Gifthauch
sterben.«
»Da haben Sie recht«, stimmte Ford zu. »Melden Sie sich, wenn Sie mich brauchen.«
»Okay, okay«, sagte Dr. Raj. »Ich messe jetzt die Körpertemperatur.« Dr. Raj öffnete langsam den Reißverschluss des Leichensacks und gab den Leichnam William Harringtons den Blicken preis. Mit der Hilfe eines weiteren, genauso gekleideten Pathologen schälte er ihn heraus und zog den Sack weg. »Ich messe zuerst die Rektaltemperatur«, erläuterte er.
Mit einem Skalpell schnitt er Harrington die Kleidung herunter, bis dieser nackt und bloß auf dem Stahltisch lag. Der zweite Pathologe gab die Kleidungsstücke vorsichtig in einen gesonderten Gefahrstoffbehälter.
Jill, Derek und Toreanno sahen schweigend und reglos zu.
Raj platzierte ein Rektalthermometer an der entsprechenden Stelle. »Dr. Stillwater«, sagte er, »Sie sind sich selbstverständlich der Ungenauigkeiten bei der Bestimmung des Todeszeitpunkts bewusst. Nicht wahr?«
»Das bin ich. Bitte tun Sie Ihr Bestes.«
»Natürlich, natürlich. Soweit ich weiß, wird angenommen, dass er in den letzten ein, zwei Stunden gestorben ist.«
»Irgendwann nach vierzehn Uhr vierzig«, erklärte Toreanno.
»Verstehe, verstehe«, sagte Dr. Raj. Er nahm das Rektalthermometer heraus und machte sich eine Notiz. Dann machte er mit einem Skalpell einen Einschnitt an Harringtons Rücken und schob eine Sonde in den Körper. Während er wartete, befasste er sich mit Harringtons Handgelenk und Arm.
»Was meinen Sie, Dr. Rajanikant?«, fragte Derek.
»Ich glaube, ich werde noch etwas warten, ehe ich meine Schlussfolgerungen ziehe. Sehr interessant, sehr interessant.«
Derek runzelte die Stirn und trat mit verschränkten Armen vom Fenster zurück.
»Wieso sind Sie beide hier?«, wollte Toreanno wissen.
Jill antwortete: »Ich glaube, es gibt noch einige Fragen, die geklärt werden müssen, ehe wir diesen Fall als abgeschlossen betrachten.«
»Matt bewirft Sie beide in den Medien mit Dreck.«
»Ist uns aufgefallen.«
»Sie sind suspendiert.«
»Ja«, bestätigte Jill und schaute Toreanno dabei an.
Toreanno erwiderte den Blick. Sie lächelte. »Vergessen wir den Typen. Sie sind jetzt in meinem Team. Ich habe die Namen aller Leute, die mit der Arbeitsgruppe des CBCTR zu tun hatten.« Sie zeigte zum Sezierraum. »Ich hoffe inständig, dass er die Schlange war, aber ich könnte nicht damit leben, wenn wir nur auf einen Trick hereingefallen wären.«
Derek wandte sich ihr zu. »Ich würde diese Liste gern sehen.«
Sie reichte sie ihm.
Im nächsten Moment drückte Dr. Raj auf den Sprechknopf, nachdem er einige Zahlen überprüft hatte. »Dr. Stillwater? Sind Sie noch da, Dr. Stillwater?«
»Ja, ich bin hier.«
»Ihnen ist natürlich klar, dass es nicht genau ist. Gar nicht genau. Ich kann Ihnen nur eine Zeitspanne nennen.«
»Verstehe.«
»Ja, nun, sehen Sie, ich glaube, dass dieser Mann beträchtlich länger tot ist als die drei Stunden, von denen Ihre Kollegin sprach.«
»Wie lange, Dr. Rajanikant?«
»Ich würde sagen, wenigstens acht bis zehn Stunden. Möglicherweise sogar noch länger.«
73
17.55 Uhr
Als Derek, Jill und Toreanno das Leichenschauhaus verließen, senkte die Dunkelheit sich bereits herab. Die Temperatur war gefallen, die Luft war richtig kühl. Dereks Augen funkelten, während er überdachte, was er gerade erfahren hatte. Sein Bein war noch steifer als zuvor, und für einen Moment wanderten seine Gedanken zu den Schmerzmitteln in seinen Marschtaschen. Davon abgesehen empfand er ein Hochgefühl, weil seine instinktiven Vermutungen bestätigt worden waren, und das, obwohl es bedeutete, dass die Schlange noch immer auf freiem Fuß war und etwas plante – wahrscheinlich für acht Uhr, in wenig mehr als zwei Stunden.
Agent Toreanno sagte: »Wir müssen damit zu Matt.«
Jill blieb stehen und stemmte die Arme in die Hüften. »Was? Denken Sie mal genau darüber nach.«
»Jill! Sie können nicht einfach die beleidigte Leberwurst spielen. Und nach mir die Sintflut …«
»Wer hat denn davon gesprochen?« Jill wandte sich Derek zu. »Also?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich gehe nicht über Gray. Sie können das. Wahrscheinlich sollten Sie es tun.«
Jill schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn ich … Ich kann damit nicht zu ihm. Simona, mir wird er nicht zuhören. Ihnen schon. Wenn Sie wollen, dass er wirklich tätig wird, dann müssen Sie es ihm sagen. Sie dürfen nicht einmal erwähnen, dass wir hier waren. Soll Matt denken, wir wären nach
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