Giftiges Wasser
Justus etwas steif. Ihm kam Mister Hancock, sympathisch oder nicht, ziemlich undurchsichtig vor. Er brauchte jetzt nur eine Pistole zu ziehen und dann wäre er der Chef im Ring, gut fünfzehn Kilometer vom Stadtrand entfernt, auf einer gottverlassenen Straße in der Steppe. Allerdings konnte Justus keine Ausbuchtung an Hose und T-Shirt entdecken. Der Mann hatte auch nichts in den Händen und stand ihnen ziemlich locker gegenüber.
»Was wollen Sie uns zeigen?«, fragte Bob streng.
»Mein Büro«, blieb Hancock gleichmäßig freundlich. »Gleich dahinten in einer Höhle.« Er deutete zu den roten Felsen.
Der nimmt uns auf den Arm, dachte Justus. Er schüttelte unwirsch den Kopf. Solche unübersichtlichen Situationen konnte er nicht ausstehen. Von Hancock verlangte er, er müsse erst ein paar Fragen beantworten.
»Muss ich eigentlich nicht. Tue ich aber, wenn ihr wollt.«
»Warum haben Sie uns hierherbestellt?«
»Ich beobachte euch seit gestern. Wie wär’s, wenn wir uns setzen?«
Die Frage kam gerade im richtigen Moment. Bob empfand die ganze Szene als künstlich und überzogen. Justus ging es ebenso. Er nickte. In derselben Anordnung, René in der Mitte, die drei ??? um ihn herum, hockten sie sich auf den Boden.
»Ihr wart bei Walton«, fuhr Hancock in aller Ruhe fort. »Ich auch.«
»Ach«, sagte Bob. »Also doch.«
»Ich habe nach Unterlagen gesucht. Aber dieser Gauner hat alles mitgenommen.«
Justus verlor die Geduld. »Mir geht das alles viel zu bunt durcheinander. Mister Hancock, fangen Sie doch am besten von vorne an.«
René sah schweigend in die Runde. »Okay.«
Seine Geschichte war schnell erzählt: Im Zuge ihrer Recherchen zu der Serie ›Die Stadt, in der wir leben‹ war seine Schwester Alysia auf einen illegalen Handel mit Wasserrechten gestoßen. Außerdem hatte Hendrik Walton seine Produktion im Wasserschutzgebiet anlaufen lassen, obwohl er dort nur eine Genehmigung für den Probebetrieb besaß. Alysia wusste, dass ihr Chefredakteur und Walton gute Freunde waren, und deshalb wollte sie die Story eines Abends an allen vorbei ins Blatt schmuggeln. Erfolglos, denn jemand in der Setzerei alarmierte den Chefredakteur. Der warf zuerst den Artikel hinaus, noch bevor sich die Rotationsmaschinen in Bewegung gesetzt hatten, und am nächsten Morgen Alysia.
»Sie war verzweifelt«, erzählte René. Seine Stimme wurde etwas leiser. »Zwei Monate vorher sind unsere Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Sie hatten Alysia gebeten, sie vom Flughafen in Phoenix abzuholen. Die steckte aber mitten in ihren Recherchen und hatte Termine, die sie nicht absagen wollte. Der Leihwagen, den unsere Eltern schließlich nahmen, hatte kaputte Bremsen. Hinter Rock Springs raste er gegen einen Baum.«
»Wo ist Alysia jetzt?«, fragte Justus nach längerem Schweigen. »An der Ostküste?«
René schüttelte den Kopf. »Sie hat ihre Ersparnisse zusammengekratzt und ist zu den Hopi-Indianern.«
»Was genau wollten Sie bei Walton?«
»Meiner Schwester helfen«, antwortete René langsam. »Diese Sache muss zu Ende gebracht werden.« Er sah zu Boden. »Ich habe Jura studiert. Rechtlich gibt’s so gut wie keine Chance, denen das Handwerk zu legen.«
Hancock hatte gehofft, in der Firma auf Unterlagen zu stoßen, die Alysias Verdacht erhärteten. »Fehlanzeige«, sagte er enttäuscht, »aber euch hab ich gesehen.« Er drehte sich zu Peter. »Dich, genauer gesagt. Wie du mit dem Fahrradschlüssel das Tor geknackt hast. – Alle Achtung!«
»Aber warum haben Sie die Stadt erpresst?«, fragte der Zweite Detektiv staunend. Den bösen Trick mit der Schnur und die Schrammen an seinen Handflächen hatte er schon fast vergessen.
»Ich werde natürlich kein Gift einleiten, das wollte ich nie. Ich besitze so etwas überhaupt nicht.«
»Das ist keine Rechtfertigung«, sagte Bob eine Spur zu scharf und fuhr sich über die Stirn. Sie war schweißnass, aber vor lauter Spannung bemerkte er nichts davon.
Für Hancock kam diese Geste gerade im rechten Moment. »Seht ihr«, sagte er und wischte die eigene Stirn ab, »früher war es in vielen Gebieten hier im Südwesten heiß und trocken. Jetzt ist es heiß und feucht.«
»Wir haben Alysias Artikel über den Wasserverbrauch auch gelesen«, winkte Bob ab. »Aber eine Erpressung …«
»Ich habe keine andere Möglichkeit gesehen, die Stadt aufzurütteln«, setzte Hancock wieder an. »Jetzt können sie es nicht mehr totschweigen.«
»Sie müssen sich der Polizei stellen«,
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