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Gift vom Mars

Gift vom Mars

Titel: Gift vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Notfahrzeuge mit sich, die etwa fünfzig Meilen unter eigener Kraft zu fahren vermochten. Sie waren unbequem und boten keinerlei Schutz gegen Kälte oder Staubwirbel. Dennoch waren sie ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor für den Fall, daß eine Sandkatze ein paar Meilen vor dem Hauptstützpunkt zu Bruch ging.
    David Starr blickte in die Tiefe. Es war viel zu dunkel, um das andere Ende der Strickleiter zu sehen, und so zählte er die Sprossen beim Hinunterklettern. Bei der achtzigsten Sprosse griff er nach dem freien Ende der Leiter und zog es ein, nachdem er den anderen Arm durch eine Sprosse geschoben hatte und so an der Achsel hing.
    Als er die Kugel in der Hand hielt, tastete er die Felswand ab und preßte dann die Kugel dagegen. Sie blieb haften. Er zog kräftig daran, und sie hielt fest. Dann zog er sich seitlich an den neuen Anker heran, wobei er mit der anderen Hand die von oben herunterhängende Leiter von sich streckte, damit die zweite Kugel ihn beim Fall nicht treffen konnte.
    Und dann zischte die Kugel an ihm vorbei und dreißig Meter weiter in die Tiefe. Er blickte in die Höhe. Ein breiter Streifen purpurnen Himmels war zu sehen, aber er wußte, daß dieser Streifen mit jeder Sprosse, die er weiter in die Tiefe kletterte, immer schmaler werden würde.
    Immer weiter kletterte er hinunter, und nach jeweils achtzig Sprossen versetzte er die Kugel einmal nach links und einmal nach rechts, um auf diese Weise eine gerade Abstiegslinie zu behalten.
     
    Sechs Stunden waren vergangen, und David machte eine Pause, um ein paar Bissen zu essen und einen Schluck aus seiner Feldflasche zu trinken. Sein Ausruhen bestand darin, die Füße gegen die Sprossen zu stemmen und sich dabei gegen die Wand zu lehnen. Während der ganzen sechs Stunden des Abstiegs hatte er bis jetzt keine einzige Felsnase gefunden, auf die er sich hätte setzen können. Jedenfalls nirgends im Umkreis von vielleicht zehn Metern – so weit reichte seine Taschenlampe.
    Das hatte natürlich Nachteile, denn es bedeutete, daß der Weg nach oben – vorausgesetzt, daß es je dazu kommen würde – höchst langsam vor sich gehen würde, mußte er doch die Kugeln jeweils so hoch über sich werfen, wie das nur ging. Das war möglich und war auch schon durchgeführt worden – auf dem Mond. Auf dem Mars war die Schwerkraft mehr als doppelt so groß wie auf dem Mond, und er würde furchtbar langsam vorwärts kommen, wesentlich langsamer als beim Abstieg. Und dabei war der schon langsam genug, gestand sich David grimmig. Er war inzwischen höchstens eine Meile in die Tiefe vorgedrungen.
    Unter ihm war nur schwarze Finsternis. Über ihm hatte der jetzt schon sehr schmal gewordene Streifen Himmels sich erhellt. David beschloß zu warten. Nach seiner auf Erdzeit eingestellten Uhr war es jetzt nach elf, und das galt auch etwa für den Mars, wo die Rotationsperiode nur etwa eine halbe Stunde länger als auf der Erde war. Bald würde die Sonne über ihm sein.
    Er überlegte, daß die Ortsangaben für die marsianischen Kavernen nur höchst ungenau sein konnten, da sie nur auf den seismischen Schwingungen unter der Oberfläche des Planeten beruhten. Der geringste Irrtum aber konnte bedeuten, daß er sich Meilen von dem wahren Eingang der Kavernen befinden würde.
    Und dann war es natürlich auch möglich, daß es überhaupt keine Eingänge gab. Die Kavernen konnten natürlich Erscheinungen sein, wie die Karlsbadhöhle auf der Erde zum Beispiel, mit dem einen Unterschied, daß diese marsianischen Kavernen Hunderte von Meilen durchmaßen. Und dann wartete er.
    Er bewegte seine klammen Finger. Obgleich er Handschuhe trug, war die marsianische Kälte schneidend. Beim Klettern hielt ihn die Bewegung warm, aber wenn er wartete, fraß sich die Kälte schnell hindurch.
    Und dann stand plötzlich die Sonne über ihm. Für die Augen eines Erdmenschen war sie natürlich klein, und ihr Durchmesser betrug höchstens ein Viertel der Spaltenöffnung. David wußte, daß das Licht höchstens eine halbe Stunde oder weniger anhalten würde und daß es dann wieder vierundzwanzig Stunden dunkel sein würde.
    Er sah sich schnell um. Die Wand der Spalte war keineswegs gerade. Sie hatte zahllose Vorsprünge und Vertiefungen, aber sie war überall vertikal. Es war gerade, als hätte jemand mit einem schartigen Messer einen Schnitt durch den marsianischen Boden gezogen. Die entgegengesetzte Wand war wesentlich näher, als sie an der Oberfläche gewesen war, aber David schätzte, daß er

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