eine Hotelzimmertür in London rufen?
    Â»Wir sehen uns in zehn Minuten in der Lobby«, rief er. »Wie verabredet.«
    Kein Wort mehr von draußen, keine Bewegung. Er wusste weder, ob Miriam Hershey allein dort draußen gestanden hatte, noch, ob sie inzwischen gegangen war. Sie hatte in der Tat etwas – wie hatte der Direktor von Europol noch gesagt – »MI5-lastiges«. Warum war sie eigentlich gekommen? Es gab Handys und Haustelefone, die einwandfrei funktionierten.
    Er verließ das Bad und ging zum Bett, um sich anzuziehen. Bedeutete der neuerliche E-Mail-Kontakt, dass Carl-Henric Stiernmarck kalte Füße bekommen und in einem Anflug von Panik wieder an die Mafia geschrieben hatte? Oder dass sie andere schwedische Kontakte aufgetan hatten?
    Als er zwölf Minuten später in der Lobby erschien, warteten sie bereits auf ihn. Corine Bouhaddi fläzte sich auf einem Ledersofa, während Miriam Hershey vor dem Fenster stand und hinaus in den Smog schaute. Bouhaddi, groß, dunkel, expansiv – Hershey, klein, wachsam, minimalistisch. Aber trotz ihrer Unterschiede dürften sie ein gutes Team abgeben. Hershey mit ihrer geheimnisvollen Vergangenheit als Agentin und Heldin, Bouhaddi, die überlebt und in gewisser Weise Ordnung in die Drogenfahndung von Marseille, einer der chaotischsten Städte Europas, gebracht hatte.
    Hjelm nahm neben Bouhaddi auf dem Sofa Platz und wartete auf Hershey, die gemächlich auf sie zuschlenderte und sich langsam ebenfalls setzte.
    Â»Hat Balodis dich angerufen?«, fragte Hjelm.
    Â»Ja«, antwortete Hershey. »Sie hat gesagt, dass Sifakis dabei ist, einen Bericht für dich zusammenzustellen, aber sie wollte mich dennoch kurz informieren.«
    Â»Klug«, entgegnete Hjelm und kam sich großzügig vor. »Und was ist das für eine neue Theorie?«
    Â»Stammt offenbar von Jutta Beyer. Dass es sich um Giftentsorgung handelt. Einiges deutet darauf hin, dass

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