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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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Kanzlei. »Du benutzt es doch
sowieso mehr als ich. Es müsste allerdings mal aufgetankt werden.«
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Janak Samuel.
    »Ich glaube, das ist im Moment nicht nötig«, antwortete
Samuel. »Allerdings hat Vanessa nur gesagt, dass du ihr Auto haben
könntest, nicht ich.«
    »Vanessa, ist es okay, wenn Samuel dein Baby nimmt?«
    »Habe ich denn eine Wahl?«, rief sie zurück.
    Samuel fuhr mit Vanessas Auto nach Martínez
und klopfte an die Hintertür der Wäscherei. Mae Ming, wieder im weißen
Arbeitskittel, öffnete ihm und führte ihn in ihr Büro, wo Samuel ihr
das Foto zeigte.
    »Gut gemacht, Mr. Hamilton«, bemerkte sie anerkennend.
    »Woher wussten Sie, dass er mit diesen Frauen dort sein
würde?«, fragte Samuel.
    »Das sind keine Frauen«, sagte Mae Ming. »Deshalb wollte ich
das Foto erst sehen, bevor Sie es den Zeitungen anbieten. Das sind zwei
Männer.«
    »Männer? Transvestiten?« Samuel konnte sein Glück kaum fassen.
»Dürfte ich kurz mal Ihr Telefon benutzen?«
    Er konnte es gar nicht erwarten, Janak zu erzählen, was er
gerade erfahren hatte.
    »Und wie soll es jetzt weitergehen?«, fragte Janak.
    »Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber ich
sag dir Bescheid, sobald ich Näheres weiß.«
    »Und vergiss nicht, das Foto muss eine möglichst große
Verbreitung finden!«, sagte Janak, bevor er auflegte.
    »Bevor wir darangehen, die Sache publik zu
machen, muss ich noch ein paar Dinge von Ihnen wissen, Miss Ming«,
sagte Samuel. »Als Erstes: Woher wussten Sie, dass Graves in der Bar
sein würde?«
    »Normalerweise würde ich Ihnen das eigentlich nicht erzählen.
Aber weil Sie auf Mr. Songs Empfehlung kommen und ich weiß, was Sie mit
der Veröffentlichung des Fotos bezwecken, will ich es Ihnen sagen. Mr.
Graves ist Kunde unserer Wäscherei, und meine Angestellten haben in
einer seiner Anzugtaschen ein Streichholzbriefchen aus besagter Bar
gefunden. Außerdem haben sie an zwei seiner Hosen vorn
Lippenstiftspuren entdeckt. Daraufhin habe ich jemanden in die Bar
geschickt, um mir ein Bild machen zu können, was dort vor sich geht.
Jedes Mal, wenn mein Gewährsmann in der Bar war, sah er dort Mr. Graves
in Begleitung von Mimi und Max, die in Wirklichkeit als Frauen
verkleidete Männer sind. Sie verkehren regelmäßig in dieser Bar und
verschiedenen anderen Etablissements der näheren Umgebung. Deshalb
wusste ich, dass Sie Mr. Graves und seine Begleiterinnen an dem Tag,
als Sie zu mir gekommen sind, in dieser Bar antreffen würden.«
    »Dann lassen Sie uns jetzt zu der Frage kommen, wie wir
unserer interessanten Entdeckung zu möglichst großer Publicity
verhelfen können – wie es mein Freund Janak ausdrücken würde«,
sagte Samuel.
    »Darüber habe ich mir bereits Gedanken gemacht. Ich habe Ihnen
eine Liste mit den Redakteuren der einflussreichsten Zeitungen von
Contra Costa County zusammengestellt. Jeder von ihnen hat Artikel
veröffentlicht, in denen massive Vorurteile gegen Mr. Marachaks
Mandanten geschürt wurden. Reden Sie mit ihnen. Sagen Sie ihnen, wer
Sie sind, und zeigen Sie ihnen das Foto, und ich garantiere Ihnen, sie
werden Ihre Story und das Foto veröffentlichen.«
    »Halten Sie es für möglich, dass sie die Meldung schon morgen
bringen?«
    »Es sind lauter kleine Zeitungen, und entsprechend gierig sind
sie auf diese Art von Meldungen. Mr. Graves wollte es ja nicht anders.
Es würde mich sehr wundern, wenn sie Ihnen Ihre Bitte abschlagen
würden.«
    »Darf ich mich auf Sie berufen, wenn es irgendwelche Probleme
gibt?«
    »Auf gar keinen Fall. Ich kann Ihnen nur deshalb so viel
Informationen geben, weil niemand weiß, dass ich sie habe. Sehen Sie
die Notizbücher in dem Regal hinter meinem Schreibtisch? Die mit den
chinesischen Schriftzeichen? Sie sind voll mit Informationen über
wichtige Persönlichkeiten des County. Als Biologin bin ich mir der
Wichtigkeit von Details nur allzu bewusst. Wahrscheinlich fehlt mir die
Arbeit mit dem Mikroskop, und das ist meine Art, es zu kompensieren.«
    »Wofür verwenden Sie diese Informationen, Miss Ming?«
    »Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich«, erwiderte sie
lächelnd. »In diesem Fall konnte ich zum Beispiel Mr. Song einen
Gefallen tun und es außerdem Mr. Graves heimzahlen, dass er meine
Angestellten ständig schikaniert.«
    »Ist das Einzige, was all diese Leute miteinander verbindet,
dass sie ihre Wäsche bei Ihnen waschen lassen?« Samuel deutete auf die
Notizbücher.
    »Das hier ist die älteste

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