Giftiges Wasser
vielleicht hielt er ihn für einen Polizisten. Peter sah an sich herunter. Verbeulte Jeans, rot-blaues T-Shirt, rote Leinenschuhe. Wenn, dann höchstens für einen verkleideten Polizisten.
Ein Insekt summte um seinen Kopf. Peter malte mit einer heftigen Bewegung einen Kreis in die Luft. Das Geräusch wurde nicht leiser. Er schlug noch einmal unkontrolliert um sich. Aber das auf- und abschwellende Zischen hörte nicht auf.
Peter machte einige Schritte weg vom Baum. Dann drehte er sich um. Ein junger Mann stand direkt hinter ihm in einer Hauseinfahrt und starrte ihn an. Es zischte noch immer. Er zischte noch immer.
Peter riss ungläubig die Augen auf. Der andere winkte ihm kaum merklich. Zögernd ging der Zweite Detektiv auf ihn zu.
»Ihr seid auf der richtigen Spur«, sagte der Mann. Er hatte eine auffallend dunkle Stimme.
»Wer sind Sie?«
Der andere schien die Frage nicht zu hören. »Um zehn am Mollogan Rim, Höhe Kilometer 33.« Er drückte sich in die Hauseinfahrt, dann hörte Peter nur noch Schritte, die sich rasch entfernten. Der Zweite Detektiv folgte ihm. Es war dunkel in dem Durchgang. Seine Augen brauchten einen Moment, sich daran zu gewöhnen. Als er mehr sah, entschloss er sich zu einem Sprint. Aber er kam kaum fünf Meter weit, dann schlug er der Länge nach auf den harten Boden. Im letzten Augenblick konnte er sich mit den Händen abfangen. Er rappelte sich auf. Von den Schritten war nichts mehr zu hören. Dafür sah er in dem dämmrigen Licht eine Schnur, zwanzig Zentimeter straff über dem Boden gespannt. Peter fluchte und besah seine aufgerissenen Handflächen. Sie taten verdammt weh.
»Unfair war das«, murmelte er. »Das zahl ich dir heim.« Unschlüssig sah er sich um. Jeweils zwei Treppenhäuser gingen links und rechts nach oben. Es hatte wohl wenig Sinn, nach dem Mann zu suchen.
Er trat durch das Tor hinaus auf die M-Street. Eine Menge Fragen schwirrten ihm im Kopf herum. Wer war das? René? Was führte er im Schilde? Und wo um alles in der Welt war der Mongolen Rim?
Der Zweite Detektiv sah sich um. Die Straße war noch immer relativ leer. Er verzichtete darauf, noch einmal bei Hancock zu läuten. Stattdessen schlug er den Weg zum Treffpunkt ein. Er spürte das dringende Bedürfnis, Bob und Justus von seiner Begegnung mit dem Mann zu erzählen, der offenbar ziemlich viel wusste und ihnen bescheinigte, auf der richtigen Spur zu sein.
Verabredung mit einem Erpresser
»Du musst doch gesehen haben, was er anhatte.« Bob stand kopfschüttelnd vor Peter. Sie hatten ihre Erlebnisse ausgetauscht, aber Peter konnte den Wissensdurst der beiden anderen nicht stillen.
»Was weiß ich, hab ich doch schon gesagt. Es ging alles so schnell.« Er runzelte die Stirn. »Schwarze Jeans, glaub ich. Oder eine Motorradlederhose?«
»Und wie sah er aus?«, wollte Justus wissen.
»Nett«, antwortete Peter spontan, »irgendwie nett.«
»Etwas genauer«, unterbrach ihn Bob ungeduldig, »war es jetzt René oder nicht? Und warum war die Schnur gespannt? Nur um dich abzuschütteln?«
Peter ließ seine Hand ärgerlich auf das Dach des gelben Hondas klatschen. »Wie soll ich das wissen? Bin ich ein Hellseher? Wir müssen zum Mongolen Rim, dann werden wir’s erfahren!«
»Hört auf«, versuchte Justus zu schlichten. Er hatte einen Entschluss gefasst. »Ich geb ein zweites Frühstück aus«, sagte er und schlug vor, in eines der kleinen Bistros an der Hauptstraße zu fahren. Dort würde er den beiden endlich die Kakteengeschichte und seinen Knock-out am Walton-Gelände erklären, bevor sie sich zum Treffpunkt mit Mister Unbekannt aufmachten.
Sie fanden ein offenes Bistro, in dem es auch Zeitungen gab. Neue Informationen enthielten sie nicht. Justus bestellte Marmorkuchen und Kakao für alle und fing bei seinem Fahrradunfall an.
»Gestern, da draußen, bin ich wahrscheinlich in dieser brütenden Hitze einfach für einen Moment weggetreten, auch wegen dieser ständigen Schmerzen«, schloss er. »Ich war richtig angeschlagen. Das solltet ihr wissen, bevor wir jetzt da rausfahren. Könnte ja sein, dass das Ganze nicht ungefährlich ist. Ich denke, ich bin jetzt wieder okay. Aber wer weiß? Bei der Hitze?«
Sie schwiegen eine Weile. Justus schaute fragend in die Runde.
»Dieses kleine Missgeschick hättest du aber auch gleich beichten können«, meinte Bob nach einem Schluck Kakao vorwurfsvoll.
»Dann hätte ihn Tante Mathilda aber nie weggelassen«, kam Peter dem Freund zu Hilfe.
»Auch wieder wahr.« Bob
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