Gift
haben Sie an jenem Tag herausgefunden, als Sie in
Stockton waren?«
»Ja, aber ich musste es so lange für mich behalten, bis ich
alle Fakten beisammen hatte«, sagte Samuel.
»Wir haben an fast allen Arbeitsgeräten in dem Schuppen Arams
Fingerabdrücke gefunden. Außerdem bekommt im Licht dieser Erkenntnisse
der Fußabdruck, der mit seiner Schuhgröße übereinstimmt, enorme
Bedeutung. Und natürlich, dass er seinen Rückflug nach Frankreich viel
früher als behauptet gebucht hat.«
»Was werden Sie jetzt gegen Almandine unternehmen,
Lieutenant?«, fragte Samuel.
»Diese Entscheidung liegt beim District Attorney. Was ich
allerdings tun kann, ist, ihm vorzuschlagen, ihr Straffreiheit
zuzusichern, wenn sie sich zu einer Aussage bereit erklärt.«
»Wie hoch wäre Ihrer Meinung nach Almandines Lebenserwartung,
wenn sie auf diesen Vorschlag einginge?«, fragte Samuel.
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen«, sagte Bernardi.
»Wenn die Hagopians sie nicht umbringen, werden es die
Chatoians tun. Aber über derlei archaische Bräuche werde ich Sie
aufklären, wenn Sie mich wieder mal zu einem italienischen Essen
einladen, Lieutenant.«
»Ich bin nur ein einfacher Polizist, dessen Aufgabe darin
besteht, entsprechende Informationen an die zuständigen Stellen
weiterzuleiten. Was damit zu geschehen hat, haben die dann zu
entscheiden.«
»Almandine hält sich in Frankreich auf, wo sie dem Zugriff der
amerikanischen Polizei ohnehin entzogen ist. Doch was ist mit Nashwan
Aram?«
»Hagopians Witwe hat sich nur der Beihilfe zum Mord schuldig
gemacht, wohingegen Aram allem Anschein nach einer der Haupttäter ist«,
sagte Bernardi. »Und was das angeht, haben Sie inzwischen die letzten
Zweifel ausgeräumt, Samuel.«
»Dann lassen Sie mich Ihnen nun den Rest der Geschichte
erzählen, Lieutenant.«
»Schießen Sie los. Zum Glück drängt mich im Gegensatz zu Ihnen
kein Redaktionsschluss.«
»Die Überlebenden beider Sippen konnten zwar aus Armenien nach
Paris fliehen, aber sie sannen weiterhin auf Rache. Das muss der
armenische Geistliche gewusst haben. Deshalb wollte er auch nicht mit
der Sprache herausrücken, als ich ihm das Foto der Chatoians zeigte,
das mein Fotograf bei Hagopians Beerdigung gemacht hatte. Er tat mir
gegenüber so, als würde er diese Männer nicht kennen. Das
Erstaunlichste daran ist aber, wie dieser unglaubliche Hass über all
die Jahre hinweg so lange im Verborgenen weiterschwelen konnte, bis
Rupert Chatoian endlich eine Möglichkeit fand, sich an den Hagopians zu
rächen. Nachdem er die nötigen Vorkehrungen getroffen hatte, um den
Mexikanern die Tat in die Schuhe zu schieben, lockte er Hagopian nach
Stockton, wo er ihn brutal folterte und dann ermordete; danach wurde
der Tote wieder auf die Deponie zurückgebracht und mit einem Knoten,
der auf Juan Ramos als Täter deuten sollte, am Eingangstor aufgehängt.
Als gelernter Chemietechniker wusste Nashwan aus der
Anklageschrift gegen Hagopian, welche Chemikalien er in die
Cola-Flaschen füllen musste. Und um den Rachefeldzug perfekt zu machen,
ließ Rupert Chatoian auch noch Joseph Hagopian in Fresno ermorden.«
Samuel stand auf und schüttelte dem Detective zum Abschied die
Hand. Ihre Zusammenarbeit hatte sich als außerordentlich fruchtbar
erwiesen.
»Grüßen Sie Vanessa von mir, wenn Sie wieder in San Francisco
sind«, sagte Bernardi.
»Das mache ich gern, Lieutenant. Aber warum greifen Sie nicht
einfach zum Telefon und übernehmen das selbst?«
»Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee«, antwortete der
Detective verlegen.
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