Gifthauch
Sie verstanden?«
Er bot ihr ein Geschäft an, und sie war bereit einzuwilligen, wenn er dadurch den Hintern hochbekam. »Was soll ich tun?«
»Sie, ich und Kandling schnappen uns Matsumoto. Wir haben fünfundvierzig Minuten bis zu dem möglichen Anschlag. Wenn es einen gibt. Wenn wir –«
Sie sprang auf. »Abgemacht. Geben Sie mir Ihr Handy.«
Gray sah sie erstaunt an. »Wozu?«
»Ich rufe Jill an.«
»Sie ist nicht –«
»Ach, werden Sie doch mal erwachsen, Matt. Sie wollen Ihren Hintern retten? Dann finden Sie heraus, was Jill und Stillwater wissen. Etwas Klügeres können Sie nicht tun, egal, was Sie erreichen wollen. Begreifen Sie denn nicht, dass die beiden auf der richtigen Spur sind und wir nicht?«
Zorn spiegelte sich auf seinem Gesicht. Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht haben Sie recht. Hier.« Er reichte ihr sein Handy und wartete.
Simona gab Jills Nummer ein. »Jill? Hier Simona. Matt ist bereit zuzuhören. Was …« Sie verstummte. Die Muskeln an ihrer Kehle spannten sich an, und sie schloss die Augen. »Okay. Ich … ich weiß nicht, was wir tun werden, aber wir … Ja. Ich verstehe. Wir bleiben in Verbindung.«
Sie legte auf und gab Gray das Handy zurück. »Ist die HRMU noch da?«
Gray nickte. »Sie sind an der Scott Hall, um aufzuräumen und zu dekontaminieren.«
Simona war bereits in Bewegung. »Das wird schwierig. Kommen Sie, Matt. Setzen Sie alles in Bewegung.«
»Wohin?«
»Zum Palace of Auburn Hills.«
82
19.16 Uhr
Michael Church und Ray Moretti standen an, um J-Slim-T-Shirts zu kaufen. Beide hielten sie große Plastikbecher mit Bier in der Hand. Ray betrank sich im Eiltempo. Michael nippte nur an seinem Bier und war sich gar nicht sicher, ob er es mochte. Sie hatten bei Hoops Halt gemacht und ihre gefälschten Führerscheine ausprobiert. Ganz glatt war es gegangen, auch wenn der Barkeeper Ray ein bisschen misstrauisch beäugt hatte. Er hatte dort zwei Bier getrunken, Ray drei, und nun wurde Ray allmählich laut und albern. Das Laute war nicht gerade neu, das Alberne auch nicht; Michael war nur noch nicht klar gewesen, wie albern sich Ray aufführen konnte.
»Sieh dir die an.« Ray wies auf ein Mädchen. »Sieh dir den Arsch an. Was meinst du? Eine Acht?«
Er sprach so laut, dass jeder ringsum hinschaute. Zwei Typen blickten zu dem Mädchen, auf das er zeigte, und johlten. »Eine Sieben, Mann. Aber achte mal auf die Titten!«
»Nichts Besonderes«, sagte ein anderer. »Groß, aber alles Fett. Nur der Arsch ist nicht schlecht.«
Michael war unbehaglich. Nicht nur wegen des Mädchens. Da war noch etwas. Die Art, wie einige Leute sie missbilligend ansahen. Und dann noch etwas. Wahrscheinlich, dass er nun so weit von den eigenen Jagdgründen entfernt war.
Ray stieß ihn mit dem Ellbogen an und verschüttete dabei etwas Bier. »Was meinst du, Mike? Was hältst du von der?«
Michael blickte zu dem Mädchen hinüber, auf das Ray deutete. Sie sah es und zeigte ihnen den Mittelfinger. Dann wies sie auf Ray und hielt ihre Hand hoch, Daumen und Zeigefinger zu einer Null geschlossen. Michael musste grinsen, und gleichzeitig stieg ihm vor Verlegenheit die Röte ins Gesicht. Das Mädchen war ziemlich heiß, und ihm gefiel es, dass ihr die Situation nicht peinlich war – stattdessen wurde sie wütend und zahlte es Ray mit gleicher Münze heim.
»Mach mal halblang, Alter«, sagte er.
»Ist das nicht einfach super?«, krähte Ray.
Der Typ, der vor ihnen stand, sah nach hinten. Er war schon älter, vielleicht Mitte dreißig, und hatte tief liegende Augen und ein rundes Gesicht. Seine Schultern unter der Jeansjacke hingen herab, und eine graue Malermütze beschattete sein Gesicht. Er blickte Ray an und bemerkte: »Vielleicht machst du mal ein bisschen langsamer, mein Freund. Der Abend ist noch lang.«
»Kümmre dich um deinen eigenen Scheiß!«, fuhr Ray ihn an.
»Hör auf«, zischte Michael. Er sah den Mann entschuldigend an.
Der Mann zuckte nur mit den Schultern.
Ray machte sich wieder ans Mädchengaffen. Michael wünschte, er würde aufhören. Vom Bier hatte er schon leichte Kopfschmerzen. Und er wollte sich wirklich nicht sinnlos besaufen. Wenn er das tat, kamen sie nie in einem Rutsch nach Hause, vorausgesetzt, er fand überhaupt seinen verdammten Wagen wieder.
Für einen Augenblick achtete er nicht auf Ray und holte sein Handy heraus. Er hatte es abgeschaltet. Nun wollte er nachsehen, ob seine Mutter angerufen hatte. Er musste sich ein leises Plätzchen suchen,
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