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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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der Welt zu reden und davon zu schwärmen, wie Aleph den Weg ebnen oder die Welt retten könnte oder so etwas …«
    Derek sprang auf und begann zur Tür zu humpeln.
    Jill zuckte zusammen und sagte schnell: »Also, wir danken Ihnen sehr«, dann eilte sie Derek hinterher.
    Mitten auf dem Rasen holte sie ihn ein und packte seinen Arm. »Na schön, Derek, raus damit: Was ist Aleph?«
    Derek wandte sich ihr zu. »Nach dem Sarinanschlag von 1995 in Tokio ging die Omu Shinrikyo in den Untergrund und änderte ihren Namen. Ihr neuer Name lautet Aleph.«

75
    18.15 Uhr
    Matt Gray telefonierte, als Simona Toreanno in sein Büro geführt wurde. Er hielt eine Hand hoch und wies auf einen Stuhl. Dann wandte er sich von ihr ab und kehrte ihr sein Profil zu. »Ja. Ja«, sagte er in den Hörer. »Ich verstehe. Nein, ich glaube, hier hatten wir Glück. Nein.«
    Er hörte eine Zeit lang zu und nickte. »Jawohl, Sir, ich verstehe. Nein, wir sind nicht länger involviert. Ich habe Agent Church persönlich bis zu ihrer Anhörung suspendiert. Stillwater ist verschwunden, seit Harringtons Leiche in dem Parkhaus gefunden wurde. Nein, Sir, sie sind noch da. Es wird noch einige Zeit dauern, bis die drei Schauplätze und der Wagen untersucht sind und freigegeben werden können. Die HRMU wird hier noch wenigstens 24 Stunden lang beschäftigt sein.«
    Simona Toreanno saß geduldig da und hörte zu. Matt Gray war eindeutig überzeugt, dass die gesamte Lage bereinigt und die Schlange tot war. Ein bequemer Abschluss. Man schreibt seine Berichte und macht weiter. Keine Anklagen, keine Kautionsverhandlungen, keine niemals endenden Folgeermittlungen – nichts.
    Doch wenn zutraf, was Jill und Stillwater annahmen, hatte die Schlange sie alle gründlich an der Nase herumgeführt, indem er sein Wissen über ihre Vorgehensweise benutzte, um das Bureau, die Polizei und den gesamten Notrettungsapparat zu manipulieren.
    Toreanno musterte Gray für einen Moment, dann ließ sie ihren Blick durch das Büro wandern. Eine Fotografie des Präsidenten. Eine amerikanische Flagge. Ein Foto von Ground Zero in New York City.
    Dann ein abrupter Wechsel von der üblichen Einrichtung eines Büros zu Grays Trophäen politischen Erfolgs. Gray beim Händeschütteln mit dem Präsidenten. Händedruck mit dem Justizminister. Händedruck mit dem FBI-Direktor. Händedruck mit dem Detroiter Bürgermeister.
    Andere Fotos aus früheren Jahren seiner Karriere; auf einem stand er in Waco mit einer Pistole in der Hand. Kein großes Plus in seinem Lebenslauf, fand sie, aber wer weiß? Vielleicht ist Matt auf dieses Debakel sogar stolz.
    Und auf dem Schreibtisch Fotos seiner Frau und seiner Kinder. Hübsche Frau. Drei Kinder.
    Der Kerl ist ein Schwein, dachte sie. Jill war nicht als Einzige kurzzeitig seinem Charme zum Opfer gefallen. Gray sah gut aus, war aufmerksam und erfolgreich. Als er die Detroiter Außenstelle übernahm, blieben seine Frau und seine Kinder vorerst in Miami. Gray hatte den Eindruck vermittelt, sie lebten getrennt und die Scheidung stehe unmittelbar bevor. Wie die Pest war er über die weibliche Belegschaft der Außenstelle gekommen.
    Jill hatte gerade eine Affäre mit ihm, als Grays Familie in die Stadt nachzog. Und seiner Frau kamen sofort Gerüchte über sie zu Ohren. Gray hatte versucht, Jill die ganze Schuld zuzuschieben, indem er Lügen verbreitete: Sie sei eine Schlampe und habe mit jedem Mann im ganzen Gebäude geschlafen, ganz zu schweigen vom Rest des Bureau. Jill schlug mit der naheliegenden Waffe zurück – der Wahrheit. Es wurde brenzlig für Gray, und so beendete er die Geschichte, indem er sich wortreich entschuldigte und Jill eine fragwürdige Beförderung aufdrängte, die dazu führte, dass sie von da an mehr in der Verwaltung und weniger auf der operativen Seite arbeitete.
    Einige Beamte des Bureau hätten die Verwaltungsaufgaben begrüßt. Simona wusste jedoch, dass es für Jill eine Herunterstufung bedeutet hatte. Und Gray war sich dessen sehr wohl bewusst gewesen. Er konnte anführen, dass sie auf leitende Aufgaben vorbereitet werde und Verwaltungserfahrung benötige, doch in Wirklichkeit hatte er ihr die Weichen für eine Papierschieberlaufbahn auf untergeordneter Ebene gestellt. Ihre Beschäftigung bestand nun darin, Berichte zu archivieren und Statistiken zu produzieren, nicht Verbrechen aufzuklären und Täter zu jagen. Jeder wusste es. Moral der Geschichte: Lass dich niemals auf eine Affäre mit deinem verheirateten Vorgesetzten

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