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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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unterschätze meine Gegner nie.«
    »Bei Deadeye müssen Sie mit dem Schlimmsten rechnen.«
    Inzwischen waren verschiedene andere Leute an die Kasse
gekommen, um zu zahlen. Samuel beobachtete aufmerksam, wie der alte
Blinde die Geldscheine befühlte, die er bekam, und stellte fest, dass
er die Kasse bei jedem Zahlvorgang weit offen stehen ließ. Als alle
gezahlt hatten, setzte Janak sein Gespräch mit dem Alten fort. Wenig
später kamen jedoch so viele Geschworene aus anderen Gerichtssälen in
die Cafeteria, um sich ein Sandwich oder etwas zu trinken zu kaufen,
dass sie ihre Unterhaltung nicht fortsetzen konnten.
    Die beiden Anwälte und der Reporter beschlossen, in einem
kleinen Restaurant in der Nähe des Gerichts zu Mittag zu essen. Nach
dem Essen kehrten Janak und Asquith ins Gericht zurück, um ihre Anträge
einzureichen, und Samuel fuhr mit der Geschworenenliste zu Mae Ming.
Damit niemand etwas von seinem Besuch bei ihr mitbekam, betrat er die
Wäscherei durch den Hintereingang. Mae Ming begrüßte ihn mit einem
freundlichen Lächeln.
    Samuel legte ihr eine Liste mit den Namen derjenigen
Geschworenen vor, über die sie nichts hatten in Erfahrung bringen
können. Mae Ming nahm eines ihrer Notizbücher aus dem Regal und begann
darin zu blättern, dann deutete sie auf den ersten Namen. »Der hier ist
in Ordnung. Er mag Tiere und ist insgesamt ein herzensguter Mensch.«
Sie blätterte ein paar Seiten weiter, bevor sie stirnrunzelnd innehielt.
    »Der hier gehört einer extrem reaktionären politischen
Organisation an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er viel für
jemanden übrighat, der nicht in den Vereinigten Staaten geboren wurde.«
Sie blätterte weiter. »Über diese Frau liegt mir rein gar nichts vor.
Was macht sie beruflich?«
    »Das werde ich herauszufinden versuchen, wenn sie ausgewählt
wird.« Samuel schrieb etwas in sein Notizbuch. »Danke, Miss Ming, Sie
haben mir sehr geholfen.«
    »Am besten, Sie kommen jeden Tag zu mir, sobald der Prozess
begonnen hat«, sagte sie. »In dieser Stadt gibt es eine Menge Leute,
die nur zu gern jeden hängen sähen, solange er nur die falsche
Hautfarbe hat.«
    »Auf dieses Angebot komme ich gern zurück, Miss Ming. Ich
werde morgen Janak Marachak mitbringen, damit Sie ihn kennenlernen.«
    »O ja. Diesen Robin Hood in Advokatenrobe würde ich zu gern
mal sehen«, sagte sie mit einem leicht ironischen Unterton.
    Die Anwälte wurden gerade mit den
A-limine-Anträgen fertig, als Samuel im Gerichtssaal eintraf. Er
wartete, bis Janak die Unterlagen in seiner Aktentasche verstaut hatte
und zum Ausgang ging. An seiner Miene ließ sich nicht erkennen, was in
ihm vorging. »Und? Wie ist es bei euch gelaufen?«, fragte Samuel
deshalb.
    »Wir haben ein bisschen gewonnen und ein bisschen verloren«,
antwortete der Anwalt.
    »Dann fang lieber mit den schlechten Nachrichten an«, schlug
Samuel vor.
    »Was die Kleidung der Angeklagten angeht, konnte ich den
Richter leider nicht umstimmen. Es ist sicher nicht gut für meine
Mandanten, wenn die Geschworenen sie in Gefängniskleidung und Ketten
sehen.«
    »Ist das überhaupt zulässig?«, fragte Samuel.
    »Leider ja«, sagte Janak. »Es wäre wirklich schlimm,
ausgerechnet deswegen den Prozess zu verlieren.«
    »Sonst noch irgendwelche schlechten Nachrichten?«
    »Als ob das nicht schon genug wäre«, murrte Janak. »Nein,
alles andere lief nach Wunsch. Deadeye darf weder das Beweismaterial
von dem Mord in Fresno bei der Verhandlung einbringen noch darauf
hinweisen, dass Miguels Fingerabdrücke auf der Mordwaffe gefunden
wurden. Aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass Deadeye alles
daransetzen wird, den Geschworenen dieses Beweismaterial trotzdem
irgendwie zur Kenntnis zu bringen.«
    »Hat er denn wenigstens die Liste mit seinen Zeugen
herausgerückt?«
    »Ja, da blieb ihm zum Glück keine andere Wahl.«
    »Dann spann mich nicht länger auf die Folter. Wen wird er in
den Zeugenstand rufen?«
    »Detective Bernardi, den Mann von der Spurensicherung und den
Rechtsmediziner, der die Obduktion vorgenommen hat. Den Coroner selbst
wird er erstaunlicherweise nicht aufrufen. Und als letzten Zeugen hat
er El Turco , diesen Kurden, angekündigt.«
    »Sind das schon alle?« Samuel sah ihn ungläubig an.
    »Ja, und die Angehörigen natürlich noch.«
    »Überrascht dich das nicht?«, fragte Samuel.
    »Doch, schon. Es heißt nämlich, dass Deadeye denkt, er hätte
den Prozess bereits gewonnen.«
    Am Dienstagmorgen saß Deadeye, die Füße auf
dem

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