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Giftspur

Giftspur

Titel: Giftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Holbe
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Angersbach zurück, und Weitzel neigte fragend den Kopf.
    »Reitmeyer war, wenn er überhaupt medizinischen Rat in Anspruch nahm, bei einem Heilpraktiker. Die Unterlagen möchte ich mal sehen, Hackebeil wird sich vermutlich die Haare raufen, auch wenn’s nicht mehr viele sind. Na, ich rufe den Quacksalber mal an, dann sehen wir weiter.«
    Er verschwand in Richtung des Büros, das er sich mit Sabine Kaufmann teilte.
    »Moment, ich komme gleich nach«, gab diese ihm zu verstehen und wandte sich noch einmal an Mirco Weitzel, der sie, wie so oft, traumverloren anlächelte.
    »Sagen Sie, dieser Schlitten da draußen«, begann sie mit gedämpfter Stimme, und sofort erhellten sich Weitzels Augen wieder.
    »Ein XJ Supersport mit V 8 -Maschine. Der pure Wahnsinn, das Teil hat acht Gänge!« Offensichtlich war der Beamte schwer angetan von dem Jaguar, denn er plapperte noch einige weitere Ausstattungsdetails hinunter, von denen Sabine kaum die Hälfte verstand. Beim Preis jedoch musste sie schlucken.
    »Hundertdreißigtausend?«, wiederholte sie entgeistert.
    »Können auch hundertfünfzig sein, ganz nach Ausstattung«, sprach Weitzel weiter, jedoch weitaus weniger beeindruckt, als die Kommissarin es war. Die Erklärung kam stante pede: »Die meisten warten ein, zwei Jahre, anstatt sich einen Neuwagen zu kaufen. Der Preisverlust bei diesen Karossen ist immens, je nach Modelllinie kosten die Dinger nach drei Jahren kaum mehr die Hälfte. Immer noch viel zu viel«, schloss er seufzend, und für eine Sekunde kehrte die träumerische Seligkeit in sein Gesicht zurück.
    »Ein Auto bleibt ein Auto«, erwiderte Sabine geschäftig, »obgleich ich gestehen muss, dass ich nicht ohne Grund danach frage. Ich habe den Wagen heute schon einmal gesehen. Wissen Sie, wem er gehört?«
    »Dreimal dürfen Sie raten, es beginnt mit einem A, und Arzt oder Anlageberater scheiden aus. Was bleibt übrig?«
    »Anwalt? Machen Sie’s nicht so spannend, Angersbach wartet auf mich. Der beginnt auch mit einem A.«
    Mirco Weitzel lachte. »Das einzig Britische an Angersbachs Kiste ist die Farbe.« Dann, wieder ernst, fügte er hinzu: »Der Jaguar gehört einem Dr. Brüning. Er vertritt diesen Lkw-Fahrer von heute Morgen, Sie erinnern sich?«
    »Allerdings«, murmelte Sabine erstaunt.
    Warum zum Teufel interessierte sich ein Jaguar fahrender Anwalt, der dem Kennzeichen nach aus der Luxusstadt Bad Homburg kam, für einen spanischen Milchlasterfahrer?
     
    Der Anrufbeantworter Reiner Rahnenfeldts teilte nach fünfmaligem Freizeichen mit, dass die Praxis an Montagen geschlossen sei. Im Hintergrund der friedvollen, aber auch markanten Männerstimme spielten harmonische Harfenklänge.
Bei einem Notfall hilft mir das auch nicht,
dachte Angersbach naserümpfend. Andererseits: Bei einem medizinischen Notfall wandte man sich als normal gepolter Mensch auch nicht an einen Heilpraktiker.
Jedem das Seine.
    Als Sabine Kaufmann das Büro betrat, hob er den Blick.
    »Ich habe mich nach dem Jaguar erkundigt«, verkündete diese mit einem verschwörerischen Lächeln und wiederholte, was Mirco Weitzel ihr mitgeteilt hatte.
    Ralph schüttelte überrascht den Kopf. »Dann war das vorhin keine Zufallsbegegnung, nehme ich an.«
    »Ich glaube nicht an Zufälle«, verneinte Sabine, »und Sie offenbar auch nicht. Zufall wäre es, wenn er auf dem Hof eingekauft hätte und im Anschluss hierhergefahren wäre. Aber Frau Finke hat vorhin gesagt, dass wir die Ersten im Laden gewesen seien, stimmt’s?«
    Angersbach nickte kurz und fügte dann grübelnd hinzu: »Okay, gehen wir mal davon aus, er habe einen geschäftlichen Termin wahrgenommen. Da kommt mir als Erstes Reitmeyers Tochter in den Sinn, denn sie dürfte ja allein des Geschäfts wegen Bedarf an einem Rechtsbeistand haben. Hat der Anwalt auch einen Namen?«
    »Weitzel wusste es nicht mehr genau, aber ich habe ihn gebeten, ihn bei uns vorbeizuschicken.«
    »Gut gemacht«, lächelte Angersbach anerkennend.
    »Danke,
Chef
«, erwiderte Sabine ironisch, lächelte dann aber ebenfalls. »Haben Sie schon mit diesem Dr. Rahnenfeldt gesprochen?«
    »Ja und nein«, entgegnete Angersbach, »und im Übrigen können Sie sich den Doktortitel sparen. Der Mann ist vieles, aber kein zugelassener Arzt. Das braucht es in diesem Zweig auch nicht. Wie auch immer, Rahnenfeldt ist erst morgen wieder erreichbar, ab neun Uhr.«
    »Dann setzen wir das doch gleich als ersten Termin auf die Agenda«, murmelte die Kommissarin und zog sich ihren Stuhl

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