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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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müssen schon Tausende von Menschen gesessen
haben, die in den über hundert Jahren, die dieses Gefängnis existiert,
hierhergekommen sind, um Häftlinge zu besuchen«, sagte Janak. »Zuerst
sind sie mit Pferdewagen oder mit Booten übers Wasser gekommen, später
per Bus oder Taxi.«
    »Ich glaube, ich weiß, was dich beschäftigt«, sagte Samuel,
»und wenn es irgendwie ginge, würde ich gern etwas tun, was dir die
Sache einfacher machen würde. Aber das ist einer dieser Momente, in
denen die ganze Last der Verantwortung auf deinen Schultern ruht.«
    »Genau aus diesem Grund habe ich dich gebeten, mitzukommen.
Ich wusste, dass du das verstehst. Wenn ich diesen Prozess verliere,
werden meine Mandanten in diesem Gefängnis hingerichtet, und ich weiß
nicht, ob ich damit leben könnte, wenn es tatsächlich so weit kommen
sollte. Ich hatte schon einige schwierige Fälle, in denen es um
Chemikalien ging, aber so einen hatte ich noch nie.«
    »Ich weiß inzwischen, dass du sowohl sehr clever als auch
absolut integer bist«, sagte Samuel. »Jeder muss in seinem Leben einmal
so eine schwierige Phase durchstehen. Bei Gelegenheit werde ich dir
erzählen, welche schweren Zeiten ich schon durchgemacht habe. In meinem
Fall brach das Unheil ohne Vorwarnung über mich herein – ohne
dass ich darauf vorbereitet war. Das verhält sich bei dir anders. Du
hast dich ganz bewusst auf diese Sache eingelassen, obwohl du
keineswegs dazu verpflichtet warst. Damit ist deine Ausgangsposition
eine ganz andere. Es verhilft dir zu einem gewissen Abstand gegenüber
den unsauberen Machenschaften, mit denen du in dieser Angelegenheit
konfrontiert worden bist. Lass dich also von diesem ganzen Schmutz
nicht unterkriegen, und wenn du einmal nicht mehr weiterweißt, denk
immer dran: Ich bin für dich da.«
    »Danke, Samuel. Ich glaube zwar zu wissen, wie ich um das
Leben dieser Männer kämpfen muss, aber es bedeutet mir sehr viel, dass
du mir dabei helfen willst.«
    Das widerspenstige Haar vom Wind zerzaust, saß Janak da und
dachte über Samuels Worte nach. Der Reporter, der in seinem dünnen
Sakko leicht fröstelte, beobachtete ihn stumm.
    »Ich weiß, dass ich in dieser Sache das Richtige tue«, sagte
Janak schließlich.
    »Deine Beweggründe sind über jeden Zweifel erhaben«, redete
ihm Samuel gut zu. »Du vertrittst in diesem Fall Unschuldige, die sich
keinen kompetenten Strafverteidiger leisten können. Hätten sie einen
unfähigen Anwalt, würden sie vermutlich zum Tod verurteilt und
hingerichtet. Denn in einem Fall wie diesem ist es so gut wie
unmöglich, in Berufung zu gehen. Ich kann nur noch einmal wiederholen,
Janak: Ich bin hier, um dir zu helfen, wo immer es geht.«
    An einem normalen Montagmorgen war im
Gericht gewöhnlich nicht viel los, aber wegen des enormen öffentlichen
Interesses am Fall Hagopian war der Saal diesmal schon bis auf den
letzten Platz besetzt, als die in dieser Woche zur Verhandlung
anstehenden Fälle den jeweiligen Richtern zugeteilt wurden. Zu Janaks
großer Erleichterung wurde das Verfahren gegen seine Mandanten Judge
Lawrence Pluplot zugeteilt, der allgemein als erfahrener und integrer
Strafrichter galt. Allein aufgrund der Tatsache, dass er das Verfahren
leitete, bestand Anlass zu der Hoffnung, dass Deadeyes Winkelzügen
wenig Erfolg beschieden sein würde.
    Kurz nach zehn fanden sich die Anwälte im Richterzimmer ein.
Judge Pluplot klärte sie über die Regeln auf, nach denen er die
Verhandlung führen wollte, und machte sie darauf aufmerksam, dass alle
Anträge noch am selben Nachmittag entgegengenommen würden. Asquith
übergab dem Richter einen mehrseitigen Schriftsatz, den er mit dem
Protokollführer angefertigt hatte, und händigte auch Deadeye als
Vertreter der Anklage eine Kopie davon aus. Die Anklage reichte
keinerlei Anträge ein. Der Richter kündigte die Auswahl der
Geschworenen für den nächsten Morgen an und überreichte beiden Parteien
eine Liste der in Frage kommenden Kandidaten. Zugleich machte er sie
darauf aufmerksam, dass die Anträge noch am selben Nachmittag
bearbeitet würden, sofern keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten
aufträten.
    Darauf zogen sich Janak, Asquith und Samuel in die Cafeteria
zurück, um die Liste der Geschworenen durchzugehen. Der Ermittler, den
Janak für die Dauer des Verfahrens eingestellt hatte, machte sich auf
den Weg in die Registratur des County, um Erkundigungen über die
Kandidaten einzuziehen.
    »Hallo, Donald«, begrüßte Janak den blinden Alten an der

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