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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Gray verstummte. Im Hintergrund hörte sie im Jaulen der Sirenen Stimmengewirr. Schließlich sagte Gray: »Ich wollte Sie eigentlich ins Büro der Universitätspräsidentin schicken, damit Sie mit ihr die Zahlung des Lösegeldes diskutieren.«
    »Unsere Vorgabe lautet, nicht mit Terroristen zu verhandeln«, erwiderte sie. Einen Augenblick lang wusste sie nicht, was sie denken sollte. Wovon sprach Gray da? Sie steckte mitten in einer kritischen Situation.
    »Das weiß ich selbst«, versetzte er. »Aber wir haben das nicht zu entscheiden. Wir können nur Empfehlungen geben. Inzwischen müssen wir überlegen, die Universität zu schließen. Sie könnte ein Ziel sein.«
    »Wir haben hier eine Bombe, Matt.«
    Wieder Schweigen. »Wo ist Stillwater?«
    Jill drückte sich fassungslos den Hörer ans Ohr. »Er ist in dem fraglichen Büro. Er ist es, der die mögliche Bombe entdeckt hat.«
    Wieder das lange Schweigen, als ginge Matt Gray alle Einzelheiten durch, ehe er antwortete. »Sie haben ihn alleingelassen?«, fragte Gray schließlich ungläubig.
    Das reichte. »Rufen Sie das Bombenkommando, Matt. Sofort!« Sie knallte den Hörer auf die Gabel, wirbelte herum und eilte zu Harringtons Büro und Derek Stillwater zurück.

16
    11.37 Uhr
    Derek roch Leichengestank. Er wusste, dass er es sich nur einbildete. Hier in Harringtons Büro gab es keine Toten. Der Geruch war eine Halluzination, die sein Gehirn ausschüttete, wenn er unter Stress stand.
    Als Saddam Hussein biologische und chemische Waffen gegen die Kurden im Nordirak einsetzte, gehörte Derek einem Untersuchungskommando an, das über die Grenze zur Türkei einreiste.
    Als die Aum-Sekte in der Tokioer U-Bahn Sarin freisetzte, damit zwölf Menschen tötete und über fünftausend dem Gas aussetzte, flog er mit einem Team von FBI- und CIA-Angehörigen und Militärexperten ein.
    Während des ersten Golfkriegs war er ein Frontcowboy gewesen, war auf Rufweite an Bombenziele herangeschlichen, hatte Laser-Feuerleitsysteme eingerichtet und den biologischen und chemischen Fallout vernichteter Munitionsdepots begutachtet.
    Derek Stillwater war Leichengestank vertraut.
    Neben dem Bücherregal kniete er auf dem Fußboden des Büros und zog vorsichtig Bücher aus dem untersten Fach. Er bewegte sich mit Bedacht, kippte die Bücher eines nach dem anderen vorsichtig heraus. Durchaus möglich, dass die Bücher für genau diesen Fall verdrahtet waren. Oder dass sie, noch schlimmer, auf einem Druckschalter standen und eine Explosion oder eine Gasfreisetzung auslösten, sobald man sie, egal wie schnell, entfernte.
    Ein Buch nach dem anderen. Das gesamte unterste Fach nahmen gebundene Ausgaben des Journal of Public Health Policy ein. Wenigstens sechs Jahrgänge, wie es aussah. Jeder Band war gut acht Zentimeter dick und wog etwa ein Kilogramm.
    Nachdem Derek fünf Bände entfernt und sorgsam neben dem Regal gestapelt hatte, konnte er hineinsehen. Dummerweise ließ sich nichts erkennen. Er kramte in der Hosentasche und holte seinen Schlüsselbund hervor, an dem eine kleine Taschenlampe hing. In seinen Marschtaschen hatte er bessere Ausrüstung, aber sie lagen in Jills Kofferraum. Das Parkhaus war unter diesen Umständen ein wirklich armseliger Aufbewahrungsort dafür.
    Langsam steckte er den Kopf in den Raum, der durch die Entfernung der Bücher entstanden war; die kleine Taschenlampe hielt er mit den Zähnen. Er sah, dass die Schnur weiter an der Wand entlangführte. Sie schien mit keinem der Bücher verbunden zu sein.
    ›Scheint‹ und ›wahrscheinlich‹ waren Wörter, die immer Besorgnis wecken sollten, das hatte man ihm während seiner Ausbildung bei den Special Forces beigebracht.
    Jill tauchte in der Tür auf. »Was machen Sie da?«
    »Was glauben Sie denn?« Er ließ sich nicht von seiner Arbeit ablenken. Vorsichtig nahm er einen weiteren Zeitschriftenband heraus.
    »Das Gebäude wird geräumt, und das Bombenkommando ist unterwegs.«
    Er nahm ein weiteres Buch fort. Noch drei. »Wie spät ist es?«
    »Elf Uhr dreiundvierzig.«
    »Also muss die Universität in zwei Minuten drei Millionen Dollar auf ein Nummernkonto auf den Bermudas überwiesen haben, und der Spuk hat ein Ende«, sagte er. »Noch zwei Minuten.«
    Als Jill nicht antwortete, neigte er den Kopf, um sie anzusehen. »Und in siebzehn Minuten sterben noch mehr Menschen. Die einzige Chance, es abzuwenden, ist vielleicht in diesem Zimmer.«
    Jill schluckte.
    Derek begegnete ihrem Blick, ehe er sich wieder daran machte, die

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