Gift vom Mars
alles ab. Diesen Beweis werde ich haben, noch ehe dieser Abend vorüber ist. Aber um selbst dann die nötigen Einzelheiten von ihm zu erfahren, müssen wir seine Moral völlig brechen. Und dazu brauchen wir den Weltraum-Ranger. Er hat ja bereits mit seiner psychologischen Kriegsführung begonnen.«
»Immer dieser Weltraum-Ranger! Wenn es ihn gibt, wer ist er dann, und was ist er? Woher wissen Sie denn, daß er Sie nicht an der Nase herumführt?«
»Darüber kann ich nichts sagen. Ich kann Ihnen nur versichern, daß ich weiß, daß er auf der Seite der Menschheit steht. Ich vertraue ihm so, wie ich mir selbst vertrauen würde, und ich übernehme die volle Verantwortung für ihn. Sie müssen tun, was ich sage, Dr. Silvers, und so, wie ich es sage, oder wir werden keine andere Wahl haben, als ohne Sie weiterzuarbeiten. Die Lage ist so ernst, daß ich keinerlei Rücksicht nehmen kann.«
Die Entschlossenheit, die in seiner Stimme mitschwang, war nicht zu überhören. Dr. Silver konnte Davids Gesichtsausdruck in der Finsternis nicht sehen, aber das war auch gar nicht nötig.
»Was soll ich also tun?«
»Morgen mittag werden Sie mit Makian, Hennes und Benson zusammentreffen. Bringen Sie Bigman als persönlichen Leibwächter mit. Er ist klein, aber er ist schnell und kennt keine Angst. Lassen Sie das Hauptgebäude bewachen – für alle Fälle. Und was ich jetzt sage, ist sehr wichtig: Zwischen zwölf Uhr fünfzehn und zwölf Uhr dreißig muß der Hintereingang unbewacht und unbeobachtet bleiben. Wundern Sie sich über nichts, was dann geschieht!«
»Werden Sie auch dort sein?«
»Nein. Meine Anwesenheit wird nicht nötig sein.«
»Sondern?«
»Der Weltraum-Ranger wird Ihnen einen Besuch abstatten. Er weiß, was ich weiß, und aus seinem Munde werden die Anklagen noch viel niederschmetternder auf den Verbrecher wirken.«
Dr. Silvers verspürte wider sein bestes Wissen eine Regung der Hoffnung. »Sie glauben also, daß wir Erfolg haben werden?«
Eine lange Weile schwieg David, dann meinte er: »Wie kann ich das sagen? Ich kann nur hoffen.«
Wieder war Schweigen im Raum, und dann spürte Dr. Silvers einen leichten Luftzug, als hätte sich eine Tür geöffnet. Er knipste das Licht an. Er war allein.
15.
David Starr arbeitete so schnell, wie er konnte. Die Nacht dauerte nicht mehr lange.
Seine kleine Taschenlampe blitzte hier und dort. Er hoffte ernsthaft, daß das, was er suchte, nicht noch unter besonderem Verschluß war. Wenn das der Fall war, würde er Gewalt anwenden müssen, und er konnte es sich im Augenblick nicht leisten, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber es war auch möglich, daß das, was er suchte, sich überhaupt nicht in dem Raum befand.
Es wäre natürlich sehr schade, nachdem er sich nun mit solcher Mühe den Schlüssel zu diesem Zimmer verschafft hatte. Hennes würde noch lange an seinen nächtlichen Besucher denken.
David lächelte. Er selbst war am Anfang ebenso überrascht gewesen wie Hennes. Seine Worte: »Ich bin der Weltraum-Ranger« waren die ersten Worte gewesen, die er durch das Kraftfeld gesprochen hatte, seit er die marsianischen Kavernen verlassen hatte.
Der Klang seiner Stimme war wirklich schreckenerregend gewesen. Sie hatte hohl und dröhnend geklungen. Jetzt verstand er auch, weshalb das so war. Der Schild ließ zwar Luftmoleküle durch, verlangsamte sie aber vermutlich, und davon wurden natürlich die Schallwellen beeinflußt.
Das Kraftfeld hatte sich gegen den Nadler gut bewährt. Der Lichtblitz war zwar nicht ganz aufgehalten worden, er hatte ihn deutlich gesehen, aber die Wirkung auf ihn war nichts im Vergleich zu der auf Hennes gewesen.
Während er all das überlegte, inspizierte er methodisch den Inhalt der Regale und Schränke.
David griff nach einem kleinen metallenen Gegenstand und betrachtete ihn im Licht seiner Taschenlampe. Dann drehte er an einem kleinen Knopf, der sich in verschiedenen Stellungen einrasten ließ, und beobachtete, was dann geschah.
Sein Herz schlug schneller, das war der endgültige Beweis. Der Beweis für all seine Überlegungen!
Er schob den Gegenstand in seine Stiefeltasche neben seine Maske und die Schlüssel, die er am Abend aus Hennes' Stiefeln geholt hatte.
Dann schloß er die Tür hinter sich ab und trat ins Freie hinaus. Die Kuppel über ihm begann bereits grau zu werden, bald würden die Hauptleuchtröhren aufflammen, und der Tag würde offiziell beginnen. Der letzte Tag – entweder für die Verbrecher oder für die
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