Gift
Marachak
allerdings lassen. Der Kerl war gerissener, als er gedacht hatte.
Zu Beginn des nächsten Verhandlungstages
ging Deadeye wortgewandt auf die zahlreichen Beweise ein, die die
Angeklagten mit der Tat in Verbindung brachten. Er sprach eineinhalb
Stunden, und zum Schluss erklärte er den Geschworenen, dass Narcio
Padia und Juan Ramos eine ernsthafte Bedrohung für die Allgemeinheit
darstellten, wenn ihnen gestattet würde, sich in Contra Costa County
weiterhin frei zu bewegen.
Obwohl nach Deadeyes Plädoyer noch Zeit gewesen wäre, entließ
der Richter die Geschworenen frühzeitig in die Mittagspause. Er wollte
der Verteidigung ermöglichen, ihre Position ohne Unterbrechung
vorzutragen. Als Janak schließlich am Nachmittag mit seinem Plädoyer
begann, haftete seinem Auftreten etwas Unsicheres und Bedrücktes an.
Das bereitete Samuel und Asquith Sorgen, weil dadurch der Eindruck
entstand, als wäre Janak nicht restlos von der Unschuld seiner
Mandanten überzeugt. Je länger er jedoch sprach, desto mehr kam er in
Fahrt. Er zeigte schonungslos auf, auf welch tönernen Füßen die
Beweisführung der Anklage stand, und prangerte unnachsichtig die
Übertreibungen und Unstimmigkeiten der Zeugenaussagen an.
Deadeyes Erwiderung auf die Argumente der Verteidigung erwies
sich als recht lustlos. In dem festen Glauben, die Geschworenen mit
seinem Plädoyer bereits auf seine Seite gezogen zu haben, hielt es der
Ankläger nicht für nötig, noch einmal gezielt auf konkrete Beweise wie
die Fingerabdrücke und die Schlinge hinzuweisen, die Janaks Mandanten
mit der Tat in Verbindung brachten.
Als die Anwälte ihre Plädoyers beendet hatten, ergriff der
Richter das Wort: »Meine Damen und Herren Geschworenen, es ist nun
meine Pflicht, Sie auf die Regeln des Verfahrens hinzuweisen. Ich
möchte Sie daran erinnern, dass Sie alle zwölf einstimmig zu einer
Entscheidung gelangen müssen, um ein Urteil fällen zu können. Sicher
sind Sie sich auch des Umstands bewusst, dass in diesem Verfahren im
Fall eines Schuldspruchs ein Todesurteil möglich ist. Deshalb müssen
Sie, sollten Sie die Angeklagten für schuldig befinden, ohne jeden
Zweifel davon überzeugt sein, dass die Angeklagten die Tat, deren sie
beschuldigt werden, begangen haben. Darüber hinaus mache ich Sie auf
Ersuchen beider Anwälte darauf aufmerksam, unter welchen Umständen der
Tatbestand eines Totschlags gegeben ist, bei dem es sich um eine
sogenannte geringfügigere Straftat handelt.«
Dies ließe auch dann noch eine Verurteilung zu, wenn die
Geschworenen aus irgendeinem Grund zu der Ansicht gelangten, die
Beweislage sei nicht zwingend genug. Und den Angeklagten würde die
Todesstrafe erspart bleiben, auch wenn sie im Fall eines Schuldspruchs
weiterhin mit langen Haftstrafen zu rechnen hatten.
Danach verlas Judge Pluplot die ausführlichen richterlichen
Anweisungen. Als er damit fertig war, war es sechzehn Uhr. Er fragte
die Geschworenen, ob sie, um das Verfahren zu beschleunigen, sofort mit
ihren Beratungen beginnen wollten. Als sie zustimmend nickten, schickte
sie der Richter mit dem gesamten Beweismaterial ins Geschworenenzimmer,
von wo er sie bei Bedarf kurzfristig in den Gerichtssaal zurückbeordern
konnte.
Janak und Asquith gingen mit Samuel in die Cafeteria. Deadeye
zog sich in sein Büro zurück.
»Das ist immer die schlimmste Zeit für mich«, sagte Janak.
»Das Warten, bis die Geschworenen zu einer Entscheidung kommen.« Er
schritt nervös auf und ab und fasste immer wieder an die Narbe an
seiner Wange. »Diese schreckliche Ungewissheit. Zu allem Überfluss
fallen mir dann auch noch all die Dinge ein, auf die ich die
Geschworenen hinzuweisen vergessen habe. Aber dafür ist es jetzt zu
spät.«
»Mach dir da mal keine Sorgen, Janak«, tröstete Samuel den
Anwalt. »Du hast getan, was du konntest.«
»Das ist in diesem Fall aber nicht genug. Das Einzige, was
zählt, ist ein Freispruch.«
Eine Stunde, die eine Ewigkeit zu dauern schien, verging, bis
endlich der Gerichtsdiener an die Tür kam und sagte: »Die Geschworenen
sind zu einer Entscheidung gekommen.«
Janak wurde es gleichzeitig heiß und kalt, und er bekam
feuchte Hände. Er sah Asquith und Samuel an. »So schnell sind die
Geschworenen noch nie zu einer Entscheidung gekommen«, stieß er
aufgeregt hervor.
Kurz darauf hatten die Anwälte ihre Plätze eingenommen. Der
Richter bedeutete dem Gerichtsdiener, die Geschworenen zu holen. Als
sie in den Saal kamen, sah Janak, dass der Geschworene,
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