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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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sagte Deadeye. »Er
ist kein Toxikologe.«
    »Der Herr Staatsanwalt kann dem Zeugen gern beim Kreuzverhör
Fragen stellen, Euer Ehren«, konterte Janak. »Im Augenblick ist er mein
Zeuge.«
    »Antrag abgelehnt, Mr. Graves«, erklärte der Richter. »Sie
können dem im Kreuzverhör nachgehen.«
    »Wo im nördlichen Kalifornien hat sich der Chitosi-Käfer
niedergelassen?«
    »Bis zu dem Zeitpunkt, als Sie mich gebeten haben, über seine
Verbreitung Nachforschungen anzustellen, war er in der Bay Area in den
letzten Jahren nur in Stockton anzutreffen. Aufgrund Ihrer Nachfrage
vor einigen Wochen bin ich diesem Punkt noch einmal genauer
nachgegangen und dabei zu der Überzeugung gelangt, dass das nach wie
vor die einzige Region zu sein scheint, in der dieser Käfer
überlebensfähig wäre.«
    »Warum nur dort und nirgendwo sonst, Herr Professor?«
    »Insekten suchen sich Gebiete aus, in denen sie sich
wohlfühlen und in denen ähnliche klimatische Bedingungen herrschen wie
in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet, und das ganz besonders
dann, wenn sie wie diese Spezies versehentlich von einem Ort an einen
anderen verschlagen werden.«
    »Haben Sie eine Meinung dazu, Herr Professor, in welcher
geographischen Region das fragliche Insekt an Mr. Hagopians Hosenbein
gelangt sein könnte?«
    »Einspruch, Frage unbegründet. Außerdem gibt diese Frage nur
Anlass zu Spekulationen, Euer Ehren.« Diesmal machte sich Deadeye nicht
einmal mehr die Mühe, aufzustehen.
    »Abgelehnt«, entschied der Richter. »Kommen Sie beim
Kreuzverhör darauf zu sprechen.«
    »Zunächst einmal halte ich es für äußerst unwahrscheinlich,
dass der Käfer in Point Molate an das Hosenbein des Toten gelangt ist,
weil das Insekt dort gar nicht vorkommt.«
    »Ich bin sicher, Sie haben zu diesem Thema noch mehr zu sagen,
Herr Professor, Fahren Sie bitte fort.«
    »Folglich gelangte der Käfer entweder in Stockton, wo er
häufig anzutreffen ist, an Mr. Hagopians Hosenbein, oder seine Leiche
wurde in etwas eingeschlagen, das von dort kam.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein, Herr Professor?«
    »Wenn Sie sich den Käfer genauer ansehen, werden Sie
feststellen, dass sich kein Blut des Opfers an ihm befindet, obwohl
doch das Hosenbein des Opfers mit Blut vollgesogen war. Außerdem ist
der Käfer zerquetscht. Man kann Reste von ihm an Mr. Hagopians
Hosenbein sehen. Das heißt, er gelangte erst auf das Hosenbein, als Mr.
Hagopian bereits tot und das Blut getrocknet war. Aller
Wahrscheinlichkeit nach verfing er sich dort, als die Leiche zum
Transport in etwas eingewickelt wurde.«
    »Danke, Herr Professor«, sagte Janak und nahm lächelnd wieder
Platz.
    Deadeye merkte, dass er vorsichtig sein musste, denn die
Geschworenen fanden den schrulligen Wissenschaftler nur zu
offensichtlich sympathisch. Er musste ihm ein paar belanglose Fragen
stellen, um bei den Geschworenen den Eindruck zu erwecken, der
Professor sei einer Meinung mit ihm. Er ging mit einem Packen Notizen
zum Zeugenstand. »Herr Professor, Sie haben in Entomologie promoviert,
richtig?«
    »Richtig.«
    »Und Sie haben nie Toxikologie studiert, richtig?«
    »Richtig.«
    »Und Sie haben keine Ahnung, wo der Käfer auf Mr. Hagopians
Hosenbein gelangt ist, richtig?«
    »Richtig. Außer dass es nicht in Point Molate gewesen sein
kann.«
    »Danke. Keine weiteren Fragen.«
    Der Zeuge packte seine Unterlagen zusammen und steckte sie in
seine Aktentasche, dann gab er die Fotos zurück, die er im Zeugenstand
begutachtet hatte, und verließ den Saal.
    Darauf rief Janak einen Rechtsmediziner in den Zeugenstand,
der den Geschworenen erklärte, dass die Hautabschürfungen an Hagopians
Hals nicht von dem Seil mit dem mexikanischen Knoten stammen konnten,
sondern von einem anderen, dickeren Seil herrühren mussten, mit dem
Hagopian erhängt worden war, bevor er mit ersterem Seil am Tor der
Deponie aufgehängt wurde. Des Weiteren führte er an, dass aus der
großen Menge Blut an den Hosenbeinen des Opfers hervorging, dass es
noch gelebt hatte, als es entmannt wurde. Im Anschluss daran legte er
den Geschworenen Fotos vor, anhand deren er demonstrierte, dass dies
nicht am Fundort habe geschehen können, weil auf dem Boden keinerlei
Blutspuren gefunden worden waren.
    Als Nächstes rief Janak den armenischen Geistlichen in den
Zeugenstand. Der Priester verweigerte unter Berufung auf das
Beichtgeheimnis die Aussage. Deadeye erhob keine Einwände, aber es war
klar, dass er wusste, was Sache war. Nach einem kurzen

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