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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Anschlag verwickelt war, ließ sich hier vielleicht noch ein Szenarium finden. Er sah die CD-ROMs in einem Karton durch. Das Gefühl, dass die Zeit drängte, wurde immer stärker. Mit weißem Gesicht erschien Jill Church in der Tür.
    »Haben Sie den Verstand verloren? Was machen Sie da?«
    Er beachtete sie nicht und suchte weiter.
    »Sie können hier nicht einfach einbrechen«, sagte sie, und Zorn färbte ihre Stimme. »Wir haben Vorschriften. Wir müssen die Beweiskette einhalten. Wie Sie es machen, hat nichts vor Gericht Bestand …«
    Er wirbelte mit dem Sessel herum und griff nach einem Aktenschrank. »Sie können den Familien der nächsten Opfer gern sagen, dass Sie die Dinge nicht rechtzeitig aufgehalten haben, weil Sie lieber einen Durchsuchungsbeschluss abwarten wollten.«
    Sie kam dennoch nicht ins Büro. Er hielt inne, die Hände nur Zentimeter vom Griff des Aktenschranks entfernt.
    »Was ist?«, fragte Jill.
    Wieder überfiel ihn eine Welle der Angst. Er sagte: »Hier gibt es eine Art Arbeitsgruppe, die Terrorszenarien mit biologischen und chemischen Waffen entwirft. Ich frage mich …«
    Plötzlich war sie neben ihm. »Sind Sie sicher?«
    Er nickte und wies auf den Computer. »Dort finden Sie eines.«
    Sie las und riss die Augen auf. »Himmel! Sie glauben doch nicht …?« Sie fuhr zu ihm herum und wollte einen Aktenschrank öffnen. Er packte vorher ihre Hand. »Was ist denn?«
    »Wir müssen auf Fallen gefasst sein.«
    »Was?« Ihr Gesicht wurde noch bleicher. »Wovon reden Sie denn da?«
    Derek zeigte auf den Boden. Hinter dem Aktenschrank kam eine Schnur hervor. Sie sah aus wie eine Angelleine und war fast unsichtbar. Sie verlief in der Kehle zwischen Boden und Wand und verschwand hinter einem Bücherregal.
    Mit leiser Stimme sagte Derek: »Sie müssen das Gebäude evakuieren.«
    »Ich rufe das Bombenräumkommando«, erwiderte sie.
    Derek nickte. Er blickte auf die Uhr. Es war 11.29 Uhr. Sie hatten sechzehn Minuten bis zum Verstreichen der Überweisungsfrist, und einunddreißig Minuten, bis die nächste Gruppe starb. Er musste das Risiko eingehen.

15
    11.31 Uhr
    Während Jill den Korridor entlangging, sprach sie mit lauter Befehlsstimme: »Alles muss das Gebäude verlassen. Ich wiederhole: Räumen Sie das Gebäude. Es handelt sich um einen Notfall. Jeder verlässt bitte das Gebäude und bewahrt Ruhe!«
    Ein blonder Mann in weißem Laborkittel schob seine Nickelbrille die Nase hoch und stellte sich ihr in den Weg. »Was geht denn hier vor?«
    »FBI«, sagte sie, die Dienstmarke in der Hand. »Wir haben einen Notfall. Bitte räumen Sie –«
    »Was ist hier los?«, unterbrach sie jemand.
    Jill hätte am liebsten die Augen gerollt. Bei Wissenschaftlern konnte man sich darauf verlassen, dass sie herumstanden und Fragen stellten, anstatt sich in Bewegung zu setzen.
    »Wir haben eine Bombendrohung«, erklärte sie und hoffte, dass sie nicht den falschen Weg gewählt hatte. »Sie müssen das Gebäude räumen. Auf der Stelle!«
    Doch nun hatten sie verstanden. Die Leute begannen, sich zur Tür zu bewegen. Jill drängte sich zum Schreibtisch der Empfangssekretärin hindurch und wollte gerade das Telefon benutzen, als ein uniformierter Wachmann auf sie zutrat.
    »Es gibt ein Problem?«
    Jill zeigte ihm ihren Ausweis. »Möglicherweise befindet sich in einem Büro auf diesem Stockwerk eine Bombe. Das Gebäude muss auf der Stelle geräumt werden.«
    Der Wachmann blinzelte sie an, setzte das Walkie-Talkie an den Mund und entfernte sich von ihr. Sie hörte, wie er sagte: »Wir haben Code Orange. Ich wiederhole: Code Orange.«
    Im nächsten Moment drang eine Stimme aus den Lautsprechern, die die Leute dazu aufforderte, das Gebäude auf der Stelle zu verlassen. Eine Sirene begann zu jaulen, und alles strömte den Ausgängen zu.
    Jill hob den Hörer ab und wählte Matt Grays Nummer.
    Er nahm nach dem ersten Klingeln ab. »Gray, FBI.«
    »Jill Church. Es besteht die Möglichkeit, dass in einem Büro im Gesundheitswissenschaftengebäude der Wayne State University eine Bombe ist. Wir haben Szenarien für Anschläge mit chemischen Waffen gefunden, und das Büro könnte vermint sein.«
    Nach einem Augenblick des Schweigens sagte Gray: »Sie bewegen sich weit außerhalb Ihrer Befehle, Jill. Sehr weit.«
    Sie überhörte die Bemerkung. »Ich habe den Sicherheitsdienst verständigt. Das Gebäude wird evakuiert. Können Sie das Bombenräumkommando schicken?«
    Mehr Schweigen. Dann hörte sie: »Wird gemacht. Ich …«

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