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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Hause gefahren.«
    Simona sah sie mit ihren dunklen Augen durchdringend an. »Sie sollten im Büro sitzen und einen Bericht schreiben, oder? Wird er dort nicht auf Sie warten?«
    Jill zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Morgen wäre … Zum Teufel, Simona, ich stecke jetzt schon tief in der Tinte. Wenn er erfährt, dass ich hier war … nicht auszudenken. Selbst wenn ich mit unwiderlegbaren Beweisen für einen bevorstehenden Anschlag in sein Büro spazierte, wäre es sehr gut möglich, dass er sie nur deswegen ignoriert, weil sie von mir kommen. Und wenn ich – oder noch schlimmer, Stillwater und ich –, wenn wir zu ihm gingen und ihm sagen würden, dass er sich bei der Pressekonferenz zum Trottel gemacht hat, indem er allen versicherte, die Schlange sei tot – dass er der Presse nun erklären müsste, sich geirrt zu haben, und dass er diese kleine Neuigkeit an höhere Stellen weitermelden sollte, was meinen Sie wohl, was er da tun würde?«
    Simona nickte. »Dann … dann muss ich es wohl tun.«
    »Erwähnen Sie uns mit keiner Silbe«, warnte Derek sie. »Und wir kümmern uns um diese Namen.« Er hielt die Liste der Arbeitsgruppenmitglieder hoch.
    Simona seufzte. »Okay. Ich werde zusehen, dass ich ebenfalls Leute daransetze.«
    »Viel Glück«, wünschte Derek ihr und begann, zu Jills Wagen zu hinken.
    »Stillwater!«, rief Simona ihm nach.
    Er blieb stehen und wandte sich um.
    »Sie haben heute schon zwei Fallen ausgelöst«, sagte Agent Toreanno. »Passen Sie auf, dass es nicht drei werden. Kein Mensch hat so viel Glück.«

74
    18.11 Uhr
    Ohne ihren Tweed-Hosenanzug sah Frau Professor Taplin-Smithson völlig anders aus. Sie wirkte noch immer groß und grobknochig, und das grau melierte Haar fiel ihr nach wie vor auf die Schultern, doch nun trug sie Jeans und T-Shirt. Sämtliches Make-up war verschwunden, und ihre Augen waren rot und verquollen. In der linken Hand hielt sie ein Papiertaschentuch.
    »Ich war sehr überrascht, von Ihnen zu hören«, sagte sie. »Ich habe … Na, kommen Sie herein, bitte.«
    Taplin-Smithson wohnte in der Detroiter City, aber das war nur einer der Gründe, weshalb Jill und Derek sich entschlossen hatten, zuerst mit ihr zu sprechen. Sie lebte nicht weit vom Boulevard Café, dem Schauplatz des ersten Anschlags, in den Pallister Commons, einer historischen Wohngegend gleich nördlich des Fisher Building – große Häuser mit zwei Obergeschossen und breiten, tiefen Veranden, hohen Zäunen zwischen den Grundstücken und einzeln stehenden Garagen, die früher Remisen gewesen waren. Straßen im eigentlichen Sinne gab es nicht, was recht verwirrend war. Zu den Garagen gelangte man über schmale, ungepflasterte Fahrwege, die von der Hauptstraße abzweigten.
    Jill und Derek waren gezwungen gewesen, dort zu parken und zum Haus zu laufen. An der Krücke humpelnd, hatte Derek den ganzen Weg lang leise vor sich hingeflucht.
    Die Vordertür führte in ein Wohnzimmer mit hoher Decke und wuchtigem, dunkelfleckigem Balkenwerk. Große Fenster boten einen Blick in den Vorgarten und zu den Seiten. Das Mobiliar im Kolonialstil war zweifellos teuer gewesen. Gemälde von Landschaften, die nach dem kalifornischen Big Sur aussahen, hingen an den Wänden. Ein untersetzter weißhaariger Mann saß auf einem Ruhesessel, im Schoß einen Laptop. Er stellte den Computer auf den Fußboden, erhob sich und kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Derek ergriff seine Rechte und schüttelte sie.
    »Das ist mein Mann, Alan Smithson. Er ist Arzt im Ford Hospital gleich gegenüber.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Jill.
    Taplin-Smithson sah Dereks Krücke an. »Was ist denn mit Ihnen passiert? Sind Sie bei der Explosion verletzt worden?«
    »Nein, das nicht«, antwortete Derek. »Ein Birminghamer Cop hat heute an eine alte Wunde gerührt.«
    »Was für ein Tag.« Sie seufzte und tupfte sich die Augen.
    Ihr Mann legte den Arm um sie. »Es war furchtbar«, erklärte er. »Gott sei Dank, dass es vorbei ist.«
    Derek und Jill gingen nicht darauf ein.
    Das Ehepaar sagte gleichzeitig: »Es ist also noch nicht vorbei, oder?«
    »Dürfen wir uns setzen?«, fragte Jill. »Ich fürchte, wir brauchen Ihre Hilfe.«
    »Gehen wir an den Tisch.«
    Derek und Jill folgten ihnen aus dem Wohnzimmer in ein konventionell eingerichtetes Esszimmer. Ein großes Sprossenfenster bot einen Blick in den umzäunten Hof hinter dem Haus. Eine bunte Katze sah von ihrem Futternapf auf und wölbte die Schultern, dann verließ

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