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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Zeitschriftenbände aus dem Regal zu nehmen. Nach seiner Uhr war es 11.45 Uhr, als er den letzten Band hervorzog und sah, dass die Leine an einer Ringschraube festgebunden war, die in der Wand saß. Die Leine war straff gespannt.
    »Haben Sie eine Sprengausbildung?«, fragte Derek und griff nach dem Futteral mit dem Leatherman-Multiwerkzeug, das er stets bei sich trug.
    »Ich war fünf Wochen lang in Redstone«, sagte sie. »Und was ist mit Ihnen?«
    Er musterte sie kurz. Redstone Arsenal war das Sprengausbildungslager des Heeres außerhalb von Huntsville, Alabama. Er hatte dort ein Jahr verbracht, allerdings den Großteil der Zeit damit, die Geschichte der biologischen und chemischen Kriegführung für den Lehrgang Massenvernichtungswaffen zu unterrichten. Das FBI betrieb dort in Zusammenarbeit mit der Army seine Ausbildung an Gefahrgeräten.
    »Ich habe eine gewisse Ausbildung«, entgegnete er. Er öffnete die Schere des Multiwerkzeugs. »Es ist möglich«, sagte er, »dass diese Leine zur Rückseite der Schublade läuft und mit irgendeiner USBV verbunden ist.« USBV stand für ›Unkonventionelle Spreng- und/oder Brandvorrichtung‹, ein militärischer Begriff für nichtmilitärische Ladungen, die in die Luft fliegen konnten.
    »Sind Sie sicher?«
    Er setzte die Schere an der Leine an. »Nein«, antwortete er. »Und ich rate Ihnen, mit allen anderen das Gebäude zu verlassen.«
    »Warum warten Sie nicht auf das Bombenräumkommando?«
    »Wie spät ist es?«
    »Elf Uhr siebenundvierzig.«
    Er sah sie an. »Verheiratet? Kinder?«
    Sie schluckte wieder. »Ein Sohn. Und Sie?«
    »Geschieden, keine Kinder. Hab' nicht mal einen Goldfisch.« Er machte eine Kopfbewegung zu dem Werkzeug in seiner Hand. »Letzte Gelegenheit.«
    »Warten Sie auf das Bombenkommando«, forderte Jill ihn auf.
    »Agent Church, ich schneide das verdammte Ding jetzt durch. An Ihrer Stelle würde ich in Deckung gehen.«
    Sie sah ihn finster an. »Ich befehle Ihnen –«
    »Ich arbeite nicht für Sie.«
    Sie zog ihre Waffe, eine Glock vom Kaliber 9 mm, und richtete sie auf Derek. »Keine Bewegung, Stillwater. Wir halten uns an die Standardvorgehensweise. Mir reicht es mit Ihrem Cowboygetue. Weg da.«
    Derek schüttelte den Kopf. »Sagen Sie nicht, ich hätte sie nicht gewarnt.« Er zerschnitt die Leine.

17
    11.47 Uhr
    Mary Linzey, Produzentin bei WXYZ, stand mit Steve Shay und Ed Wachoviak vor dem Verwaltungsgebäude auf dem Campus der Wayne State University. Sie fand, dass es ein schönes Bauwerk war. Die Fassade bestand aus gewölbtem Spiegelglas. An sonnigen Tagen warf sie die Sonne und den blauen Himmel zurück. Heute war ein trüber, kühler Oktobertag, und das Glas erschien grau, spiegelte nur niedrige Wolken, den kaum noch grünen Rasen, die Gullen Hall und das CBCTR. Die gesamte Eingangshalle bestand aus weißem Mauerwerk und erhob sich vier Stockwerke hoch zu einem spitzen Glasdach. Marmorne Bodenfliesen und ausgewachsene Bäume säumten den Eingang, der im Moment mit Pressevertretern verstopft war. Sie waren augenblicklich zum Verwaltungsgebäude gestürmt, um die Präsidentin der Wayne State University, Dr. Alicia Kramer, um eine Stellungnahme zu bitten.
    Dr. Kramer stand allerdings, wenig überraschend, zu keinem Kommentar zur Verfügung. Sie hatte sich mit ihrem Kabinett, dem Broadcasting Board of Governors, mehreren FBI-Beamten und ohne Zweifel sehr, sehr vielen Anwälten in ihrem Büro verschanzt. Der Sicherheitsdienst des Campus hatte das gesamte Gebäude so weit abgeriegelt, dass die Presse nicht über die Eingangshalle hinauskam.
    Ed blickte auf die Uhr und sagte: »Ich gehe in Position. Komm, Steve.«
    Sie hetzten durch die Menge und suchten eine Stelle, wo sie eine Aufnahme der Präsidentin oder vielleicht der Universitätssprecherin, Cassandra DiBiaggio, machen konnten, sobald und falls sie heraustraten.
    Fred Ball, ein Reporter bei WDET, der Filiale des National Public Radio, klopfte Mary auf die Schulter. »Also waren Sie diesmal an Ground Zero.«
    Ball war ein Profi, und Mary mochte ihn sehr. Er hatte breite Schultern und schmale Hüften und war größer als einen Meter achtzig. Sein rasierter Schädel funkelte dunkel, und seine Zähne blitzten auf, als er lächelte.
    »Hi, Fred. Ich bin gleich auf Sendung.«
    »Wären Sie so freundlich, eine Erklärung abzugeben?« Fred hielt ihr ein Mikrofon hin.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Solange ich nicht das Zentrum dieser Story bin.«
    Fred hatte eine sehr tiefe Stimme. »Mary,

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