Gift
und renommierteste Wäscherei des
ganzen County, Mr. Hamilton. Diese Leute haben alle den Fehler gemacht,
kleine verräterische Hinweise nicht aus ihren Kleidern zu entfernen,
bevor sie sie uns zum Waschen gebracht haben.«
Samuel klemmte sich in Miss Mings Büro
hinters Telefon und erhielt von fünf Zeitungen die Zusage, seine Story
zusammen mit dem Foto in der Freitagsausgabe zu veröffentlichen. Die
einzige Bedingung, die sie stellten, war, dass er sie vor sechzehn Uhr
in der jeweiligen Redaktion ablieferte. Darauf tippte Samuel die
Meldung über Mr. Graves und die zwei Transvestiten auf Miss Mings
Remington-Schreibmaschine herunter. Als er fertig war, machte er sich
auf den Weg, um den Artikel und das Foto persönlich in den einzelnen
Redaktionen abzuliefern. Dann fuhr er zurück nach San Francisco und zu
seiner eigenen Zeitung.
Die Meldung schlug ein wie eine Bombe. In der
Staatsanwaltschaft stand das Telefon nicht mehr still, und die
Telefonzentrale musste für den Rest des Freitagnachmittags schließen.
Deadeye tauchte übers Wochenende unter, um erst einmal den für seine
Karriere zu erwartenden Schaden abzuschätzen.
Als sich Samuel am Freitagmorgen mit Janak und Asquith in der
Kanzlei traf, gingen sie zunächst in der Bibliothek die zahlreichen
Zeitungsmeldungen durch.
»Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder ärgern soll«, brummte
Janak.
»Wie soll ich das jetzt verstehen?«, fragte Samuel.
»Was Deadeye meinen Mandanten angetan hat, war unverzeihlich.
Deshalb bin ich froh, dass wir ihm eins auswischen konnten.
Gleichzeitig ärgert es mich aber, dass er ungestraft davonkommt. Denn
der Schaden, den er bereits angerichtet hat, lässt sich nicht mehr
rückgängig machen.«
»Sieh es einfach als Maßnahme, die notwendig war, um nicht
vollends unterzugehen. Die negative Publicity im Zusammenhang mit
diesem Foto kann auf keinen Fall gut für ihn und sein Image als
Ankläger sein. Glaubst du nicht, dass uns das beim Prozess einen
gewissen Vorteil verschafft?«
»Das hängt ganz davon ab, was die Geschworenen von der Sache
halten, und nicht, wie wir sie sehen«, sagte Janak.
Währenddessen prüfte Asquith, ob Deadeye der Aufgabe, die
Belange des Staates zu vertreten, wegen sittlicher Verderbtheit
enthoben werden könnte.
»Verwende mal lieber nicht zu viel Zeit darauf, diesem Punkt
nachzugehen«, sagte Janak. »Deadeye ist wegen dieser Sache nicht vor
Gericht gestellt worden, und solange der D.A. nicht zu der Ansicht
gelangt, dass er deshalb nicht mehr als Vertreter des Staates auftreten
sollte, wird gar nichts passieren.«
»Ich finde, wir haben unser Ziel auf jeden Fall erreicht«,
sagte Samuel. »Deadeye ist nicht auf den Kopf gefallen und hat die
Botschaft bestimmt verstanden. Jetzt bleibt nur abzuwarten, ob er noch
andere schmutzige Tricks auf Lager hat.«
Samuel hatte sich nicht in Graves getäuscht.
Kurz vor Mittag klingelte in Janaks Kanzlei das Telefon. Es war Deadeye
persönlich.
»Mr. Marachak, hier ist Earl Graves, Assistant District
Attorney von Contra Costa County.«
»Ja, das weiß ich. Was kann ich für Sie tun?«, fragte Janak
betont förmlich.
»Ich möchte Ihnen ein Gentlemen's Agreement vorschlagen. Sie
wissen ja, wie indiskret die Presse sein kann …«
»Beziehen Sie sich damit auf den Schmutz, der in Zusammenhang
mit dem Fall Hagopian über meine Mandanten verbreitet wurde?«
»Darauf und auf den Skandal, in den ich verwickelt bin.«
»Ja, das stand alles in der Zeitung zu lesen. Die Leute
sprechen zurzeit über nichts anderes, Mr. Graves. Das tut mir
außerordentlich leid.«
»Ich bin kein Dummkopf, Mr. Marachak. Ich kann mir sehr gut
vorstellen, wie die Presse an dieses Foto gekommen ist.«
»Offensichtlich haben Sie eine hervorragende
Vorstellungskraft, Mr. Graves. Deshalb nehme ich an, dass Sie sich auch
vorstellen können, wie die Presse an all den Schmutz gekommen ist, der
in den letzten drei Wochen über meine Mandanten verbreitet wurde.«
»Ich bin der Meinung, wir sollten einen Waffenstillstand
schließen, Mr. Marachak.«
»Ich halte es für besser, die Sache ganz offen auszutragen,
Mr. Graves.«
»Na schön, wenn Sie es nicht anders wollen«, erwiderte Deadeye
trotzig, ohne jedoch den Anflug von Angst in seiner Stimme verbergen zu
können, und legte auf.
Als Janak Samuel und den Mitarbeitern seiner Kanzlei den
Inhalt des Gesprächs mit Deadeye schilderte, brachen sie in lauten
Jubel aus.
»Ein kleiner Sieg in einer erbitterten Schlacht«, sagte
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