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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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blinzelte ein paarmal, bevor er sein Gesicht mit stark hervortretenden Adern an den Schläfen so ausrichtete, dass es sich nur noch zwei Zentimeter vor Chavez’ Nase befand. Chavez wich nicht zurück, sondern begegnete Tebaldis Blick mit Bestimmtheit.
    Â»Wir brauchen ihn«, sagte Chavez in exakt demselben Tonfall wie zuvor. »Wenn wir ihm jetzt Angst einjagen, wird er abtauchen.«
    Â»Und das Ding?«, jaulte Tebaldi. »Wie können wir auch nur auf die Idee kommen, uns den Schlüssel zum Schloss der ’Ndrangheta ausgerechnet jetzt entgehen zu lassen?«
    Â»Das tun wir ja gar nicht«, antwortete Chavez. »Wir werden ihn nur sicherstellen.«
    Â»Jetzt besteht die Chance, ihn zu schnappen. Genau in diesem Augenblick. Wir müssen nur zugreifen und uns dann ins Innere vorarbeiten. Ich bin noch nie so nahe dran gewesen, und ich habe verdammt noch mal schon Morddrohungen von ihnen bekommen.«
    Â»Wir können noch näher herankommen. Lass die Stockholmer nur machen. Sie wissen, was sie tun.«
    Â»Deine verdammte Frau und Hjelms verdammte Frau! Was ist denn das für eine dämliche Vetternwirtschaft? Wir sind hier immerhin dem Teufel auf den Fersen!«
    Â»Aber nicht aufs Geratewohl. Du bist ja regelrecht betriebsblind, Tebaldi, merkst du das denn nicht?«
    Ein lautes Pfeifen unterbrach die Kombattanten und löste den Clinch auf. Die beiden drehten sich überrascht um und blickten auf Angelos Sifakis, der seine Finger gerade wieder aus dem Mund nahm und mit extrem sanfter Stimme sagte: »Ich hätte es vorgezogen, euch nicht daran erinnern zu müssen, aber ich bin schließlich momentan hier der Chef.«
    Chavez und Tebaldi musterten einander kurz, dann wandte sich Tebaldi an Sifakis und fragte in scharfem Tonfall: »Hast du wirklich vor, diesen Idioten gehen zu lassen?«
    Â»Nein«, antwortete Sifakis. »Aber ich bin derselben Meinung wie Chavez. Jetzt ist nicht der richtige Augenblick, um übereilt zu handeln. In Stockholm findet eine kontinuierliche Vernehmung Stiernmarcks statt. Alles geht seinen gewohnten Gang. Die Herausgabe des Entschlüsselungsgeräts wird einer der Erfolge sein, die wir bei der Vernehmung erzielen. Und wir dürfen nicht vergessen, wie weit wir allein heute gekommen sind. Wir wissen, dass wir auf der richtigen Spur sind. Jetzt müssen wir unsere Karten nur intelligent ausspielen. Wir lassen im Moment Stiernmarck gehen. Aber nur, um ihn dann umso gründlicher festzusetzen.«
    Jorge Chavez nickte kurz.
    Fabio Tebaldi wandte sich ab.
    Und begann zu brüllen.

New Scotland Yard
London, 7. April
    Paul Hjelm hatte noch nie Smog gesehen. Jedenfalls noch keinen echten wie diesen authentischen Londonnebel, der die Abgase eines absurd hohen Verkehrsaufkommens mit den starken Düngemitteldämpfen, die aus dem Fluss aufsteigen, in sich vereinigte. Zwar war es London gelungen, durch die Citymaut, umweltfreundlichere Autos und eine allgemeine Senkung der Emissionen die Abgaswerte zu halbieren, und auch die Themse war längst nicht mehr so belastet wie noch vor einigen Jahrzehnten, doch das Klima war katastrophaler denn je.
    Also sah Paul Hjelm Smog, als er aus dem Hotelzimmer blickte. Komischerweise war er froh, ihn nun einmal zu sehen – in der Hoffnung, dass es das letzte Mal war.
    Hjelm erlebte London als eine schnelle Stadt, das Tempo war hoch, und die Menschen eilten dicht aneinander vorbei, ohne einander zu sehen. Alles war hektisch und eng.
    So war es ihm bei seinem letzten Besuch nicht vorgekommen. Vor einem guten halben Jahr hatte er Kerstin über ein verlängertes Wochenende nach London eingeladen. Es war Herbst und sehr angenehm gewesen. Sie hatten ihren Aufenthalt zu einem Kulturwochenende gemacht und so viele Museen besucht, wie sie nur konnten. In den Kulturinstitutionen war es nicht ganz so eng und gedrängt gewesen, nicht einmal in der Tate Modern.
    Heute hatte er mit den beiden Opcop-Mitgliedern von Heathrow aus direkt ein Taxi zum Hotel am Albert Embankment genommen. Nachdem sie sich eine Stunde ausgeruht hatten, wollten sie nun zur Metropolitan Police, kurz The Met genannt.
    Er bevorzugte es allerdings, sie Scotland Yard zu nennen.
    Während er aus dem Fenster schaute und sich nach der schnellen Dusche abtrocknete, fragte er sich, ob seine beiden Untergebenen wohl ebenso elegante Zimmer bekommen hatten wie er oder ob sie in einem miefigen Doppelzimmer irgendwo im Kellertrakt

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