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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Informationen besitzen könnte, was die Schlange angeht?«
    Kandling musste schlucken. »Ma'am, ich wäre nicht überrascht, wenn sich Derek Stillwater als die Schlange entpuppen würde.«

27
    12.52 Uhr
    Agent Roger Kandling blickte Mary Linzey hinterher, während sie davoneilte. Als sie außer Sicht war, holte Kandling sein Handy hervor und wählte.
    »Gray.«
    »Sir, hier Kandling.«
    »Hat sie es Ihnen abgekauft?«
    »Auf ganzer Linie, Sir. Sie geht davon aus, dass Derek Stillwater tatsächlich die Schlange sein könnte. Selbst wenn sie es nicht geschluckt hat, findet sie seine Verwicklung in diesen Fall zumindest verdächtig.«
    »Gut«, sagte Gray. Seine Stimme klang gedämpft und näselnd. »Gut gemacht, Kandling. Noch etwas?«
    »Nur ein Vorschlag, Sir.«
    »Der wäre?«
    »Benachrichtigen Sie die Ortspolizei, dass Stillwater eine Person von Bedeutung für die Ermittlungen sei und festgesetzt werden müsse«, sagte Kandling.
    Aus dem Handy lachte Matt Gray leise. »Das gefällt mir. Ja. Ausgezeichneter Vorschlag. Ich brauche meine Ressourcen nicht weiter zu strecken, sondern setze die Ortspolizei auf ihn an. Sehr gut. Kümmern Sie sich darum. Ach, Roger?«
    »Jawohl, Sir?«
    »Dieses Gespräch hat nie stattgefunden.«
    Der Satz ließ Kandling innehalten. Bereitete sein Außenstellenleiter ihn auf eine Rolle als Sündenbock vor? »Jawohl, Sir«, sagte er dennoch. »Verstanden.«
    »Sobald Sie fertig sind, kommen Sie hierher.«
    »Jawohl, Sir.«
    Sie legten auf, und Kandling überlegte sich kurz sein weiteres Vorgehen. Gray trieb Spiele mit Stillwater und führte Behördenkompetenzkrieg. Ihm sollte es recht sein. Er mochte das Heimatschutzministerium nicht. Nach seiner Auffassung stellte nach wie vor das Bureau die besten Terrorabwehrspezialisten.
    Andererseits sah er keinen Grund, weshalb er sich während der unvermeidlichen Anhörung vor dem Kongress auf den Fünften Zusatzartikel berufen sollte, der es einem Verdächtigen gestattete zu schweigen, wenn er sich durch eine Aussage selbst belasten konnte. In diese womöglich sehr hässliche Schlinge wollte er seinen Hals nicht stecken.
    Es war eine klassische RDA-Prozedur – Rette Deinen Arsch –, und er überlegte sich gut, wie genau er seinen eigenen Hintern zu retten gedachte, wenn der ganze Mist aufflog. Als er wusste, wie er es anstellen würde, rief er die Detroiter Außenstelle des FBI an und setzte die Dinge in Bewegung.

28
    12.56 Uhr
    Jill und Michael Church hielten vor Rebecca Harringtons Haus in Ferndale.
    »Gott sei Dank«, seufzte Jill.
    »Wieso?«
    Sie blickte ihren Sohn an. »Weil die Polizei von Ferndale noch nicht hier ist. Ich hatte befürchtet …«
    »Mom? Was geht hier vor?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich kann jetzt nicht reden, Michael. Bleib bitte im Wagen. Ich muss in das Haus.«
    »Mom …«
    »Du bleibst hier!«, wiederholte sie und stieg aus. Nachdem sie die Stufen zur Haustür hochgeeilt war, blieb sie stehen und sah sich um. Michael war hinter dem Lenkrad zusammengesunken und funkelte sie wütend an. Himmelherrgott, was für ein Schlamassel!, dachte sie.
    Die Haustür war nicht abgeschlossen. Jill öffnete sie und ging ins Haus. Stillwater hatte gesagt, dass Rebecca Harrington im Obergeschoss sei. Dennoch wäre es schlampig gewesen, das Haus nicht zu sichern, und daher erkundete sie rasch das Erdgeschoss und schaute in den Keller, um sicher zu sein, dass sie das Haus für sich hatte. Dann stieg sie in den ersten Stock hinauf und fand den Leichnam Rebecca Harringtons. Einen Moment lang musterte sie die Szene. Rebecca Harrington war keines leichten Todes gestorben. So zu ersticken, muss furchtbar sein, dachte Jill. Die Augen der Frau standen weit offen; das Weiße war mit blutigen Nadelspitzen gesprenkelt. Ihr Gesicht, in Agonie verzerrt und im Tod erstarrt, zeigte ebenfalls rote Punkte, so genannte Petechien, punktförmige Hautblutungen.
    »Wer hat dir das angetan?«, murmelte Jill.
    Sie musterte den Raum und fragte sich, ob Derek irgendetwas gefunden und mitgenommen hatte. Er war gemeingefährlich, und ihre Wut auf ihn stieg. Um solche Dinge zu erledigen, gab es ein Verfahren. Ein vernünftiges, vorschriftsmäßiges Verfahren, nach dem man Fälle behandelte.
    Eine leise Stimme in ihrem Hinterkopf sagte: Ihm geht es nur darum, den nächsten Anschlag zu verhindern. Das ist alles.
    »Mom?«
    Sie fuhr herum und keuchte. »Michael! Was machst du hier? Ich habe dir doch gesagt …«
    Er stand in der Tür und starrte an ihr vorbei

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