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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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Schreibtisch, in seinem Büro und ging seine Prozessvorbereitungen
durch. Um Platz für seine Cowboystiefel zu schaffen, hatte er den
Louis-L'amour-Schmöker zur Seite geschoben. Er fand, er konnte auf ein
paar recht erfolgreiche Monate zurückblicken, sah man einmal von dem
Foto ab, das ihn mit den Transvestiten zeigte. Er schlug sich mit der
flachen Hand gegen die Stirn. Wie hatte er auch nur so dumm sein
können? Dieses Malheur konnte einen herben Rückschlag für seine
Karriere bedeuten. Zum Glück hatte die Öffentlichkeit ein kurzes
Gedächtnis. Blieb also nur die Frage, wie er den Geschworenen das
problematische Beweismaterial zur Kenntnis bringen könnte, um diese
dreckigen Mexikaner in die Gaskammer zu befördern. Er wusste nicht, wie
weit er diesbezüglich gehen konnte. Fest stand nur, dass die
Geschworenen diese Beweise unbedingt zu sehen bekommen mussten, ohne
dass der Prozess wegen eines Verfahrensfehlers eingestellt wurde. Wie
hieß es doch so schön? Einen fahrenden Zug kann man nicht aufhalten.
    Er ließ den Blick auf einem der Bilder in seinem Büro ruhen.
Es zeigte einen Cowboy in Lederüberhosen, einen Fuß in den Nacken eines
Longhorn gesetzt, das er mit dem Lasso eingefangen und am Sattelhorn
seines Appaloosa-Hengstes festgezurrt hatte. Deadeye stand auf und
stellte einen Fuß auf den Schreibtischstuhl. Er war fest davon
überzeugt, dass er die Angeklagten schon genau da hatte, wo er sie
haben wollte: gefesselt und am Boden.
    Als Marachak und Asquith den Gerichtssaal
betraten, wimmelte es dort bereits von potenziellen Geschworenen. Sie
gingen den Mittelgang hinunter und durch die Schwingtür, die den
Zuschauerbereich von der Richterbank und den Tischen der Anwälte
trennte, und nahmen auf der Anklagebank Platz. Auf der anderen Seite
des Saals, nicht weit von der Geschworenenbank, thronte Deadeye Graves
bereits an seinem Platz. Die Protokollführerin saß am Fuß der erhöhten
Richterbank. Janak und Asquith holten ihre Unterlagen heraus und bauten
sie vor sich auf. Deadeye hatte lediglich ein dünnes Notizbuch vor sich
liegen, in dem er gerade blätterte.
    Fünf Minuten vor zehn Uhr ging eine der Türen im hinteren Teil
des Saals auf, und zwei Wärter führten die Angeklagten herein. Beide
trugen orangefarbene Gefängnisoveralls mit einer Kette um den Bauch, an
der ihre Hand- und Fußfesseln so festgemacht waren, dass sie die Hände
nicht über die Gürtellinie heben konnten. Für den Fall, dass einer der
Angeklagten auf dumme Gedanken kommen sollte, postierte sich einer der
beiden Wärter an der Schwingtür in der Schranke, der andere blieb am
Eingang des Gerichtssaals stehen.
    Juan Ramos war sauber rasiert und hatte das Haar ordentlich
nach hinten gekämmt. Neben ihm wirkte Narcio Padia wie ein Junge. Dünn
und drahtig, hatte er keinerlei Gesichtsbehaarung – ein
Zeichen seiner indianischen Herkunft. Er war erst einundzwanzig Jahre
alt. Beide Männer machten einen nervösen und verängstigten Eindruck.
Ihnen war nur zu deutlich bewusst, was bei diesem Prozess auf dem Spiel
stand. Janak klopfte ihnen aufmunternd auf die Schultern, als er
aufstand, um sie auf der Anklagebank Platz nehmen zu lassen. Er wollte,
dass sie so weit wie möglich von den Geschworenen entfernt wären, und
hatte ihnen außerdem eingeschärft, während des Verfahrens sitzen zu
bleiben, um möglichst wenig Aufmerksamkeit auf ihre Gefängniskluft zu
lenken.
    Als um Punkt zehn Uhr die Tür hinter der Richterbank aufging
und der Richter in seiner schwarzen Robe den Saal betrat, standen alle
Anwälte auf. Der Gerichtsdiener rief: »Ich bitte um Ihre
Aufmerksamkeit. Die Sitzung des Obersten Gerichts von Contra Costa
County ist hiermit eröffnet. Den Vorsitz führt Judge Lawrence Pluplot.«
    Der Richter stieg auf das Podest und ließ sich auf dem
Drehstuhl hinter der Richterbank nieder. Nach einem kurzen Blick auf
die Prozessbeteiligten und die zur Auswahl stehenden Geschworenen
setzte er eine randlose Brille auf. Er hatte dichtes braunes, in der
Mitte gescheiteltes Haar, und die weit auseinanderstehenden Augen über
seiner markanten Hakennase verliehen ihm das Aussehen eines energischen
und tatkräftigen Mannes. Judge Pluplot sah kurz nach links, um sich zu
vergewissern, dass die Protokollführerin an ihrem Platz zwischen
Zeugenstand und Geschworenenbank saß. Dann ließ er den Gerichtsdiener
den Fall aufrufen.
    »Das Volk des Staates Kalifornien gegen Narcio Padia und Juan
Ramos, Fall Nummer C-607.532 und C-607.533, betreffend

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