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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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weißt doch, dass deine Mom cool ist.«
    Michael fletschte die Zähne. Sicher, sie war cool, aber sie sagte ihm nicht, was los war. Er wusste nicht, was er von der Sache halten sollte. Seine Gedanken schwirrten durcheinander wie ein Schwarm Fische, die dauernd die Richtung wechselten.
    »He«, sagte Ray. »Sollen wir die Ausweise testen? Vor dem Konzert gehen wir zu Hoops. Sie müssten offen haben. Du kannst beim Abendessen ein paar Bier trinken. Was hältst du davon?«
    Eine Welle des Zorns überflutete Michael. Warum konnte sie ihn nicht wie einen Erwachsenen behandeln? Warum schloss sie ihn ständig aus? Verdammt! Er nickte. »Ja, prima. Machen wir. Los geht's!«

72
    17.40 Uhr
    Das Leichenschauhaus lag an der 1300 East Warren Avenue unweit der Wayne State University. Als Derek und Jill dort eintrafen, rief eine Empfangsdame sogleich nach einem Mitarbeiter des Leichenbeschauers. Der Mann war ein kleiner, kahl werdender Schwarzer mit grauer Hose, einem blauen Strickhemd und einem abgetragenen blauen Sportsakko. Er hieß Jerry Ford.
    »Keine Verwandtschaft«, knurrte er. Er sah sich ihre Ausweise an und sagte: »Vom FBI ist schon jemand da.«
    Jill schluckte. »Wer?«
    »Eine Frau. Toreanno.«
    Ihr Gesicht erhellte sich. »Das ist gut.«
    »Dann folgen Sie mir mal.«
    Er führte sie hinunter zum Autopsiesaal. William Harringtons Leiche befand sich in einem abseits gelegenen, isolierten Raum, und Ford brachte sie zu einem Beobachtungszentrum mit einer Glaswand, durch die man in den Raum hinuntersah.
    Simona Toreanno lehnte an einer Wand und arbeitete mit ihrem Notebook. Als sie eintraten, hob sie eine Augenbraue. »Jill. Ich habe gehört, dass Sie …«
    Jill hob eine Hand und bedeutete ihr zu schweigen.
    Toreanno blickte zu Ford und nickte, dann schaute sie Derek Stillwater an. »Wer ist das?«, fragte sie.
    Stillwater stellte sich vor.
    »Hmm.« Toreanno wandte sich wieder an Ford. »Was können Sie uns sagen, Sir?«
    Ford zuckte mit den Schultern. »Der Kerl ist tot. Sie überlegen gerade, wie sie seine Leiche in diesen Raum bekommen. Normalerweise wird er für übel verweste Leichen benutzt. Das Lüftungssystem ist vom Rest der Anlage isoliert. Wir nehmen an, das ist bei Sarin so das Beste.«
    »Gute Idee«, stellte Derek fest. Er bezweifelte, ob es wirklich nötig war, schließlich hatte die Stadt auch keine Einrichtungen, um die mehr als hundert Opfer der vorherigen Anschläge zu isolieren. Dennoch, die Schlange liebte Fallen … »Wie lange dauert es, bis Harringtons Leiche eintrifft?«, erkundigte er sich.
    »Kann jeden … Ah, da sind sie.« Er drehte sich um und sah durchs Glas. »Der große Inder ist der Chefpathologe, Dr. Vijay Rajanikant. Die meisten nennen ihn Dr. Raj. Da vorn ist ein Sprechknopf.« Er drückte ihn und sagte: »Dr. Raj, hier Jerry. Wir haben ein paar FBI-Beamte hier oben.«
    Dr. Raj blickte zu ihnen hoch. Er trug einen geschlossenen Kittel, Handschuhe und Maske. »Fein, fein.«
    Derek trat vor und betätigte ebenfalls den Sprechknopf. »Dr. Rajanikant, ich bin Dr. Derek Stillwater. Ich arbeite für das Heimatschutzministerium. Ich habe einige Erfahrung mit Sarintoten.«
    »Sehr gut, sehr gut.« Dr. Raj hatte eine hohe Stimme mit starkem Akzent.
    »Aber«, fuhr Derek fort, »unsere oberste Priorität muss die Bestimmung der Todeszeit sein. Haben Sie schon die Temperatur gemessen?«
    »Noch nicht, noch nicht, uns ging es zunächst um die Isolation.«
    »Verstehe. Wenn Sie so weit sind, würden Sie dann bitte die Lebertemperatur messen?«
    »Sicher, sicher. Wollen Sie mir nicht sagen, was es mit all dem auf sich hat?«
    »Nachdem Sie den Todeszeitpunkt festgestellt haben, sage ich Ihnen gerne, was ich denke.«
    »Fein, fein.«
    »Lassen Sie mich raten«, sagte Simona Toreanno. »Sie glauben nicht, dass er die Schlange ist.«
    Jill und Derek tauschten einen bedeutsamen Blick.
    Jerry Ford zuckte mit den Schultern. »Brauchen Sie mich noch?«, fragte er, obwohl er sichtlich neugierig war.
    »Ich glaube nicht, vielen Dank«, entgegnete Toreanno.
    Fords Blick verweilte einen Moment lang auf Derek. »Man hat den ganzen Tag in den Nachrichten von Ihnen gehört.«
    »Glauben Sie nicht alles, was im Fernsehen kommt«, war alles, was Derek erwiderte.
    Ford nickte. »Ganz bestimmt nicht. Denken Sie wirklich, dass dieser Kerl es nicht war?« Er wies auf den Sezierraum.
    »Ich bin nach allen Seiten hin offen«, erklärte Derek. »Aber wir sollten sichergehen, sonst könnten noch mehr Leute

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