Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
Vom Netzwerk:
nur noch der Bart.
    »Ja, natürlich, ich war hier«, bekräftigte seine Frau, wich aber noch immer geflissentlich den Blicken der Kommissare aus.
    »Wäre ja schließlich noch schöner, wenn du auch schon sonntags dort antanzen müsstest«, nörgelte Rumpelstilzchen weiter und trabte dann in Richtung Küchenzeile, wo er sich aus einer Karaffe Wasser in ein Glas schenkte. Bunte Glassteine fielen in dem bauchigen Gefäß hin und her, und für eine Sekunde war Sabine versucht, nach deren Sinn zu fragen, doch sie konzentrierte sich auf die Vernehmung.
    »Welches Verhältnis hatten Sie denn zu Ihrem Chef?«, fragte sie Vera, und endlich trafen sich ihre Blicke. Die Antwort lag offen da, wie ein goldenes Funkeln im smaragdgrünen Meer, Ulf Reitmeyer und Vera Finke verband weit mehr als nur ein Arbeitsvertrag.
    »Gut, normal eben«, erwiderte sie achselzuckend und gab sich größte Mühe, gleichgültig zu wirken. »Ich habe meine Arbeit im Hofladen gerne gemacht.«
    »Am liebsten rund um die Uhr«, erklang es prompt.
    Heute back ich, morgen brau ich …
    »Und was ist mit Ihnen?«, wollte Angersbach von Herrn Finke wissen.
    »Wie jetzt? Mein Verhältnis zu diesem Selbstbeweihräucherer?«
    Angersbach nickte, und Finke fuhr fort: »Ich konnte ihn nicht leiden und werde ihm auch nicht nachweinen. Das ist mein Standpunkt, und dazu stehe ich auch.«
    »Anselm!« Vera warf ihrem Gatten einen vernichtenden Blick zu, doch dieser ließ ihn an sich abprallen.
    Ein Hoch auf die Ehe,
stellte Sabine für sich fest und fragte sich insgeheim, ob der Hänfling etwas vom Verhältnis seiner Gemahlin zu ihrem Chef wusste. Oder ob es ihn überhaupt interessieren würde, denn zwischen den beiden schien jede Beziehung zu fehlen. Andererseits war es nur eine Momentaufnahme, getrübt durch den Verlustschmerz, den die Frau nicht ausleben durfte, und den offenen Zynismus ihres Mannes, der ihr diesen Schmerz wohl kaum erträglicher machte.
    »Danke für Ihre Ehrlichkeit«, nickte die Kommissarin. »Gibt es außer Ihnen beiden noch andere Personen, die Ihre Alibis bestätigen könnten. Nachbarn zum Beispiel?«
    »Herrje«, stöhnte Anselm auf, »glauben Sie uns etwa nicht, weil wir Ehepartner sind? Dann schellen Sie bei der ollen Wischnewski nebenan, die wird mit Freuden einiges vom Stapel lassen. Aber ob es für ein Alibi reicht? Keine Ahnung. Ich habe E-Mails versandt, falls Ihnen die Zeitstempel genügen.«
    »Wir kommen gegebenenfalls darauf zurück«, wehrte Angersbach ab. Er verfügte über ausreichend technisches Verständnis, um zu wissen, dass man, wenn man sich ein Alibi konstruieren wollte, diese Zeitstempel ohne große Schwierigkeiten fälschen könnte. Die Server zu überprüfen war im Zweifelsfall der bessere Weg, diesen zu beschreiten aber bedurfte es einer entsprechenden Anordnung. »Welcher Tätigkeit gehen Sie denn überhaupt nach?«
    »Ingenieur, Architekt, Energieberater. Haben Sie das Schild nicht gesehen? Ich habe mich auf ökologische Sanierung spezialisiert.«
    »Hm. Lukrativ?«
    »Allerdings. Unsere Region ist in diesen Belangen tiefstes Entwicklungsland. Aber es besteht Hoffnung.«
    Zum ersten Mal erhellte sich die mürrische Miene etwas, und der Anschein eines Lächelns huschte über Anselm Finkes Gesicht.
    Bevor sie sich verabschiedeten, nahm Angersbach den Mann noch einmal zur Seite und tuschelte ihm zu: »Mal unter uns: Waren Sie nicht eifersüchtig auf diesen Bio-Fuzzi? Mir scheint, Ihre Frau habe dort mehr Zeit verbracht als mit Ihnen.«
    Doch in Finkes Miene regte sich nichts. Gefühlskalt und tonlos gab er lediglich zurück: »Selbst wenn, das ist ja nun wohl vorbei.«
    Prächtiges Motiv,
dachte der Kommissar im Hinausgehen, obgleich er wusste, dass es für eine Verhaftung weit mehr als das brauchte.
     
    Cordula Wischnewski schien bereits hinter der Haustür gelauert zu haben, denn zwischen dem Drücken der Klingel und dem schwungvollen Aufreißen des Türblatts vergingen nur Sekunden. Ihre grauen Locken waren zu einer akkuraten, biederen Frisur gerichtet, dazu passend zierte eine blau gemusterte Kittelschürze den rundlichen Körper. Sie war einige Zentimeter kleiner als die Kommissarin.
    »Kriminalpolizei?«, wiederholte sie mit einer durchdringenden Stimme, die sich in einer Tonlage befand, in der selbst gedämpfte Aussprache laut wirkte. »Was hat dieses Volk denn angestellt?«
    »Volk?«
Es war Angersbach, den diese Wortwahl zutiefst irritierte.
    »Na, diese Hippies nebenan. Ich habe doch gesehen, dass Sie

Weitere Kostenlose Bücher