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Gift vom Mars

Gift vom Mars

Titel: Gift vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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»Was wollen Sie?« fragte er mit gleichmütiger Stimme.
    Der Weltraum-Ranger bewegte sich nicht und sagte kein Wort, und Hennes merkte, daß er den Blick nicht von ihm wenden konnte.
    Der Vormann wartete mit keuchendem Atem, und immer noch bewegte sich das Wesen nicht. Ebensogut hätte es ein Roboter sein können, dessen Schaltung nur auf diesen einen Satz eingestellt war. Einen Augenblick fragte sich Hennes, ob das vielleicht der Fall war, tat den Gedanken dann aber gleich wieder ab.
    Hennes' Hand ruhte auf dem Schrank. Der Weltraum-Ranger würde das Geheimnis dieses Schranks nicht kennen. Er hatte sich in dem Raum versteckt und auf ihn, Hennes, gewartet, aber den Raum nicht durchsucht. Und wenn er das doch getan haben sollte, war er sehr vorsichtig vorgegangen, da Hennes im ganzen Raum nichts sah, was in Unordnung gebracht war.
    Seine Finger berührten eine kleine Erhöhung im Holz. Es war ein ganz bekannter Mechanismus, und nur wenige Farmmanager auf dem Mars hatten diese Vorrichtung nicht. In gewissem Sinn war es eine sehr altmodische Vorrichtung, so altmodisch wie der importierte Holzschrank selbst, eine Tradition, die auf die gesetzlosen alten Tage der Farmpioniere zurückging. Aber Traditionen halten sich lange.
    Die kleine Erhöhung bewegte sich unter seinen Fingern. Eine Platte an der Seite des Schranks klappte auf. Hennes hatte darauf gewartet, und seine Hand zuckte wie der Blitz nach der Nadelpistole, die hinter der Klappe lag.
    Jetzt hielt er den Nadler in der Hand und zielte damit auf das fremde Wesen, das sich um keinen Zoll bewegt hatte. Die »Arme« hingen ihm schlaff von der Seite. Langsam gewann Hennes wieder Selbstvertrauen. Ganz gleich, ob Roboter, Marsianer oder Mensch, das Wesen würde einem Nadler nicht widerstehen. Es war eine kleine Waffe, und das Geschoß, das sie ausschleuderte, war beinahe lächerlich klein. Die »Pistolen« in der alten Zeit verschossen Metallkugeln, die im Vergleich dazu wahre Felsbrocken waren. Aber das kleine Projektil eines Nadlers war viel gefährlicher.
    Hennes sagte mit einer Stimme, der die Waffe in der Hand wieder Zuversicht verlieh: »Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
    Wieder sprach das Wesen, und wieder sagte es langsam: »Ich bin der Weltraum-Ranger!«
    Hennes' Gesicht verzog sich zu einer Grimasse der Wut, und er schoß.
    Das Projektil aus seiner Waffe raste auf den seltsamen Eindringling zu, erreichte ihn und kam zum Stehen. Es berührte den Körper nicht, der immer noch einen Viertelzoll dahinterlag. Selbst die Wucht des Aufpralls durchdrang das Kraftfeld nicht, das die ganze Energie des Projektils aufsog und in einen Lichtblitz verwandelte.
    Aber er sah den Lichtblitz gar nicht, denn als das Projektil explodierte, war es einen Augenblick so, als existierte für den Bruchteil einer Sekunde eine zweite Sonne in dem kleinen Raum.
    Hennes stieß einen wilden Schrei aus und warf die Hände vor die Augen, als wollte er sie vor einen Schlag schützen. Aber es war zu spät. Minuten später, als er die Augen wieder zu öffnen wagte, sah er nur mehr ein rotes Flimmern. Den Weltraum-Ranger konnte er nicht sehen, der jetzt mit fliegender Hast seine Stiefeltaschen durchsuchte, das Magnetschloß der Tür öffnete und hinauseilte, Sekunden bevor die unvermeidliche Menge von Neugierigen sich hatte versammeln können.
    Hennes hielt sich immer noch die Augen zu, als er sie hörte. Er rief: »Haltet ihn! Er ist hier im Zimmer. Packt ihn doch, ihr Feiglinge!«
    »Hier ist niemand im Raum«, riefen ein halbes Dutzend Stimmen, und jemand fügte hinzu: »Aber hier riecht's nach einem Nadlerschuß.«
    Eine festere Stimme, aus der man die Autorität heraushören konnte, sagte: »Was ist denn los, Hennes?« Es war Dr. Silvers.
    »Ein Einbrecher!« rief Hennes wütend. »Sieht ihn den niemand? Was ist denn los mit euch? Seid ihr ...« Er brachte das Wort nicht über die Lippen. Seine Augen schmerzten höllisch, und langsam vermochte er wieder einzelne Lichtkonturen wahrzunehmen. Er konnte einfach nicht »blind« sagen.
    »Wer war denn der Einbrecher?« fragte Silvers. »Können Sie ihn beschreiben?«
    Aber Hennes konnte nur hilflos den Kopf schütteln. Wie sollte er es erklären? Sollte er ihnen von einem Alptraum aus Rauch und Licht erzählen, der reden konnte und an dem ein Nadlergeschoß harmlos explodierte?
    Dr. James Silver kehrte niedergeschlagen in sein Zimmer zurück. All die Aufregung, dieses ziellose Herumrennen, die Suche nach einem Einbrecher, der nicht da war, Hennes'

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