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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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Deadeye selbst hinter Arams
Verschwinden steckte, aber das nützte ihm nicht viel. Deshalb ersuchte
er den Richter, die Geschworenen darauf hinzuweisen, dass Aram
aufgefordert worden war, sich weiter für eine Befragung verfügbar zu
halten, und dass seine Aussage, weil er sich der Anweisung des Gerichts
widersetzt hatte, als ungültig zu betrachten sei. Der Richter rügte
zwar den abwesenden Zeugen für sein Nichterscheinen, ging aber nicht so
weit, auch seine Aussage aus dem Protokoll streichen zu lassen. Weil
Janak keine weiteren Zeugen mehr hatte, die er hätte aufrufen können,
übergab er an die Anklage.
    Jetzt war Deadeye an der Reihe. Er rief einen Detective des
Morddezernats Fresno in den Zeugenstand, einen dicken, rotgesichtigen
Mann, der so stark schwitzte, als bekäme er jeden Moment einen
Herzinfarkt. Der Stuhl im Zeugenstand ächzte unter seinem Gewicht, als
er sich wie ein Mehlsack darauffallen ließ. Deadeye ließ sich volle
zehn Minuten Zeit, um seinen Zeugen vorzustellen, bevor er endlich
anfing, ihn auf seine aalglatte Tour einer Befragung zu unterziehen.
»Sie haben in dem Mordfall Joseph Hagopian ermittelt, ist das richtig?«
    Janak stürmte zum Zeugenstand und schob Deadeye beiseite.
»Euer Ehren, diese Befragung steht in keinerlei Zusammenhang mit dem
hier zu verhandelnden Fall. Ich möchte das Gericht an seine Verfügung
erinnern, dass nichts von dem, was in Fresno geschehen ist, hier zur
Sprache gebracht werden darf.«
    »Zu welchem Zweck haben Sie den Zeugen aufgerufen, Mr.
Graves?«, wandte sich der Richter fast genauso erbost wie Janak an den
Ankläger.
    »Um die Geschworenen darauf hinzuweisen, dass an beiden
Straftaten dieselben Personen beteiligt waren, Euer Ehren«, entgegnete
Deadeye herausfordernd.
    »Ich habe genug gehört, Mr. Graves. Die Geschworenen sind
entschuldigt. Und die Herren Anwälte kommen bitte mit der
Protokollführerin ins Richterzimmer.«
    Während die Geschworenen den Saal verließen, beschimpfte Janak
den Ankläger als einen wortbrüchigen Dreckskerl, was einige Geschworene
mitbekamen. Um sich bei ihnen lieb Kind zu machen, lächelte Deadeye und
nahm ein paar Papiere von seinem Tisch, bevor er rasch zu der Tür im
hinteren Teil des Saals ging, die ins Richterzimmer führte.
    »Es muss einen Grund geben, warum er das getan hat. Das war
mit Sicherheit kein Versehen. Er weiß etwas, was wir nicht wissen«,
sagte Janak zu Asquith.
    »Das hat bestimmt mit Aram zu tun«, meinte Samuel, der zu den
beiden Verteidigern an die Anklagebank kam.
    In diesem Moment öffnete der Gerichtsdiener die Tür neben der
Richterbank und winkte Janak heran. Im Richterzimmer las der
aufgebrachte Judge Pluplot Deadeye die Leviten und drohte ihm, das
Verfahren für fehlerhaft geführt zu erklären. »Die Entscheidung bleibt
Ihnen überlassen, Mr. Marachak. Mr. Graves hat gegen die Verfügungen
des Gerichts verstoßen, indem er die Angelegenheit in Fresno zur
Sprache gebracht hat. Wenn Sie den Prozess wegen fehlerhafter Führung
eingestellt sehen wollen, können Sie das haben«, knurrte der Richter.
    »Ich habe mir die Sache gut überlegt, Judge. Ich will keine
Einstellung des Verfahrens, aber ich möchte in Anwesenheit der
Geschworenen eine nachdrückliche Verurteilung von Mr. Graves' Vorgehen.
Unter dieser Bedingung bin ich bereit, weiterzumachen.«
    »Gut, ich werde den Geschworenen begreiflich machen, dass sie
dieses Beweismaterial nicht berücksichtigen sollen. Mr. Graves, Sie
melden sich nächsten Freitag bei mir und liefern mir eine Begründung,
weshalb ich Sie nicht wegen Missachtung des Gerichts belangen sollte.«
    Als das Gericht wieder zusammentrat, wies der Richter die
Geschworenen mit Nachdruck darauf hin, dass sie jegliche Äußerungen
über Fresno unberücksichtigt lassen sollten. Außerdem setzte er sie
darüber in Kenntnis, dass dem Ankläger Graves eine strenge Rüge erteilt
worden war, weil er versucht hatte, das Thema Fresno zur Sprache zu
bringen, obwohl es nicht Teil des Verfahrens war. Im Anschluss daran
entließ er die Geschworenen mit dem Hinweis, dass die Verhandlung am
nächsten Tag fortgesetzt würde. Die Anwälte dagegen ersuchte er, noch
zu bleiben, weil es Verschiedenes mit ihnen zu besprechen gebe.
    Zufrieden, dass er den Geschworenen letztlich doch etwas von
den nicht zugelassenen Beweisen zur Kenntnis gebracht hatte, nahm
Deadeye Platz. Egal was der Richter auch sagen mochte, es ließ sich
nicht mehr aus ihrer Erinnerung tilgen. Eines musste er diesem

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