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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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gesamte Gebäude mit elektronischem Klimpern und dumpfem Bass. Das Konzert war ausverkauft, etwas mehr als zwanzigtausend Menschen kamen, und sie würden wahrscheinlich weiterschwatzen oder eher noch jubeln und schreien. Oh ja, sie würden schreien. Die Musik würde anschwellen und sich zu einem fast ohrenbetäubenden, heulenden Wall aus Lärm erheben. Farbige Spots würden aufblitzen. Laser schossen überallhin, und der Kohlendioxidnebel und künstliche Rauch, der durch die Luft strömte und über den Boden wallte, vergrößerte noch ihre Wirkung.
    Kevin hatte sämtliche Nebel- und Rauchmaschinen mit Sarinbehältern präpariert. Mit einem Druck auf den Knopf der Fernsteuerung würde Sarin auf die Hauptebene strömen und von den Streben und den Logenetagen herunterwabern. Kevin bezweifelte, dass er alle einundzwanzigtausend Konzertbesucher töten konnte. Er rechnete damit, dass sie, sobald sie begriffen, was vorging, zu den Ausgängen stürmten. In dem Tumult würden jedoch viele Menschen sterben, entweder durch das Gas oder weil sie zu Tode getrampelt wurden.
    Einige würden entkommen. Die Leute in den Logen hatten vielleicht sogar Glück. Sarin war schwerer als Luft und sammelte sich über dem Boden.
    Kevin schätzte, dass der letzte Anschlag heute Abend die Opferzahlen des 11. September bei weitem überträfe. Tausende würden sterben. Abertausende.
    Bei dem Gedanken lächelte er.

80
    19.05 Uhr
    Jill machte eine Vollbremsung und lenkte den Wagen an den Straßenrand. Derek katapultierte es fast durch die Windschutzscheibe. Fluchend die Hände vorgestreckt, presste es ihn heftig in die Sicherheitsgurte. Jill suchte nach ihrem Handy; Panik war ihr ins Gesicht gemeißelt. Derek beobachtete sie; ihm war nicht klar, wie die Zahl solch eine heftige Reaktion bei ihr hervorrufen konnte.
    Das Handy ans Ohr gedrückt, murmelte Jill: »Komm schon, Michael! Geh ran, verdammt noch mal!« Ihr Gesicht war vor Angst verzerrt. »Michael, hier spricht Mom. Wenn du nur gerade unterwegs bist, ruf mich bitte sofort an. Du darfst heute Abend nicht ins Palace gehen. Verstehst du? Wir glauben, dort wird es … Heute Abend gibt es dort einen Anschlag! Geh bloß nicht hin!«
    Sie drückte heftig die Austaste, sagte: »Anrufbeantworter« und gab eine andere Nummer ein.
    Derek verstand nun Jills Aufregung. Wortlos nahm er seinen Tablet-PC hervor und fuhr ihn hoch.
    Während er wartete, sagte Jill: »Verdammt, Michael! Hier ist Mom. Wenn du die Nachricht erhältst, ruf mich sofort an. Du darfst auf gar keinen Fall ins Palace. Wir glauben, dass die Schlange dort einen neuen Anschlag verüben wird. Hast du verstanden? Geh nicht dahin. Und wenn du dort bist, verschwinde augenblicklich!«
    Dereks Tablet-PC war bereit. Er fand ein Satellitensignal und ging online. Auf Google suchte er nach ›Palace of Auburn Hills‹. Der Veranstaltungsplan verriet ihm, dass dort an diesem Abend um acht Uhr ein ausverkauftes Konzert stattfand. J Slim.
    Währenddessen blätterte Jill mit finsterem Gesicht im Adressbuch ihres Handys. Schließlich klickte sie auf Telefonbuchzugriff – und wurde mit der Nummer der Morettis verbunden. »Hallo. Hier spricht … Ann? Ich bin Michaels Mutter, Jill Church. Ist Michael bei euch?«
    Derek sah von dem Computerbildschirm auf und registrierte den angespannten Ausdruck in Jills Gesicht. Er konnte sich denken, was sie gerade erfuhr, und spürte einen Druck in der Magengrube.
    Jill fragte: »Hat Ray sein Handy … Ja. Danke. Sind deine Eltern da?« Sie hörte wieder zu.
    Derek ergriff ihre freie Hand. Zuerst schoss sie ihm einen verärgerten Blick zu, doch dann sah sie ihn dankbar an, erwiderte den Druck und ließ dann los.
    »Okay. Also, Ann, du musst mir genau zuhören. Wenn Michael oder Ray anruft, sagst du, sie sollen sofort nach Hause fahren. Sie müssen das Palace verlassen. Hast du … Ich … nein. Danke.«
    Sie legte auf. Ihr Gesicht war weiß. »Michael und sein Freund Ray sind zum J-Slim-Konzert ins Palace gefahren.« Sie schlug mit der Hand auf das Lenkrad. »Ich habe ihm gesagt, er darf nicht gehen! Ich habe es ihm gesagt! Verdammt! Wieso …« Sie blickte auf den Bildschirm seines Computers. Er war noch immer auf der offiziellen Website des Palace. »Gibt es irgendwo eine Telefonnummer?« Sie hob das Handy und suchte auf dem Computerdisplay.
    Derek drehte den Tablet-PC so, dass Jill den Bildschirm nicht mehr sah. »Augenblick. Eine Minute«, sagte er beruhigend.
    »Verdammt, Stillwater! Mein Sohn ist

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