Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
wollte. Etwas ziemlich Wichtiges. Deswegen sitze ich jetzt hier und kämpfe mit dieser verdammten Aneinanderreihung von Silben, während du und ich uns eigentlich um völlig andere Dinge kümmern sollten. Du solltest mir zum Beispiel etwas über Hyperhidrose erzählen.«
    Beyer zuckte zusammen, fasste sich jedoch ziemlich rasch wieder. Sie las laut, aber ein wenig stockend vor, was auf dem Post-it-Zettel stand, der inzwischen wieder an Söderstedts Bildschirm klebte: »›Ksangpudygrgymongultjudygnialkridingyljiang‹?«
    Â»So habe ich es jedenfalls in Erinnerung. Aber nun zu Hyperhidrose!«
    Â»Ich habe nur gerade vor Kurzem etwas darüber gelesen«, sagte Beyer entschuldigend.
    Â»Komm zur Sache«, forderte Söderstedt sie mit der ihm eigenen Irritation auf, die etwas ungerecht war.
    Â»Es stand übrigens im Zusammenhang mit den völlig anderen Dingen, um die wir uns kümmern sollten. Mit Endymion möbelsystem AB . Der Begriff wurde in diversen Passagen der Dokumentation genannt.«
    Â»Welcher Dokumentation?«
    Â»Ãœber bromierte Flammschutzmittel.«
    Söderstedt hielt inne und musterte seine Kollegin. »Und die haben mit Hyperhidrose zu tun?«
    Â»Es gibt um die siebzig verschiedene bromierte Flammschutzmittel mit recht unterschiedlichen chemischen Eigenschaften, und Fakt ist, dass wir nicht gerade viel über ihre Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit wissen. Aber unter allen Pentabromdiphenyl-Ethern und Oktabromdiphenyl-Ethern werden diese als mögliche Ursache für Gesundheitsschäden genannt.«
    Â»Hyperhidrose?«
    Â»Ja, übertrieben starkes Schwitzen«, sagte Jutta Beyer mit Nachdruck.
    Â»Möglicherweise etwas weit hergeholt«, meinte Arto Söderstedt, »aber durchaus interessant. Die Frage ist nur, ob das ausreichen würde, um Scotland Yard dazu zu bewegen, Zhang Sang wieder aus der Kühlbox herauszuholen. Aber es ist klar, dass es um einen gewissen Hinweis für die Deutung des ›jiang‹ am Ende von ›ksangpudygrgymongultjudygnialkridingyljiang‹ gibt. Und jetzt meine ich nicht den Tischtennisspieler Jiang Jialiang.«
    Â»Sondern ›Fluss‹.« Jutta Beyer nickte.
    Â»Genau«, sagte Söderstedt. »Aber wir denken im Augenblick ziemlich spekulativ, oder? Was sollte der in London überfahrene Chinese mit unserem eventuell mit der Mafia in Verbindung stehenden schwedischen Geschäftsmann zu tun haben?«
    Â»Was hat Lavinia Potorac noch gleich gesagt?«, erinnerte Jutta Beyer. »Die Mafia ist dabei, die Welt aufzukaufen.«
    Â»Aber die Chinesen haben ihre eigene Mafia«, entgegnete Söderstedt. »Die Triaden haben nichts mit der ’Ndrangheta zu tun.«
    Â»Weil kriminelle Organisationen niemals international agieren?«, fragte Jutta Beyer, und Arto Söderstedt erahnte zum ersten Mal auch in ihrer Stimme einen Anflug von Ironie.
    Er lächelte flüchtig und antwortete: »Klar, dass eine kreative Zusammenarbeit zwischen der chinesischen und der italienischen Mafia unglaubliche Kräfte freisetzen würde. Aber wir sind noch meilenweit von einem Zusammenhang entfernt.«
    Â»Ich glaube eigentlich auch nicht an einen Zusammenhang, eher an die Möglichkeit, dass sein Schwitzen durch eine Vergiftung hervorgerufen wurde und dass er ebendas unbedingt jemandem mitteilen wollte.«
    Â»Und dass es mit einem chinesischen Fluss zu tun hat ...«
    Â»Möglicherweise«, stimmte Beyer mit unverhohlenem Enthusiasmus zu. »Aber was das wiederum mit Barack Obama zu tun hat, ist etwas schwerer ersichtlich.«
    Â»Vielleicht ist es nur die Tatsache, dass er für Hoffnung und Veränderungen steht ...«
    Â»Es würde uns in der Tat weiterhelfen, wenn du dieses ›proppiloppikoppijiang‹ etwas stärker differenzieren könntest ...«
    Â»Ksangpudygrgymongultjudygnialkridingyljiang, wenn ich bitten darf«, korrigierte Söderstedt und deutete auf seinen Post-it-Zettel.
    Â»Oder auch nicht. Denn das Einzige, was deine Mandarinexperten herausbekommen haben, ist schließlich, dass am Ende eventuell ›Fluss‹ gemeint ist. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist es im Chinesischen von größter Bedeutung, alle Wörter in der korrekten Tonhöhe auszusprechen.«
    Â»Ich weiß«, stimmte Söderstedt zu. »Es gibt nicht nur unendlich viele Schriftzeichen, sondern außerdem gut

Weitere Kostenlose Bücher