Gift
Korb
etwas anzuheben, damit die Füße des Toten auf dem Boden der Plattform
aufkamen. Jetzt konnten die zwei Männer ungehindert die Leiche
inspizieren.
»Sind an seinen Schuhen irgendwelche Schmutzreste zu sehen?«,
rief Bernardi von unten.
»Ja, ein bisschen Erde.«
Mac kramte einen weiteren Beutel aus seiner Tasche und schrieb
›Erde‹ darauf. Dann fotografierte er den Schuh und schabte etwas von
den Schmutzresten in die Beweismitteltüte.
»Jetzt nehmen wir die Cola-Flaschen heraus«, sagte Mac. »Wir
müssen aufpassen, dass wir keine Fingerabdrücke verwischen und nichts
von ihrem Inhalt verschütten.« Dann streifte er sich weiße
Baumwollhandschuhe über und griff mit beiden Händen tief in die
Jackentaschen des Toten, um die unverschlossenen Flaschen vorsichtig
herauszunehmen. »Stinkt widerlich, dieses Zeug. Müssen irgendwelche
Chemikalien sein. Aber dem Geruch nach zu urteilen, in jeder Flasche
andere.«
»Seien Sie vorsichtig«, warnte der Coroner. »Sehen Sie die
Ausbuchtungen in seinem Anzug? Sieht ganz so aus, als wäre da noch was.«
Daraufhin knöpfte Mac das Jackett des Toten auf, und als er
die linke Seite zurückschlug, kam eine weitere Cola-Flasche zum
Vorschein, die ebenfalls eine undefinierbare Flüssigkeit enthielt,
desgleichen in der rechten Innentasche. Bei dieser Gelegenheit fiel
sein Blick auf das Etikett der Jacke: La Roche et Fils, Paris. Nachdem
er alles fotografiert hatte, bestäubte er jede Flasche mit
Fingerabdruckpulver und untersuchte sie nach Fingerabdrücken. Damit
nichts von der Flüssigkeit verschüttet wurde, brachte er Verschlüsse an
und legte die Flaschen in eine Beweismittelkiste. Ihren Inhalt würde
man später im Labor untersuchen.
»Wir wären hier so weit!«, rief Mac nach unten. »Können wir
den Toten jetzt runterlassen?«
»Ja, aber mach erst noch ein paar Fotos von dem
frischgeharkten Boden unter der Leiche. Vielleicht ist ja von dort oben
etwas zu sehen, was Rückschlüsse darauf zulässt, wie sie ihn da
hinaufbekommen haben.«
Mac erteilte den Feuerwehrleuten Anweisungen, worauf diese den
Korb so weit absenkten, bis er in etwa einem Meter Höhe zu stehen kam.
Er betrachtete den Boden aufmerksam und fotografierte ihn. Dann rief er
Bernardi zu: »Siehst du den Fußabdruck dort drüben, am Rand des
geharkten Bereichs? Wenn sie uns gleich ganz runterlassen, nehme ich
einen Abdruck davon. Fotografiert habe ich ihn bereits.«
Dann wandte sich Mac an die Feuerwehrleute: »Fahren Sie die
Bühne wieder hoch. Direkt unter die Leiche.«
Sobald sich der Korb wieder unter der Leiche befand, schnitt
der Coroner das Seil über dem Knoten durch und legte den Toten mit Macs
Hilfe vorsichtig auf den Boden.
»Das Anfangsstadium der Totenstarre hat bereits eingesetzt«,
bemerkte der Coroner. Während er sich noch Notizen über den Zustand der
Leiche machte, senkten die Feuerwehrmänner die Drehleiter ab und
schwenkten sie vom Tor weg zum Wagen der Rechtsmedizin. Zwei
Assistenten des Coroner legten den Toten in einen Leichensack und hoben
ihn in den weißen Kastenwagen.
Mac wandte sich dem Coroner zu, der an der Tür des
abfahrbereiten Wagens stand. »Wir müssen die Flüssigkeiten in den
Flaschen analysieren. Glauben Sie, er wurde mit diesem Zeug umgebracht?«
»Wenn er vergiftet wurde, werden wir das feststellen. Aber
vorher will ich erst mal wissen, was die Flaschen enthalten.«
»Sobald wir die Chemikalien analysiert haben, bekommen Sie von
mir Bescheid«, sagte Mac. »Wann können Sie uns Todeszeitpunkt und
-ursache nennen?«
»Den ungefähren Todeszeitpunkt kann ich Ihnen schon heute
Nachmittag sagen. Die restlichen Untersuchungen werden etwas länger
dauern, möglicherweise bis zu einem Monat. Ich bin nicht sicher, was
das Insekt zu bedeuten hat, das Sie an seinem Hosenbein gefunden haben.
Es kann auch sein, dass es gar nichts zu besagen hat. Aber analysieren
Sie erst einmal die Chemikalien, und wir versuchen herauszufinden, ob
die Todesursache tatsächlich Erhängen war.«
»Können Sie uns vielleicht sagen, was das für ein Knoten um
seinen Hals ist?«, fragte Mac. »Ich habe so einen noch nie gesehen.«
»Mein Assistent hat früher Rodeos geritten. Der kann Ihnen
möglicherweise weiterhelfen.« Damit stieg der Coroner auf der
Beifahrerseite ein und bedeutete dem Fahrer des Kastenwagens,
loszufahren.
Bernardi, der die ganze Zeit am Tor gestanden hatte, kam auf
Mac zu. »Lass uns jetzt einen Gipsabguss von dem Fußabdruck machen.« Er
deutete auf die
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