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Giftkuss

Giftkuss

Titel: Giftkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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schwer.
    Sie machte sich auf den Weg. Vorhin war sie so kopflos gewesen, dass sie ihr Rad am Polizeirevier stehen gelassen hatte. Egal, das konnte sie morgen noch holen, dort würde es sicher niemand klauen.

22. Kapitel
    Kaum war sie um die Ecke gebogen, stellte sich Katharina in den nächsten Ladeneingang und lehnte sich an die Wand. Sie war am Ende. Warum konnte Cleo nicht einfach aufhören mit diesem Ermitteln, verdammt! Alles hätte so schön werden können.
    Eine Frau mit mehreren Einkaufstüten wollte durch die Tür. »Rein oder raus?«, fragte sie unfreundlich und Katharina stolperte zurück auf den Bürgersteig und rein in den nächsten Hauseingang.
    Wo sollte sie jetzt hin? In ihrer Wohnung würde sie wahnsinnig werden. Ihr war alles entglitten! Was, wenn Cleo etwas rausfand? WAS? Es gab bereits zwei Opfer, zwei zu viel. Ihre Knie wurden weich und sie rutschte in die Hocke.
    Natürlich hätte sie Cleo gern begleitet, aber Mortzfeld hätte sie erkannt. Tibor Mortzfeld. Wann hatte sie ihn das letzte Mal gesehen? Vor vier Jahren etwa, bevor sie ihren neuen Namen angenommen hatte und Sabrina verschwunden war.
    Sie bekam keine Luft. Sie musste sich bewegen und ihre Knie taten weh. Also zwang sie sich aufzustehen und fing an zu laufen, immer schneller, einfach geradeaus. Unzählige Gedanken wirbelten durch ihren Kopf, der sich anfühlte, als würde er bald platzen.
    Ich will diesen Scheißkerl endlich loswerden! Und ich will Cleo als Freundin behalten, für immer. Zum Glück ist das mit dem Handy gut gegangen. Meine Güte, was hat die Wittich gewütet, weil ich sie Mama genannt habe.
    Sie landete auf der B3 und lief den schmalen Gehweg entlang, ohne über die Richtung nachzudenken. Die Bewegung tat ihr gut, wahrscheinlich bekamen dadurch zumindest die Gedanken eine Richtung, wenn auch kein Ziel.
    Die Lüge mit Mama war ein Volltreffer. Die hat auch schon bei Anja funktioniert. Mitleid wirkt immer. Aber Freundinnen lügen einander nicht an. Wenn es vorbei ist, fange ich von vorne an, erzähle ihr alles und werde ab dann ehrlich sein. Und wenn sie weiterwühlt und es herausbekommt?
    Sie dachte an Thelma und Louise und überlegte, ob sie sich so ein Ende für sich und Cleo vorstellen könnte.
    Was wohl Wolff macht? Er wird mit Sicherheit keine Spuren von mir finden, außer… Mein Gott, die Wittich hat mich echt angerufen! Als ob das ein Notfall wäre, dass ich einmal nicht komme!
    Wenn sie doch nur diese Gedanken stoppen und ruhig nachdenken könnte. Aber ihr Kopf ließ sich einfach nicht beruhigen. Er fühlte sich an, als hätte sich ein Insektenschwarm darin verirrt.
    Sie lief und lief und lief. Je schneller sie lief, desto mehr schienen sich die Insekten zu beruhigen, als schaukelte die Bewegung sie in den Schlaf. Es fühlte sich an, als würden sie sich ganz langsam an der Schädelwand niederlassen. Sie verschwanden nicht, aber sie verhielten sich ruhiger und Katharina konnte sich etwas entspannen. Jetzt durfte sie sie nur nicht wieder aufscheuchen.
    Vorsichtig blieb sie stehen und registrierte, dass sie die Stadtgrenze bereits hinter sich gelassen hatte. Wie bescheuert. Aber was sollte sie anderes tun? In ihrem Inneren herrschte Chaos und in die Gerichtsmedizin konnte sie nicht. Völlig orientierungslos stand sie am Rand der Bundesstraße und ließ den Berufsverkehr an sich vorbeirauschen. Diese Aktion hier macht auf jeden Fall gar keinen Sinn, stellte sie fest und beschloss zurückzulaufen.
    45 Minuten später war sie wieder in der Stadt. Sie hatte Angst, nach Hause zu gehen. Daher schlenderte sie durch die Innenstadt und sah sich Schaufenster an. Etwas, das sie schon bei vielen Menschen, meistens Frauen, beobachtet, selbst aber noch nie getan hatte. Vor dem kleinen Toto-Lotto-Laden blieb sie stehen. Den mochte sie. Hier kaufte sie immer Mappen für ihre gerichtsmedizinische Sammlung. Das Schaufenster war liebevoll dekoriert und plötzlich erkannte sie, was sie da sah: aufeinandergeschichtete Tagebücher. Tagebücher!
    Oh nein! Anjas Tagebuch… Das musste sie finden! Und zwar sofort! Was tat sie hier eigentlich? Sie musste zu den Diekamps und dieses verräterische Ding suchen. Es war 17:45 Uhr. Den Bus um 18:00 Uhr schaffte sie locker.
    An der Haltestelle saßen bereits zwei Jungs auf der Bank, daher stellte sie sich einfach in die Nähe und wartete. Die zwei, beide so um die 15 Jahre alt, der eine voller Pickel und mit Zahnspange, der andere schlaksig, unterhielten sich laut, als wäre sie nicht da. Das war

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