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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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sechzehnhundert Silben und vierhundertdreizehn verschiedene Laute – aber all diese Laute können in vier verschiedenen Tonhöhen ausgesprochen werden. Für einen ungeschulten Europäer ist es allein schon unmöglich, diese Tonfälle und -höhen zu unterscheiden.«
    Â»Aber du hast sie gehört«, wandte Jutta Beyer überzeugt ein, »und du hast sie sozusagen abgespeichert.«
    Â»Aber ich kann die Botschaft nicht besser wiedergeben, als ich es getan habe.«
    Â»Du brauchst Hilfe«, stellte Beyer fest.
    Â»Zweifellos«, gestand Söderstedt. »Obwohl ich vermute, dass du von einem – tja, wovon? –, von einem Psychologen sprichst?«
    Â»Eher von einem Hypnotiseur«, meinte Jutta Beyer.
    Söderstedt lachte, möglicherweise ein wenig unnatürlich. Dann sagte er: »Ja, das ist ja im Moment modern.«
    Â»Hier sitzt ihr also und arbeitet überaus hart an genau den richtigen Fragestellungen«, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihnen. »Ihr seid ja geradezu unzertrennlich geworden.«
    Fabio Tebaldis Stimme hatte einen Klang, den so noch keiner von ihnen zuvor gehört hatte. Sie sahen ihn verwirrt an. Zum ersten Mal seit der Existenz der Opcop-Gruppe wirkte er ernsthaft enthusiastisch.
    Â»Lasst die Sache jetzt ruhen«, fuhr Tebaldi fort, »wir haben nämlich einen Treffer gelandet.«
    Arto Söderstedt und Jutta Beyer sahen sich kurz um und stellten fest, dass es aufgehört hatte zu regnen und sich nun ein Dämmerlicht in allen erdenklichen Rosatönen im Raum auszubreiten begann. Die anderen anwesenden Mitglieder der Opcop-Gruppe sammelten bereits ihre Notizen zusammen und machten sich auf den Weg in den Besprechungsraum.
    Etwas benommen warfen sich Jutta Beyer und Arto Söderstedt einen Blick zu, dann sagte Söderstedt: »Ich klär das mit Paul ab.«
    Â»Mit dem Chef?«
    Â»Wenn es dir lieber ist, ihn so zu nennen, dann, ja, mit dem Chef. Er ist schließlich in London. Wenn irgendjemand Zhang Sang aus der Kühlbox holen kann, dann er.«
    Sie machten sich ebenfalls auf den Weg.
    Der große Versammlungsraum erinnerte noch immer an eine Kathedrale, nicht zuletzt, weil im Moment so wenige Leute darin saßen – um sie herum die siebenundzwanzig Bildschirme, die ins Kassettenmuster der Wand eingelassen waren. Als Beyer und Söderstedt den Raum betraten, spürten sie die bohrenden Blicke von Lavinia Potorac, Laima Balodis, Felipe Navarro, Fabio Tebaldi und Jorge Chavez. Letzterer saß etwas abseits, halb im Kreis, halb außen vor. Kowalewski hatte sich vor einigen Stunden auf den Weg gemacht, um noch bei Tageslicht in Krakau anzukommen.
    Noch bevor Jutta und Arto sich gesetzt hatten, erklomm Angelos Sifakis das Podium und sagte: »Wie ihr alle wisst, hat die Polizei gestern das Verschlüsselungsgerät gefunden. Es lag in einer kleinen Vertiefung im Fußboden unter Stiernmarcks Schreibtisch zu Hause in seinem Arbeitszimmer und konnte in einem heroischen Einsatz von zwei unserer drei nationalen Mitarbeiter in Stockholm lokalisiert werden. Der dritte von ihnen kann uns mehr darüber berichten.«
    Jorge Chavez nickte, und in seinen Augen blitzte ein gewisser Stolz auf, bevor er das Wort ergriff: »Für uns Computerfreaks ist es ein wunderbares kleines Ding. Sieht genauso aus wie ein USB-Stick und verschlüsselt jeden Text mithilfe des Zufalls. Wir haben uns das Gerät zusammen mit unseren technischen Experten näher angesehen und sind zu dem Schluss gekommen, dass man ein Passwort dafür benötigt. Zuerst muss man das Passwort eingeben, dann den Text, der verschlüsselt werden soll. Dieses Passwort befindet sich im Moment allerdings ausschließlich in Carl-Henric Stiernmarcks Kopf. Bis jetzt jedenfalls. Die Vernehmungen laufen.«
    Â»Und wie laufen sie?«, fragte Tebaldi ungeduldig.
    Â»Offenbar recht zäh«, antwortete Chavez. »Er hat sich einen Staranwalt genommen, und er hat eine Höllenangst. Aber die beiden besten Vernehmungsleiter Schwedens haben ihn in der Mangel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass uns bald die vollständige Kommunikation zwischen der ’Ndrangheta, Lettland und Stiernmarck im Klartext vorliegen wird.«
    Â»Aber deswegen sind wir nicht zusammengekommen«, sagte Angelos Sifakis in all seiner zurückhaltenden Autorität. »Vor ein paar Minuten wurde zwischen Potenza und Riga Kontakt aufgenommen. Der Computer von Ottavio

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