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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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abzuziehen?«
    »Ich würde den Fall nicht mehr abgeben, selbst wenn Sie es mir befehlen.«
    Johnston seufzte. »Das erstaunt mich nicht besonders. Ich rufe ihn an und schaue, ob ich die Wogen glätten kann.«
    »Ich brauche etwas, Sir.«
    »Und das wäre?«
    »Sie müssten jemanden namens Bernard Schultz in Stanford überprüfen. Er hat mit einer Datenbank zu tun, die SKOLAR MD heißt. S-K-O-L-A-R-M-D. Harrington hat ihm Chemoterrorismus-Szenarien geschickt, die seine Denkfabrik entwickelt hatte. Wir haben keine Gelegenheit erhalten, die Leute zu finden, die diese Dinger geschrieben haben, aber Schultz hat wenigstens eines davon bekommen. Könnten Sie sich darum kümmern?«
    »Ich setze jemanden darauf an.«
    »Gut. Und mailen Sie es mir bitte sofort.«
    »Wird gemacht. Noch etwas?«
    Derek zögerte kurz. »Ja. Zwei Dinge. Versuchen Sie, die Namen aller zu ermitteln, die mit dem CBCTR zu tun hatten: Namen, Kontaktinformationen, Lebensläufe, wenn es geht. Könnte schwierig werden. Die Universität wurde nach dem zweiten Anschlag geschlossen.«
    »Wird erledigt. Ich maile Ihnen das dann auch. Was ist das zweite?«
    »Überprüfen Sie eine FBI-Agentin namens Jill Church.«
    »Ihr Babysitter.«
    »Richtig.«
    »Misstrauen Sie ihr?«
    »Nein, eigentlich nicht. Aber mir ist, als wäre ich ihr schon begegnet, und ich weiß nicht, wo. Sie war fünf Wochen lang in Redmond. Vielleicht war es dort, aber mein Instinkt sagt mir, dass etwas anderes dahintersteckt.«
    »Hat das Vorrang?«
    »Nein. Die anderen Daten haben absoluten Vorrang. Besonders Informationen über Schultz, wenn Sie sie bekommen können.«
    »Ich kümmere mich darum. Noch etwas?«
    »Nein. Im Moment nicht.«
    »Na schön, Derek. Gute Arbeit bisher. Aber bemühen Sie sich um etwas mehr Diplomatie im Umgang mit den Behörden.«
    »Das scheint mir nie irgendwohin zu führen.«
    »Nur weil Sie es noch nie versucht haben. Was kommt als Nächstes?«
    »Wollen Sie gar nicht wissen.«
    »Derek …«
    »Was Sie nicht wissen, kann Ihnen nicht schaden, General. Wiederhören.« Er drückte die Auflegen-Taste und starrte Harringtons Haus an. Er musste hinein. Harringtons Büro war ihm noch zu gut in Erinnerung. Er hoffte, die Schlange hatte nicht auch sein Haus vermint.

26
    12.45 Uhr
    Mary Linzey begann nervös zu werden. Nach dem zweiten Anruf der Schlange hatte sie sich auf die Suche nach dem leitenden Special Agent gemacht, nach Matt Gray. Während der Detroiter Terrorismusprozesse nach dem 11. September 2001 hatte sie mit Gray zu tun gehabt und sah ihn als einen hundertprozentig an den Vorschriften klebenden FBI-Beamten, der einige Probleme hatte, zwischen dem Ausüben von Bürgerrechten und kriminellem Verhalten zu unterscheiden. Nach dem 11. September war das freilich kaum unüblich gewesen. Die Regierung hatte es sich ermöglicht, im ›Krieg gegen den Terror‹ so gut wie jeden als feindlichen Kombattanten zu bezeichnen, seine Bürgerrechte zu ignorieren und ihn so lange in eine Zelle zu sperren, wie es ihr beliebte.
    Davon abgesehen war Gray Gerüchten zufolge von einer seiner weiblichen Untergebenen wegen sexueller Schikane angezeigt worden, aber das hatte für ihn keine Konsequenzen gehabt. Jedenfalls nicht offiziell.
    Nachdem sie Gray gefunden und ihm den neuesten Anruf gemeldet hatte, konfiszierte Gray ihr Handy und übergab sie einem anderen Agenten, der sie in ein leeres Zimmer des Verwaltungsgebäudes der WSU brachte. Er bat sie, dort Platz zu nehmen, und verschwand. Mary wurde den Gedanken nicht los, dass es einem Todesurteil gleichkommen konnte, irgendwo auf dem Gelände der Wayne State University in ein Zimmer gesperrt zu sein, und ihr Unbehagen wuchs immer mehr. Wer wusste, dass sie hier war? Nun, Fred Ball wusste Bescheid. Er hatte das gesamte Gespräch aufgezeichnet. Das passt, dachte sie. Wie wird er davon wohl berichten?
    ›… Vertreter des Federal Bureau of Investigation setzten eine hiesige ABC-Journalistin, die WXYZ-Produzentin Mary Linzey, fest, nachdem sie von dem Terroristen, der sich selbst die Schlange nennt, kontaktiert worden war …‹
    Sie versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war nicht verschlossen. Sie stieß sie auf und blickte hinaus. Der FBI-Agent, der sie hergebracht hatte, stand im Korridor und sprach in ein Handy. Er wirkte etwas zu jung, wie der prototypische ›Fed‹, hatte dunkles, auf einer Seite gescheiteltes Haar, wie gemeißelt aussehende Züge, klare Augen und trug einen dunklen Anzug. Er nahm das Telefon vom Ohr.

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