Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Giftkuss

Giftkuss

Titel: Giftkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
Vom Netzwerk:
Unterschenkel. Dabei blickte sie über den Platz, wahrscheinlich in der Hoffnung, sie dort kommen zu sehen.
    Katharina trat wieder einen Schritt zurück und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen die Hauswand. Was könnte Cleo von ihr wollen? Es blieb ihr nichts anderes übrig, als genau das in Erfahrung zu bringen. Sie stieß sich von der Mauer ab und ging auf Cleo zu.
    »Hallo.«
    Cleo sprang auf und wollte Katharina zuerst die Hand hinstrecken, legte sie dann aber unsicher wieder auf der Stuhllehne ab und entgegnete lächelnd: »Hallo.«
    Katharina setzte sich auf den Stuhl Cleo gegenüber und konzentrierte sich darauf, interessiert und unbefangen zu wirken. Zum Glück kam sofort ein Kellner und fragte sie, ob sie etwas haben wollte. Cleo trank bereits eine Cola und sie bestellte sich auch eine. Als er ging, war es noch stiller als vorher. Katharina rieb ihre Handinnenfläche über einen Nagel an der Seite ihres Stuhls. Der Schmerz verlangsamte ihren Herzschlag, zumindest bildete sie sich das ein.
    »Ich… also… hast du schon gehört?«, eröffnete Cleo das Gespräch und Katharina wusste genau, wovon sie sprach, fragte aber trotzdem.
    »Was denn?«
    »Das mit Anja.«
    »Nein.«
    »Sie…« Cleo wischte sich mit einer nervösen Geste die Locken aus dem Gesicht, ein sinnloses Unterfangen, weil sie bei der kleinsten Kopfbewegung wieder zurück in die Stirn fielen. Dabei blickte sie in ihr halb leeres Colaglas.
    »Sie ist tot.«
    Pause.
    »Sie ist ermordet worden.«
    Obwohl sie es bereits wusste, erschütterten Katharina diese nüchternen, kurzen Sätze aus dem Mund von Anjas bester Freundin. Sie war die Verursacherin des Leids, das in Cleos Stimme lag. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, schaute auf die Mitte des Tisches und atmete bewusst langsam, um ihr rasendes Herz zu beruhigen. Mit der Hand versuchte sie, den Nagel weiter herauszuziehen. Sie konnte Cleo nicht in die Augen schauen. Und doch musste sie es. Alles andere wäre zu auffällig gewesen. Mühsam hob sie den Blick und fragte: »Was ist passiert?«
    Sie versuchte, in Cleos Gesicht jede Regung zu erfassen. Würde sie lügen? Verbarg sie etwas? Wusste sie mehr, als sie zugab?
    »Sie wurde tot in einem Grab ge… gefunden.«
    Ihre Stimme war brüchig. Cleo kramte ein Taschentuch aus der Hosentasche und schnäuzte sich.
    »Der Täter hat sie notdürftig begraben. Ihr…« Jetzt liefen Tränen über ihre Wangen, dennoch fuhr sie schluchzend fort: »Ihr Fuß schaute noch raus. Man hat sie entdeckt, als derjenige begraben wurde, für den das Grab eigentlich vorgesehen war.«
    »Das ist ja schrecklich!«
    Katharina musste nicht schauspielern. Die Worte trafen sie tatsächlich bis ins Mark. Cleo tat ihr so unendlich leid. Anja und sie hatten seit ihrer Kindheit alles zusammen erlebt. Sie musste sich vorkommen, als sei ein Teil von ihr gestorben.
    Der Kellner kam und brachte Katharinas Cola. Sie trank einen großen Schluck und überlegte fieberhaft, was sie noch sagen könnte. Doch ihr schlechtes Gewissen und die Angst, entdeckt zu werden, legten ihr Gehirn völlig lahm. Hinzu kam noch, dass sie schrecklich ungeübt in Gesprächen war.
    Dann kam ihr Cleo zuvor: »Wie gut kennst du Anja eigentlich?«
    Katharina zuckte mit den Schultern. Die Wahrheit durfte sie nicht sagen und eine Lüge fiel ihr nicht ein.
    »Anja hat mir erzählt, dass ihr manchmal geredet habt. Und sie hat deine Telefonnummer gespeichert.«
    »Ja.« Katharina trank einen Schluck.
    »Wart ihr befreundet?« Cleo hatte sich wieder beruhigt. Sie wischte ihre Tränen mit dem Taschentuch weg und gab dem Kellner ein Zeichen, dass er noch eine Cola bringen sollte.
    »Wir haben nur manchmal geredet, nichts weiter. Weiß man denn, wer das getan hat?«, hörte sie sich fragen und war geschockt über sich selbst. Hatte sie das gerade wirklich gesagt?
    »Nein. Die Polizei ist jetzt erst mal mit den ganzen Untersuchungen beschäftigt. Die verraten nichts, zumindest mir nicht. Aber ich habe einen Verdacht. Und deshalb wollte ich mich mit dir treffen.«
    Augenblicklich floss Katharinas gesamtes Blut aus dem Kopf in die Füße. Jetzt würde Cleo zuschlagen und sie wäre am Ende. Trotzdem bemühte sie sich, möglichst harmlos und interessiert zu wirken.
    »Einen Verdacht? Was denn für einen?«
    Nur die Stimme nicht heben. Schön ruhig sprechen, noch hast du eine Chance.
    Cleo beugte sich vor und flüsterte: »Ich glaube, dass Anja ein Problem hatte.«
    Katharina sagte nichts. Sie war zu beschäftigt,

Weitere Kostenlose Bücher