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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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von dort gekommen sind.«
    »Was wissen Sie über die Finkes?«, hakte Sabine sofort ein.
    »Sehe ich etwa aus, als täte ich tratschen?« Die Stimme klang nun, da Verärgerung in ihr mitschwang, noch unangenehmer.
    »Wir benötigen Hintergrundinformationen, aber wenn Sie keine haben«, Ralph Angersbach gab sich desinteressiert, »dann gehen wir eben wieder.« Er musste sich nicht einmal mehr demonstrativ in Richtung Straße wenden, da kam schon wie aus der Pistole geschossen die Reaktion.
    »Warten Sie!« Cordula atmete schneller und tatschte sich nervös an den Hinterkopf, als müsste sie ihre Frisur richten. »Es ist ja schließlich meine Pflicht, der Polizei zu helfen, oder?«
    »So gesehen, ja«, nickte Sabine und verkniff sich ein Schmunzeln.
    »Dann kommen Sie doch bitte herein.«
    Flur, Wohnzimmer und Küche des Hauses waren genauso eingerichtet, wie das Äußere der Wischnewski zu vermuten gelassen hatte. Fein säuberlich aneinandergereihter Nippes füllte dunkle Holzmöbel, goldumrandete Porzellantassen mit Blumenmotiven und in Spitzenkleidchen drapierte Lackpuppen dominierten das Bild. Billige Ölgemälde namenloser Künstler, die Blumenvasen und eine Berghütte mit brünstigem Hirsch zeigten, darunter ein Plüschsofa, auf dem sich ein wabernder, haariger Klumpen befand. Schwer röchelnd. Bei genauerer Betrachtung stellte Sabine fest, dass es sich bei dem champagnerfarbenen Wesen um einen Hund handelte, und zwar um den fettesten, der ihr je untergekommen war. Neugierig drehte dieser den Kopf nach hinten, eine Anstrengung, die ihm ein weiteres heiseres Keuchen entfahren ließ. Frau Wischnewski setzte sich mit verliebtem Blick neben das Tier, kraulte ihm den Nacken und flüsterte ihm beruhigende Worte zu.
    »Ist das ein Mops?«, erkundigte sich Angersbach mit hochgezogenen Augenbrauen. Offenbar fiel es ihm schwer, seine Mischung aus Ekel und Amüsement zu verbergen. Doch er versuchte es zumindest.
    »Wo denken Sie hin?«, erwiderte die Frau spitz und betonte voller Inbrunst: »Vincent ist eine französische Bulldogge.«
    Also ein Mops,
dachte Sabine und verkniff sich ein Grinsen.
    »Kommen wir zurück auf die Finkes«, sagte sie dann.
    »Was möchten Sie denn wissen?«
    Der Geruch nach Sonntagsbraten lag schwer in der Luft, vermischt mit dem Duft nach frisch gebrühtem Kaffee. Nur als Beigeschmack konnte man den bittersüßen Hundegeruch wahrnehmen. Die Zwischenfrage, ob sie etwas trinken wollten, verneinten Sabine und Ralph mit der Begründung, nur wenig Zeit zu haben. Cordula Wischnewski sollte sich unter keinen Umständen dazu ermutigt sehen, ihren gesamten Lebensfrust bei den Kommissaren abzuladen. Erfreulicherweise kam sie – nach dem obligatorischen Wettern über Asoziale, Linke und alle anderen Geschwüre, die ihr Gesellschaftsbild zerfraßen – relativ zügig auf die Finkes zu sprechen.
    »Er hockt den ganzen Tag in der Bude und stiert in den Computer. Einen richtigen Job hat der nicht, ich kenne jedenfalls keinen, bei dem man so rumläuft. Weit kann er auch nicht kommen, denn er hat ja nur dieses Dreirad.«
    »Dreirad?«
    »Na, so ein Tretmobil. Der Finke würde sich niemals ein Auto vors Haus stellen. Ich habe ihm damals angeboten, dass er den alten Mercedes fahren könne. Baujahr 1985 , ein Diesel, der hat meinen Walter, Gott hab ihn selig, und mich nie im Stich gelassen. Und sparsam ist er auch.«
    Die Erzürnung in ihrer Stimme ließ darauf schließen, wie Anselm Finke auf die Vorstellung reagiert haben musste, mit einem uralten Diesel, der zudem noch einen Stern trug, durch die Gegend zu tingeln.
    »Na, und dann dieses Haus. Keine Kontur, kein Stil, und dieser Garten! Haben Sie den
Garten
gesehen? Da muss man sich in Grund und Boden schämen. Wenn das mein Walter hätte erleben müssen.«
    Sie seufzte tief und ließ ihren Satz unbeendet stehen.
    »Können Sie Herrn Finke in seinem Büro sehen?«, erkundigte sich Angersbach.
    »Ich bin doch keine Spannerin!«, kam es zurück, und Cordula stemmte empört die Fäuste in die Hüften.
    »Sie sagten, er stiere in den Computer.«
    »Ja, natürlich. Das ist ja auch unvermeidbar zu sehen. Schauen Sie doch mal aus meinem Küchenfenster.«
    »Schon gut. War er heute früh auch dort?«
    »Weshalb? Steckt er etwa in Schwierigkeiten?«
    »Beantworten Sie doch bitte erst einmal die Frage.«
    »Allerdings. Ich habe um halb sieben Kaffee gekocht, da lungerte er bereits dort herum. Am heiligen Sonntag!«, entrüstete sie sich. »Das ist für Sie schwer zu

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