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Giftkuss

Giftkuss

Titel: Giftkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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eklig hier.«
    »Vielleicht hat er dir ja Spülwasser statt Cola gegeben, würde ich dem zutrauen.« Und sie lachten beide. Wie leicht alles war mit einer Freundin. Nie wieder durfte sie Cleo verlieren. Und doch war sie gerade auf dem besten Weg dazu.
    Als sie wieder saßen, trank Cleo einen zweiten Eiskaffee.
    »Geht’s?« Sie schaute Katharina besorgt an.
    Katharina nickte und Cleo fing sofort an weiterzuerzählen: »Wenn Anja das rausgefunden hat, wie krass muss das für sie gewesen sein? Und ich habe ihr nicht zugehört. Das ist so schrecklich. Sie hat die ganze Zeit mit einem Typen unter einem Dach gelebt, der sie…«
    Wie krieg ich sie zum Schweigen? Wie nur?
    Die Filme fielen ihr ein. Eigentlich wollte sie einen Freundinnennachmittag mit Cleo verbringen. Was passierte stattdessen? Die Situation entglitt ihr total. Inmitten ihrer Überlegungen hörte sie Cleo immer wieder die Worte Anja, Schwester, behindert sagen. Das musste aufhören, sofort! In dem Moment platzte es aus ihr heraus: »Wir sollten uns ein bisschen ablenken. Was meinst du, wollen wir shoppen gehen?«
    »Shoppen?« Cleo war entsetzt. »Sei mir nicht böse, aber das geht gar nicht. Ich kann jetzt nicht shoppen gehen.«
    Sie war zu weit gegangen, hatte aus Panik etwas Falsches gesagt! Das hätte nicht passieren dürfen! Sie riss sich unter dem Tisch die Pflaster ab und drückte mit den Fingernägeln in die Wunden.
    In dem Moment setzte sich eine Gruppe Mitarbeiter aus dem Baumarkt an den Nebentisch und gab eine komplizierte Bestellung auf. Cleo trank ihren Eiskaffee leer und Katharina stierte zum Nachbartisch, als würde sie zuhören. In Wirklichkeit versuchte sie, sich zu sammeln. Sie durfte diesen Tag nicht zerstören. Wie sollte sie das Ruder herumreißen?
    »Shoppen werden wir ein andermal, okay?«, sagte Cleo.
    »Na klar, ’tschuldigung, ich dachte nur… eine kleine Ablenkung wäre vielleicht nicht schlecht.«
    »Ich versteh schon, aber ich bin zu unruhig, ich will erst wissen, was passiert ist.«
    »Aber der Fall ist doch geklärt, oder nicht?«
    »Ach, hab ich das noch gar nicht erzählt?«
    »Was?«
    »Der Fall ist alles andere als geklärt. Der Stiefvater hat ein Alibi, er war gar nicht mit dem Fahrrad unterwegs – wegen des Regens. Er ist ins Schwimmbad gegangen und war dort die ganze Zeit mit einem Kollegen zusammen.«
    NEIN! Das durfte nicht sein. Sie starrte Cleo entsetzt an und beugte sich im selben Moment nach unten zu ihrer Tasche, damit ihre Gesichtszüge sie nicht verrieten. Außerdem bluteten ihre Wunden wieder.
    »Brauch nur ein Taschentuch«, murmelte sie und kramte in ihrer Tasche.
    Wie oft hatte sie seine Freitagabendrunde beobachtet? Fünfzig Mal? Sechzig Mal? Wann immer seine Frau freitagabends einen Termin hatte, war er unterwegs, allein. Immer. Immerimmerimmer. Warum dann an diesem einen Freitag nicht? Wie viel Pech konnte ein Mensch haben?
    Warum ich? Warum eigentlich verdammt noch mal IMMER ICH???
    Der Kellner trat mit einem riesigen Tablett mit allerlei Getränken an den Nachbartisch.
    »Kommst du mit zum Internetcafé? Ich will mal googeln, ob ich was über diese Familie rauskriege.«
    »Lass das doch die Polizei machen, die haben viel mehr Möglichkeiten. Wir könnten irgendwas anderes tun.« Ihr fiel aber nichts ein. Ins Kino zu gehen, fände Cleo mit Sicherheit genauso abwegig wie shoppen.
    »Sei mir nicht böse, ich bin zu unruhig. Der Mörder meiner Freundin läuft noch frei rum, da kann ich nichts anderes tun. Aber du musst nicht mit, wenn du keine Lust hast.«
    »Nein!«, sagte Katharina. »Ich lass dich doch jetzt nicht allein.«
    »Du bist so nett.«
    Wenn sie wüsste, dachte Katharina und spürte eine unglaubliche Traurigkeit. Ja, sie war nett, das hatte Anja auch immer gesagt. Und was hatte es ihr gebracht? Wenn Cleo jetzt Ruhe geben würde, wie schön könnten sie es gemeinsam haben! Wie sollte sie Cleo nur rechtzeitig zum Schweigen bringen, damit ihr nicht das Gleiche passierte wie Anja?

21. Kapitel
    »Wir hätten gerne dreißig Minuten Internet«, sagte Cleo.
    »Welchen Tisch wollt ihr?«, fragte derselbe Typ wie am Tag zuvor.
    »Egal.«
    »Okay. Tisch 5.« Er gab den Mädchen den Zugangscode. »Ihr wisst ja, wie’s geht?«
    Cleo nickte und die beiden setzten sich an Tisch 5 neben der offenen Tür. Sie war so froh, dass Katharina mit ihr gegangen war. Seit sie das Polizeipräsidium verlassen hatte, spukte unablässig das Bild von Anja in ihrem Kopf herum. Ihr dreckiges Gesicht mit den roten

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